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Warum die Young Boys den Titel verdient haben

Die YB Spieler Guillaume Hoarau, Christian Fassnacht, Miralem Sulejmani, Kevin Mbabu und Roger Assale, von links, jubeln nach dem Eigentor zum 2:0 durch Basels Marek Suchy, rechts am Boden, im Schweiz ...
Jubelnde Young Boys, frustrierte Basler: So wollen wir es am Saisonende sehen.Bild: KEYSTONE
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Hallo YB, lasst euch nicht ver..., ihr habt den Titel verdient

19.03.2018, 19:0620.03.2018, 10:25
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Also ehrlich, liebe Young Boys,

ich weiss nicht, was meinen ansonsten geschätzten Kollegen Toggweiler geritten hat. Hat er euch doch aufgefordert, es noch einmal zu ver... nein, ich werde dieses doofe Verb nicht verwenden! Weil es euch gegenüber unfair ist. Und weil es in dieser Super-League-Saison aus YB-Perspektive nur eine Frage geben kann:

Wann, wenn nicht jetzt?

Ich war wie der Toggi nie ein grosser Fan von euch, mein fussballerisches Herz schlägt seit ich denken kann für den FCZ. Aber eine gewisse Sympathie für Gelb-Schwarz war immer vorhanden. Ich habe mit euch gelitten, wenn ihr es in den letzten 30 Jahren wiederholt auf Slapstick-artige Weise noch ver...geigt habt, nachdem ihr bereits eine Hand oder mehr am Kübel hattet.

Aber jetzt scheint der Ball endlich für euch zu rollen.

Keine Mannschaft spielt ähnlich dominant und stilsicher wie YB. Der Cup-Halbfinal gegen den FC Basel war in dieser Hinsicht eine Offenbarung. Wann wurde Rotblau das letzte Mal von einem heimischen Konkurrenten dermassen an die Wand gespielt?

Und vor allem: Ihr könnt notfalls einen Sieg erzwingen, wie am Samstag – ausgerechnet – beim FCZ. Aus diesem Holz sind Meister geschnitzt.

Ich würde es euch echt gönnen, und das nicht nur wegen eurer Spielweise. Sondern wegen Christoph Spycher, der nun auch als Sportchef beweist, dass er mehr drauf hat als gewöhnliche Balltreter. Und wegen Adi Hütter, der dieses YB aufgebaut hat. Oder wegen Guillaume Hoarau, die coolste Nummer, die mit einer Rückennummer über die hiesigen Fussballplätze trabt. Und wegen Marco Wölfli, dem nach Jahren als Bankdrücker ein märchenhaftes Happy-End winkt.

Man könnte weitere Dinge erwähnen, etwa eure treuen und leidensfähigen Fans, die es verdient hätten, endlich einen Pokal bejubeln zu dürfen. Ich spreche aus Erfahrung, nie werde ich den Moment vergessen, an dem uns Iulian Filipescu in der 93. Minute nach 25 langen Jahren wieder zum Meister gemacht hat. Ich würde euch diese Euphorie von Herzen gönnen.

Die sechs Pfeiler des YB-Erfolgs

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Die sechs Pfeiler des YB-Erfolgs 2018
Marco Wölfli – Der Torhüter steht so sehr für das Berner Versagen wie keiner. Als sich David von Ballmoos, die Nummer 1 im Tor von YB, im Winter verletzte, waren rund um Wölfli bereits wieder skeptische Stimmen zu hören. Doch der 35-Jährige reagiert unaufgeregt mit soliden Leistungen. Und verleiht seinem Team viel Ruhe.
quelle: keystone / peter schneider
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Dem FC Basel hingegen kann man in seiner derzeitigen Verfassung gar nichts gönnen. Es wäre vielmehr der reinste Hohn, wenn er trotzdem den Titel holen würde. Seine Erfolge in der Champions League sind Augenwischerei, auch die beiden Siege gegen die Teams aus Manchester.

Der FCB kann noch so oft gegen Premier-League-Klubs gewinnen, man wird ihn als Schweizer Klub auf der Insel niemals wirklich ernst nehmen, wenn für den Gegner nichts auf dem Spiel steht.

