Konsumentenschützer, Politiker und Medien warnen seit Jahren davor: Denn immer wieder gelangen (zwielichtige) Firmen über Facebook-Spiele und andere Anwendungen wie zum Beispiel Psycho-Tests an die Daten von ahnungslosen Facebook-Usern. Die legal gesammelten Daten werden teils illegal weitergegeben. Nicht «nur» an irgendwelche Marketing-Firmen, sondern auch an selbsternannte Wahlkampf-Firmen wie Cambridge Analytica.
In der aktuellen Causa «Cambridge Analytica», die Facebook bis in die Grundfesten erschüttert, sammelten Dritte unter dem Deckmantel akademischer Forschung im grossen Stil Facebook-Profil-Daten und verkauften sie ohne Einwilligung der Betroffenen an die höchst umstrittene Firma Cambridge Analytica weiter. Die persönlichen Daten sollen für weltweit über 200 Wahlkampagnen missbraucht worden sein.
Weil 270'000 Nutzer für den Persönlichkeitstest «thisisyourdigitallif» ihr Facebook-Login verwendeten, ermöglichten sie der Persönlichkeitstest-App den Zugriff auf die Daten ihrer Facebook-Kontakte. So gelangten die Datensammler von Cambridge Analytica nicht nur an die Profildaten der Persönlichkeitstest-Nutzer, sondern auch die Daten der jeweiligen Facebook-Freunde.
Das Problem dabei: Man kann am Ende nie genau sagen, wo diese Daten landen und wer damit was anstellt. Im Fall von Cambridge Analytica wurde anhand der Charaktermerkmale der Menschen hinter den erworbenen Profilen zielgerichtet Wahlwerbung gestaltet.
Wenn deine Facebook-Kontakte Apps, Games oder Webseiten Zugriff auf ihr Profil geben, können die Anwendungen auch deine Daten absaugen, sofern du dies nicht aktiv in den Facebook-Einstellungen verhinderst. Wähle hierzu auf der Facebook-Webseite Einstellungen --> Apps --> Von anderen Personen verwendete Apps.
Auch mir war nicht bewusst, dass meine Facebook-Freunde meine Daten an Apps weitergeben können, ohne dass ich etwas davon erfahre. Deaktivieren kann man das unter: Einstellungen > Apps pic.twitter.com/222gMLYgPv
— Martin Sauter (@msauter) 19. März 2018
Cambridge Analytica wurde bekannt als die Firma, deren Datenauswertung angeblich Donald Trump zum Sieg bei der US-Präsidentenwahl 2016 verholfen haben soll. In Sitzungen mit Journalisten, die sich als potenzielle Kunden ausgaben, gaben die Cambridge-Analytica-Manager laut dem TV-Sender Channel4 zu, bei weltweit über 200 Wahlen «mitgewirkt» zu haben. Etwa in Nigeria, Kenya, Malaysia, Tschechien, Indien, Argentinien und den USA. Laut früheren Mitarbeitern setzte sich Cambrige Analytica auch für den Brexit ein.
Der aktuelle Fall ist nur die Spitze des Eisberges. Das auf Facebook-Betrügereien spezialisierte Online-Portal Mimikama warnt seit Jahren vor dubiosen Facebook-Apps wie Dein Seelenverwandter. «Diese Apps fordern legal eine gewisse Freigabe für deinen Account und sammeln somit von dir abgesegnet deine Daten», schreibt Mimikama. Die App «Dein Seelenverwandter» «generiert Statusmeldungen mit den Profilbilder Dritter – ohne diese zu fragen.» Denn auch hier gilt: Wer die Anwendung nutzt, gibt seine Freundesliste an die App frei. Um dies zu verhindern, muss man wie oben beschrieben selbst aktiv werden.