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1:6 im Dezember – na und? Alles was für einen Titanen wie die ZSC Lions zählt, ist der Titelkampf. Und hat nicht auch der SCB kürzlich 1:8 gegen Kloten verloren? Also ist die Pleite gegen den Meister einfach ein Spiel zum vergessen. Oder doch nicht?
Nein, ist es nicht. Das 1:8 gegen Kloten war in der Tat ein SCB-Betriebsunfall. Vor dem Spiel die Feierlichkeiten für Marco Bührer, dazu eine gehörige Unterschätzung des Gegners, der am Vorabend gegen Zug 0:7 verloren hatte – es war ein Untergang in Partylaune.
Die Ausgangslage der ZSC Lions für die Partie gegen den Meister war eine ganz andere. Keine Party störte die Konzentration. Von Unterschätzen kann nicht die Rede sein. Die Zürcher haben in einem Spitzenkampf kläglich versagt und nach diesem 1:6 darf ZSC-Sportchef Edgar Salis nicht zur Tagesordnung übergehen. Seine Mannschaft offenbarte die gleiche Schwäche, die schon 2015 und 2016 den Titel gekostet hat: die ungenügende Besetzung der Ausländerpositionen.
Die ZSC Lions haben die grösste Kadertiefe in der Liga. Keine Organisation verfügt über so viele so gute Schweizer Spieler. Und darin liegt die Ursache für eine beunruhigende Selbstüberschätzung. Die Schweizer sind so gut, dass Sportchef Edgar Salis die Ausländerpositionen nicht mit Führungs- sondern mit Ergänzungsspielern besetzt. Der SCB hingegen investiert die Ausländerlizenzen in Führungsspieler. Das kann in den Playoffs entscheidend sein.
Mark Arcobello und Andrew Ebbet sind Führungsspieler auf der Centerposition. Dominant in allen drei Zonen. Die ZSC Lions haben keine mit Arcobello und Ebbet vergleichbaren Center. Ihren besten Center, Luca Cunti, haben die Zürcher in ihrer Selbstüberschätzung (in der Annahme, ihn nicht mehr nötig zu haben) vergrault.
Bereits 2015 und 2016 waren zu schwache Ausländer einer der Hauptgründe für das Scheitern im Titelkampf gegen Davos und gegen den SCB. Die Zürcher können an einem guten Abend mit ihrem Tempohockey den SCB besiegen – aber dann muss alles stimmen und der gegnerische Widerstand darf nicht zu gross und zu rau sein.
Die ZSC Lions sind eine Schönwetterspitzenmannschaft, die unter dem schwedischen Trainer Hans Wallson zurzeit noch weiter von der Playofftauglichkeit entfernt ist als zuletzt unter Marc Crawford. Dazu passt die miserable Disziplin. Wenn eine der läuferisch besten Mannschaften der Liga in einem Spitzenkampf sieben kleine Strafen für «Operettenfouls» (Haken, Halten, Beinstellen, Stockschlag) und nicht für hartes Einsteigen kassiert und fünf Powerplaytore zulässt, dann ist das ein Hinweis darauf, dass sie für Playoff-Hockey zu weich ist. Dass sie sich zu schnell von einem hart einsteigenden Gegner (wie es in diesem Spitzenkampf der SCB war) frustrieren lässt. Die Zürcher verloren viel zu viele Zweikämpfe.
Und noch etwas muss die ZSC Lions beunruhigen: Leonardo Genoni war in diesem Spitzenkampf besser, charismatischer als Lukas Flüeler. Auch wenn es nur eine Momentaufnahme aus einer von 50 Qualifikationspartien war – eine Playoffserie gewinnt die Mannschaft mit dem besseren Torhüter.
Trainer Hans Wallson hat nach der Partie nichts beschönigt und keine Ausreden gesucht. Gut zwei Monate vor den Playoffs sind ihm die Mängel seiner Mannschaft spektakulär aufgezeigt worden. Wenn er daraus die richtigen Schlüsse zieht und Sportchef Edgar Salis bei den Ausländern nachrüstet – dann war es eine heilsame Niederlage und der Titelgewinn ist möglich. Wenn Hans Wallson diese klar ersichtlichen Mängel bis zu den Playoffs nicht zu korrigieren vermag, dann wird er am Ende der Saison ein grosses Problem haben.