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Die christlichen Kirchen stecken in unseren Breitengraden in der Krise, ihre Heilslehre ist antiquiert und nicht mehr sexy. Da die religiösen Bedürfnisse nicht in grossem Stil schwinden, brauchen die entfremdeten Gläubigen Ersatz. Denn nur die wenigsten Leute setzen sich so intensiv mit religiösen Fragen auseinander, dass sie allenfalls Agnostiker oder Atheisten werden.
Als Alternative bietet sich vor allem der Buddhismus an. Der Hype um den Dalai Lama, der am 14. Oktober im Zürcher Hallenstadion auftritt, verdeutlicht die Hinwendung zu fernöstlichen Heilsvorstellungen.
Der Buddhismus hat ein freundliches Gesicht und gilt als sanfte Glaubensform. Er ist keine Religion im eigentlichen Sinn, sondern eher eine spirituelle Weltanschauung oder ein Lebensweg. Gott spielt kaum eine Rolle. Der historische Buddha geht davon aus, dass Gier, Hass und egoistische Lebensmotive die Menschen antreibt.
Damit liegt er zweifellos richtig, wie ein Blick in die Gegenwart zeigt. Diese unschönen Eigenschaften bringen auch heute noch viel Leid in die Welt. Möglicherweise mehr denn je. Vielleicht müsste man Buddha zuflüstern, er habe die Macht vergessen.
Wenn nun aber die reichen und verwöhnten Neo-Buddhisten aus dem Westen den Buddhismus verklären und mit ihrem Mercedes ins Hallenstadion pilgern, verhöhnen sie den Buddhismus. Denn die Heilslehre bedeutet vor allem Verzicht. Um das Leiden auf der Welt zu überwinden, hat Buddha radikale Verhaltensregeln aufgestellt.
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Er verlangt, dass keine Lebewesen getötet werden, dass wir nichts annehmen, das uns nicht gegeben wird (die Bettelmönche setzen das Gebot mit den Bettelschalen in der Hand konsequent um), dass wir keine ausschweifenden sinnlichen Handlungen vollziehen, nicht lügen und keine berauschenden Substanzen konsumieren.
Der Weg zum vorbildlichen Menschen führt über die Meditation. Sie soll uns befreien von allen äusseren Bindungen und Bedürfnissen. Ziel ist unter anderem, innerlich leer zu werden. Letztlich geht es um die Überwindung des Ich, von dem die Gier ausgeht. Sie führt in die Entsagung gegenüber äusserlichen Aspekten und Dingen.
Das sind übermenschliche Anforderungen – vor allem für Wohlstandsmenschen. Ausserdem wird die grobstoffliche Welt abgewertet und verteufelt. Sie ist ein einziges Reservoir an Versuchungen, die uns vom Heilsziel abbringen.
Der Buddhismus lernt die Gläubigen nicht, mit den Trieben und alltäglichen Bedürfnissen verantwortungsvoll umzugehen. Diese müssen verdrängt und durch Meditation überwunden werden. Es ist der untaugliche Versuch, das Böse aus der Welt zu verdrängen. Eine Form von Gehirnwäsche.
Doch will ich mich einseitig auf die geistige Welt konzentrieren und das Äussere eindämmen? Geht das überhaupt? Zweimal nein. Beide Aspekte sind Realität und machen das Sein aus. Wer sich nur auf eine Seite konzentriert, spaltet einen Teil seines Bewusstseins ab und handelt sich womöglich psychische Probleme ein.
Unsere Sinne und Gefühle sind die stärksten Lebensenergien und stark an die äussere Welt gebunden. Eine radikale Vergeistigung, wie sie der reine Buddhismus lehrt, führt zu einer Verarmung und Einschränkung des Bewusstseins. Das Innere und Äussere bedingen sich gegenseitig. Es ist eine mentale Vergewaltigung, einen Aspekt überwinden zu wollen.
Deshalb stecken westliche Buddhismus-Fans auch in religiösen Fragen in der Konsumfalle gefangen.