Dieser Beitrag dreht sich um Tech-Zeugs, das in den letzten zehn Jahren (ca. 2010) gefloppt ist. Es handelt sich um die persönliche Sicht des Digital-Redaktors. Begründeter Widerspruch und Alternativ-Vorschläge sind willkommen, schreib uns deine, äh, «Favoriten» via Kommentarfunktion!
Zu den Spielregeln: Der Beitrag dreht sich um Hardware und Software, die tatsächlich auf den Markt kam, bzw. für hiesige User verfügbar war. Unveröffentlichte Produkte können per Definition kein Flop sein. Darum fehlt zum Beispiel Airpower von Apple. (Die Kalifornier haben die Ladematte fürs induktive Aufladen von iPhone, Apple Watch und Co. 2017 offiziell vorgestellt, sie aber nie in den Verkauf gebracht.)
Berücksichtigt wurden Produkt, die in den letzten zehn Jahren lanciert wurden, und/oder in dem Zeitraum floppten. Zugelassen sind übrigens auch Unternehmen, falls sie gesamthaft betrachtet eine krasse Fehlleistung erbracht haben.
Doch genug des Vorgeplänkels, kommen wir endlich zu den grössten Tech-Fails des Jahrzehnts.
🙈
Das war ab 2009 eine der am stärksten von Industrie und Medien gehypten Technologien fürs Wohnzimmer. Mit «Avatar» lieferte Hollywood einen Kino-Blockbuster auf Blu-Ray-Disc, der die Stärken der 3D-Fernseher demonstrieren sollte.
2017 strichen LG und Sony als letzte namhafte TV-Gerätehersteller die Unterstützung. Industrieweit setzt man seither vor allem auf 4K, bzw. Ultra-HD, und auf HDR.
Ab 2014 sorgte das Kickstarter-Projekt für Schlagzeilen. Zunächst für positive (ja, auch bei watson 😏). Dann nahm das Unheil seinen Lauf und es zeigte sich, dass eine lustige Idee und viel Enthusiasmus nicht genügen, um ein in China fabriziertes Plastik-Gadget nachhaltig zu verkaufen. Viele Crowdfunding-Investoren, aka Käufer, gingen leer aus. Und auf coolest.com läuft ein uncooler Liquidations-Verkauf.
Abschreckendes Beispiel ist Tay.
Tay war ein von Microsoft entwickelter Chatbot, der im März 2016 via Twitter an die Öffentlichkeit trat und dank künstlicher Intelligenz von den Usern «lernen» sollte. Innert 24 Stunden wurde Tay gelehrt, eine Reihe von rassistischen, sexistischen und antisemitischen Aussagen zu wiederholen. Resultat: Man zog ihn aus dem Verkehr. The Verge kommentiert treffend ironisch: «Willkommen im Internet, Tay».
Nach andauernden Verlusten teilte der kanadische Smartphone-Pionier 2016 mit, dass er keine Smartphones mehr mit dem eigenen, als abhörsicher gepriesenen System entwickle. Auch der Android-Nachfolger KeyOne floppte.
Bye-bye, Tasten-Handys! 😢
Mit nur einem Betriebssystem wollte Microsoft eine Brücke schlagen zwischen Desktop und Tablet. Wollte.
«Riesige Buttons, umständliche Wisch-Gesten und monströse Bildschirme» seien schlicht und ergreifend Schwachsinn, brachte es ein deutscher Blogger auf den Punkt.
Wenn Nerd-Träume brutal einklappen. Viel mehr gibts dazu (momentan) nicht zu sagen, ausser: 1. Ich hatte es geahnt, nur wollte kaum jemand auf mich hören. 2. Die Südkoreaner haben bereits einen neuen Anlauf genommen.
To be continued ...
2011 lanciert. Die Hipster-Alternative zum (damals noch belächelten) Marktführer Facebook. Die NZZ schrieb:
Dann verging nicht nur Google das Lachen.
Nach einer im Oktober 2018 publik gewordenen gravierenden Datenpanne wurde der «Facebook-Killer» ein halbes Jahr später gekillt. Am 2. April 2019 hiess es RIP Google Plus.
Sie kam 2012, und ging 2017. Dazwischen herrschte viel Verwirrung und Ärger rund um die Spielkonsole, die Sonys Playstion und der Xbox Konkurrenz machen sollte. Es war das am schlechtesten verkaufte Produkt der Japaner, die ein Jahr später zum Glück mit der «Switch» nachlegten.
