Eigenproduktionen wie «Jessica Jones» und «Altered Carbon» haben Netflix mehr Neukunden beschert als vorhergesagt. Für das erste Quartal bis Ende März gab der Internet-Filmdienst weltweit einen Zuwachs von 7,4 Millionen Abonnenten auf insgesamt 125 Millionen bekannt.
Darunter waren knapp 119 Millionen zahlende Kunden, wie der Video-Streaming-Marktführer bekannt gab. 5,5 Millionen der Kunden schauten ausserhalb des US-Heimatmarktes das Angebot von Netflix. Der Umsatz stieg auf 3.7 Milliarden Dollar, ein Zuwachs von 40 Prozent zum Vorjahreszeitraum. Der Nettogewinn stieg auf 290.1 Millionen Dollar nach 178.2 Millionen.
Die Quartalszahlen übertrafen die Prognosen der Analysten klar. Die Aktie schoss nachbörslich zunächst um über sieben Prozent nach oben. Seit Jahresbeginn hat der Kurs schon um über 60 Prozent zugelegt. Auch der mit Spannung erwartete Geschäftsausblick kam am Markt gut an. Im laufenden Vierteljahr will Netflix den Umsatz um 41 Prozent und die Gesamtzahl seiner Nutzer auf über 131 Millionen ausbauen.
Um Rivalen wie Amazons Prime-Videodienst oder Hulu auf Distanz zu halten, nimmt Netflix viel Geld für eigene Produktionen in die Hand. Das Unternehmen bekräftigte, dieses Jahr 7.5 bis 8 Milliarden Dollar für eine weite Bandbreite an exklusiven Inhalten auszugeben. Dazu zählten Serien, Filme, Dokumentationen und Comedy-Formate.
Analysten von Cowen & Co zufolge ist der Anteil an Eigenproduktionen für monatliche Abonnenten zum Vorjahr um 85 Prozent auf 483 Stunden gestiegen, ein Rekordwert.
Netflix hat sich einen grossen Namen mit selbstproduzierten Serien wie «House of Cards» oder zuletzt «Stranger Things» gemacht und ist mittlerweile nach eigenen Angaben in mehr als 190 Ländern zu empfangen.
Nicht überall kommt der Siegeszug des 1997 als Online-DVD-Verleih im kalifornischen Los Gatos gegründeten Unternehmens jedoch gut an. So wird es beim bekannten Filmfestival im französischen Cannes in diesem Jahr keine Netflix-Produktionen mehr im Wettbewerb um die Goldene Palme geben. Nach heftiger Kritik, Cannes sei zur Werbeplattform für Netflix-Filme geworden, die vor allem im Abonnement zu sehen sind, wurden die Regeln geändert. Von nun an dürfen nur noch Filme gezeigt werden, die in Frankreich auch in die Kinos kommen.
«Wir bedauern, dass unsere Filme in diesem Jahr nicht beim Filmfestival in Cannes konkurrieren können», erklärte Netflix im Brief an die Aktionäre. Die neuen Regeln würden bedeuten, dass Produktionen, die am Wettbewerb teilnehmen, in Frankreich drei Jahre lang nicht bei Netflix im Streaming-Angebot laufen dürften. Das sei für die französischen Nutzer unzumutbar. «Wir werden unsere Filme und Filmemacher weiterhin bei anderen Festivals rund um den Globus feiern, aber leider müssen wir in Cannes aussetzen», so Netflix. (sda/dpa/reu)