In der Champions League erhalten die Basler Raum für ihr Tempospiel. In der Super League hingegen macht man ihnen die Räume dicht. Die Ausgabe 2017/18 der Rotblauen kann damit nicht umgehen. Bestes Beispiel dafür ist Dimitri Oberlin. Auf der freien Wildbahn der Champions League kann er mit seinem Speed glänzen. Im Dickicht der Super League wird er zum Irrläufer.

Am Sonntag hat der FCB gegen Sion den ersten Heimsieg 2018 gefeiert, dank freundlicher Mithilfe des gegnerischen Goalies. Der arrogant gewordene Serienmeister hätte es verdient, sogar die CL-Quali zu verpassen. Aber sicher nicht, dass die Fussballgötter für ihn «Punkte regnen lassen».

Überhaupt, die griechische Mythologie. Odysseus «verdankte» seine Irrfahrt höherer Gewalt. Der Meeresgott Poseidon hatte ihn dazu verdonnert, nachdem der listenreiche Grieche dessen Sohn, den einäugigen Riesen Polyphem, aufs Kreuz gelegt und abgemurkst hatte. Was habt ihr Young Boys verbrochen, dass die Götter euch dermassen strafen sollten?

Die YB-Geschichte – die besten Bilder seit der Gründung 1898

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Die YB-Geschichte – die besten Bilder seit der Gründung 1898
Am 14. März 1898 gründeten die Gymnasiasten Max Schwab, Hermann Bauer, Franz Kehrli und Oskar Schwab den FC Young Boys. Den Klubnamen Young Boys wählten sie in Anlehnung an den damals populären Basler Verein BSC Old Boys. Hier wird auf dem «Schwellenmätteli» unterhalb der Kirchenfeldbrücke trainiert.
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Ich zähle auf euch, dass ihr es dieses Mal nicht ver...bockt. Nach der Nati-Pause kommt der FCB zum «Gipfeltreffen» ins Stade de Suisse. Dann könnt ihr ihm ein für allemal den Meister zeigen. Falls es jedoch wieder schief geht, ist euch nicht mehr zu helfen.

PS: Ich gebe zu, ganz uneigennützig ist mein Mitfiebern nicht. Ich gehe davon aus, dass der Meistertitel euch dermassen ins Delirium versetzen wird, dass der FCZ sich eine Woche später den Cup krallen wird ;-)

Eine Liebeserklärung an den BSC Young Boys

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58 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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ybfreak
19.03.2018 19:25registriert Dezember 2015
Hey Peter, danke für den Artikel! Keine Angst, YB wird dieses Jahr den Titel nach Bern holen, davon bin ich überzeugt. Auch deshalb, weil es Basel nicht zuzutrauen ist, eine Siegesserie zu starten. Wo ich dir aber wiedersprechen möchte, ist die Sache mit dem Cupfinal. Sofern die Berner ihre PS auf den Rasen bringen, sind sie auf heimischen Rasen kaum zu bezwingen. Natürlich ist in diesem einen Spiel alles möglich, aber Hütter wird es nicht zulassen, dass YB Deliriums-Geschwächt in diese Partie geht. Mal abgesehen davon, dass YB wahrscheinlich genug früh Meister wird, um schon vorher zu feiern.
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TanookiStormtrooper
19.03.2018 21:05registriert August 2015
Immerhin hat Herr Blunschi etwas mehr Ahnung von griechischer Mythologie. Aber den Cup können die Berner von mir aus auch gleich haben, denn in Punkto Arroganz stehen die Zürcher dem FCB in nichts nach...
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Palatino
19.03.2018 20:57registriert Juli 2015
YB wird Meister weil... es über mehrere Dosenöffner verfügt! Und mit Dosenöffner meine ich nicht das Küchenutensil, sondern Spieler, welche gegen defensive und destruktiv ausgerichtete Gegner den Unterschied machen und Tore vorbereiten oder auch erzielen können: Die Aussenverteidiger Mbabu und Benito mit ihren Rushes und Flanken, Assalé mit seinen Schüssen aus der Kurz- und MItteldistanz, Hoarau mit seiner blossen Präsenz und SulejMANI mit seinen Freistössen. Macht 5 Dosenöffner, die anderen SL-Mannschaften verfügen höchstens über 1 oder 2 Spieler mit dieser Qualität. Und deshalb wird YB...
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