Swisscom mistet ihre alten Handy-Abos aus. Abos wie «Natel swiss liberty», «Natel basic liberty» oder «Natel liberty primo» werden nicht mehr länger angeboten, berichtete am Montag das SRF-Konsumentenmagazin «Espresso». Kunden, die davon betroffen sind, haben in den letzten Tagen Post erhalten. Darin steht, dass das alte Abo auf den 8. November automatisch durch ein anderes, teureres Abo abgelöst werde.
Die Kunden wurden also nur gut einen Monat vor dem automatischen Abowechsel informiert. Swisscom sagt, der Wechsel erfolge laufend und man informiere die Kunden mindestens 30 Tage im Voraus.
Dass alte Handy-Abos vom Markt verschwinden, ist ein normaler Vorgang und an sich kein Problem. Umstritten sind jedoch die Methoden des Marktführers: Bei den neuen Abos handelt es sich teils um Flatrate-Angebote, bei denen Gesprächsminuten und Datenvolumen inklusive sind – dafür sind sie aber auch deutlich teurer. Das Konsumentenmagazin «Espresso» schreibt:
Gewisse Swisscocm-Kunden zahlen also auf einen Schlag je nach Abo 191 bzw. 124 Prozent mehr. Swisscom verweist auf ihre Allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB), die solche automatischen Abowechsel vorsehen.
In den Reaktionen gegenüber «Espresso» reden die Betroffenen von «Frechheit», «Unverschämtheit» und «hundslausig». Für manche der Betroffenen kann das neue Flatrate-Abo zwar günstiger sein als das alte Abo, bei denen für Anrufe und Internetnutzung separat Kosten anfielen, aber viele haben sich bewusst für ein sehr günstiges Handy-Abo entschieden, weil sie selten telefonieren oder so gut wie nie auf dem Smartphone im Netz surfen. Es gehe der Swisscom offenbar nur darum, möglichst viel Geld aus ihren langjährigen Kunden herauszupressen, sagen die Betroffenen gegenüber dem SRF.
Die Swisscom verteidigt ihr Vorgehen und schreibt: «Wir haben für den Vorschlag die bezogenen Leistungen der Kunden berücksichtigt und ihnen jeweils das nächst passende Abo vorgeschlagen. Die Gesamtkosten für Kunden sind in vielen Fällen tiefer. Aber es gibt auch Kunden, die neu etwas mehr zahlen müssen.» Und weiter: «Falls für den Kunden künftig ein aktuelles Swisscom-Abo aufgrund der niedrigen Nutzung keine Lösung mehr ist und wir ihm kein passendes Abo vorschlagen konnten, kann im persönlichen Gespräch mit unseren Mitarbeitern jederzeit eine Alternative gefunden werden.» Es sei auch möglich auf ein Prepaid-Angebot zu wechseln.
Diese Abos sind betroffen:
Wer mit dem automatischen Abowechsel nicht einverstanden ist, kann die Gelegenheit packen und zu einem günstigeren Anbieter wechseln. Die Konkurrenz hat sehr attraktive Abos für 19 bis 29 Franken im Angebot – teils inklusive Flatrate. Wer sein Handy aber eh nur selten nutzt, dürfte in den allermeisten Fällen mit einem Prepaid-Angebot am besten fahren.
Sollte Swisscom auf Ihrer Forderung bestehen, die @ombudscom einschalten. Wenn das tausende Betroffene Kunden machen, wird Swisscom sehr schnell zurückrudern (Verfahren vor der Ombudscom ist für Swisscom ein Heiligtum).
— Ralf Beyeler (@ralfbeyeler) 8. Oktober 2018
Automatische, vom Kunden nicht gewünschte Abo-Upgrades, haben bei den Telekom-Anbietern System. Bereits Ende August informierte Swisscom Teile ihrer Kundschaft, dass die bislang günstigsten Internet-Abos minim schneller und gleichzeitig teurer werden. Wer damit nicht einverstanden ist, muss selbst aktiv werden und sich wehren. UPC und Sunrise nutzen seit Jahren die gleichen Tricks.
Die Methoden von Swisscom und Co. haben zuletzt auch die Stiftung für Konsumentenschutz auf den Plan gerufen: «Aktuell gehen bei uns zahlreiche Protestschreiben wegen der einseitigen Vertragsänderung durch Swisscom ein. Wir haben Swisscom dazu aufgerufen, die Vertragsanpassungen zu widerrufen und künftig auf solche Opt-Out-Spielchen zu verzichten. Wir warten auf eine Antwort», schrieb die SKS Anfang September.
Swisscom verteidigte vor einem Monat ihre einseitigen Tarifänderungen bei den Internet-Abos, für die sie zum Teil harsch kritisiert wurde. Auf die Frage, ob solche automatischen Preiserhöhungen künftig zur Strategie zählten und regelmässig erfolgten, sagte Finanzchef Mario Rossi im Interview mit der Nachrichtenagentur AWP: «Nein, sicher nicht.»
Beide Online-Vergleichsdienste bieten einen umfassenden Tarifrechner, der die aktuell günstigsten Handy-Abos und Prepaid-Angebote findet, die deinem individuellen Nutzungsverhalten entsprechen.