2016. 🔥🔥🔥
2012 mit viel Tamtam präsentiert. Zum saftigen Preis kamen Datenschutzbedenken, technische Fehler, geringe Akkulaufzeit, Verbote und Googles Unfähigkeit, dem Hype gerecht zu werden. Nach zwei Jahren enttäuschender Verkäufe war klar, dass die Konsumenten die 1500-Dollar-Brille nicht wollten. 2015 wurde die Entwicklung eingestellt.
Wir alle machen Fehler. Und ja, es kommt vor, dass wir Fehler wiederholen. Aber gleich x-mal?! Und wider besseres Wissens? Genau das hat Apple getan: Nachdem sich die ab 2015 verbaute Macbook-Tastatur als fehleranfällig erwies, hielt man am Butterfly-Mechanismus fest. Erst in diesem Herbst, also vier Jahre nach der Einführung, liess die Konzernführung die Fehlkonstruktion ersetzen. Neu gibts das Macbook Pro mit der neuen alten Scheren-Tastatur. «Magic!»
Vor zehn Jahren schrieb Steve Jobs einen offenen Brief an Adobe und erteilte dem Flash-Player eine Abfuhr. Die Web-Technologie, die es ermöglicht, Videos abzuspielen, sei aus der PC-Ära und nicht mehr zeitgemäss.
Mittlerweile lehnt nicht nur der Apple-Browser Safari Flash komplett ab, sondern auch der von Google, Chrome. Und die Google-Suche listet keine Flash-Inhalte mehr.
Im Juli 2017 hat Adobe angekündigt, dass der Support für den Flash-Player Ende 2020 eingestellt werde. Stattdessen setzt man auf offene und sichere Standards (HTML 5).
Es wird also ein ganzes Jahrzehnt gedauert haben, bis das für seine Sicherheitslücken berüchtigte Plug-in von der Bildfläche verschwunden sein wird. Schaden: unbezifferbar.
Über Jahre versuchte Microsoft, dem Duopol von Apple und Google etwas entgegenzusetzen. Es wurde sehr viel Geld und Entwicklungszeit ins eigene Betriebssystem Windows Phone gesteckt – ohne zählbaren Erfolg. Sogar der Exklusiv-Deal mit der Kultmarke Nokia und die anschliessende Übernahme brachte nichts als Verluste ein und man kam nie über ein paar Prozent Marktanteil hinaus. 2016 zog Microsoft die Notbremse, 2017 wurde Windows Phone offiziell begraben.
Ein angeblicher Ex-Nokia-Mitarbeiter behauptete später, Nokia habe sich zu stark auf den Wettbewerb mit Apples iPhone konzentriert und Android aus den Augen verloren. Auch der Ruf von Windows 8 habe sich negativ ausgewirkt.
Dank Edward Snowden wissen wir im Detail, wie der US-Geheimdienst Freund und Feind bespitzelt und welch ungeheures Ausmass die digitale Massenüberwachung hat. Als hätte der amerikanische Big Brother nicht schon genug Schaden angerichtet, liessen sich die staatlichen Hacker auch noch brandgefährliche Werkzeuge, bzw. Cyberwaffen, stehlen, wie zum Beispiel den Windows-Exploit EternalBlue. Die Folge waren weltweite Malware-Attacken à la «WannaCry». Kriminelle infizierten hunderte Millionen PCs rund um den Globus und verursacht mit Lösegeldtrojanern Milliardenschäden.
Angetreten, um Mark Zuckerberg unfassbar reich zu machen die Menschen online zu verbinden, ist Facebook innert einem Jahrzehnt zur tödlichen Gefahr für jede Demokratie herangewachsen. Und wir alle sind daran mitschuldig. Sei dies, weil wir trotz Alternativen weiter WhatsApp nutzen, sei dies, weil wir Instagram mit unseren Daten und unserer Aufmerksamkeit füttern und den amerikanischen Konzern dahinter mit unseren Werbegeldern, sei dies, weil wir nicht die richtigen Politiker wählen, um die Datenkraken zu stoppen.
Bei der Bestimmung seiner persönlichen Tech-Flops hat sich der watson-Redaktor von folgenden Kollegen der schreibenden Zunft inspirieren lassen:
PS: Flop oder Flopp? Siehe duden.de.
Man nennt die Kassette ja auch nicht Flop, nur weil sie von der CD abgelöst wurde.
Wenn schon ein Flop aus diesem Bereich, dann ist das Silverlight. Gross angekündigt und ein paar Jahre später still sterben lassen.