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Mit seinem Roman «American Psycho» ist der amerikanische Schriftsteller Bret Easton Ellis weltberühmt geworden. Er hat sich einen Ruf geschaffen als Autor, der kein Blatt vor den Mund nimmt. Diesem Ruf wurde er kürzlich in der «New York Times» gerecht. In einer Kolumne griff er die neue «Likes»-Kultur in den sozialen Medien frontal an. Sie verwandle uns in gleichgeschaltete Zombies, so der Tenor der Kolumne.
Wir können der «Likes-Kultur» nicht mehr entkommen, weder aktiv noch passiv. Das gilt auch für die Schweiz. Nach jedem Restaurantbesuch werden wir um eine Benotung gebeten. Wenn wir auch nur eine Nacht in einem Hotel verbringen, werden wir aufgefordert, die Qualität des Service, die Sauberkeit der Toiletten, die Freundlichkeit des Personals und was auch immer zu bewerten.
Ob wir eine Uhr, ein TV-Gerät oder ein Paar Schuhe erwerben, stets wird uns danach ein Fragebogen mit der Bitte nach Benotung zugestellt. Ganz übel ist es im Autobereich. Selbst wer nur die Winterpneus wechseln lässt, muss danach seine Zufriedenheit mit 20 Kriterien bekannt geben. Und wehe, wir weigern uns:
Umgekehrt ist ein schlechtes Rating für die Betroffenen verheerend. Restaurants, die negative Kritiken erhalten, überleben nicht lange, ebenso Hotels, die nicht mindestens drei Sterne auf Tripadvisor vorweisen können. Journalisten, deren Storys über längere Zeit nicht in der Liste der «meistgelesenen» erscheinen, haben bald einmal Probleme mit ihren Vorgesetzten und lernen daher frühzeitig, sich dem Geschmack ihrer Leser anzupassen.
Das Resultat ist der Triumph der Mittelmässigkeit und ein totalitärer Konformismus. Zu diesem Befund kommt auch Evgeny Morozov in seinem Buch «To Save Everything, Click Here». Der bekannte Internet-Kritiker sieht in der Pseudo-Perfektion der «Likes-Kultur» eine grosse Gefahr für die Werte der Aufklärung. Er illustriert dies am Beispiel der Musik.
Wahre Kultur, so Bret Easton Ellis, ist nicht zu verwechseln mit der «Likes-Kultur». «Selbstvertrauen erhält man nicht, indem man dies oder das likt, sondern indem man sich zu seinen Schwächen und Widersprüchen bekennt», stellt Ellis fest. Das wahre Verbrechen der «Likes-Kultur», so Ellis, «besteht darin, dass sie die Leidenschaft und das Individuum auslöscht.»