Kaum hatte der Schiedrichter gepfiffen, sprintete er los: Keylor Navas. Der Real-Keeper wollte den fälligen Freistoss in der 76. Minute aber nicht etwa selbst treten, sondern seinem Teamkollegen Cristiano Ronaldo unbedingt noch einen Tipp geben. Nach einem 80-Meter-Sprint flüsterte er Ronaldo ein paar Worte ins Ohr, der Portugiese nickte und Navas kehrte in seinen Kasten zurück.
Real führt zu diesem Zeitpunkt dank zwei Ronaldo-Toren bereits mit 2:0. Um nicht in die Verlängerung zu müssen, brauchen die Königlichen unbedingt noch einen dritten Treffer. Und was macht Ronaldo? Er findet die Lücke in der Wolfsburg-Mauer und hämmert den Ball in die untere rechte Torecke. Diego Benaglio im «Wölfe»-Kasten ist chancenlos.
Real qualifiziert sich dank des 3:0-Siegs zum sechsten Mal in Folge für die Champions-League-Halbfinals. Und natürlich war Dreifach-Torschütze Cristiano Ronaldo nach der Partie der gefeierte Held.
Doch was hatte ihm Navas eigentlich ins Ohr geflüstert? Trainer Zinedine Zidane war ahnungslos: «Ich weiss, dass Keylor Cristiano etwas gesagt hat, aber was genau, weiss ich leider nicht», sagte er nach dem Schlusspfiff.
Wusste der Costa Ricaner etwa, wo die Lücke in der Mauer entstehen würde? Navas klärte sein Flüstergeheimnis nach der Partie gegenüber dem spanischen Radio-Sender «Cadena Ser» auf: «Ich habe ihm gesagt, er solle langsamer anlaufen und fest daran glauben, dass er treffen würde.» So einfach ist das: Langsamer anlaufen.
Navas erklärt seinen Tipp: «Wenn er Freistösse übt, setze ich mich oft neben dem Strafraum auf den Ball und schaue ihm aufmerksam zu, wie er es macht. Wir reden dann darüber und auch wenn es nicht viel ist, hilft es. Wir haben dabei oft bemerkt, dass der Ball immer aufs Tor geht, wenn er ein wenig langsamer anläuft.»
Ronaldo bedankte sich nach der Partie bei Navas für den erfolgreichen Flüstertipp. Nach dem Schlusspfiff freuten sich die beiden gemeinsam über den Halbfinal-Vorstoss und die abgewendete Blamage. (pre)