Ich bin zwei Wochen auf Samsungs 2000-Franken-Handy umgestiegen und das kam raus
Mit dem Galaxy Z Fold 7 meldet sich Samsung zurück. Das neue Falt-Smartphone wird in vielen Testberichten fast schon überschwänglich gelobt. Endlich müsse man bei Form, Gewicht und Kamera keine Kompromisse mehr eingehen.
Ich war vor meinem Test skeptisch, da sich Samsung bei seinen Foldables in den letzten Jahren wenig innovativ zeigte. Doch so täuscht man sich. Das neue Fold 7 bringt tatsächlich die grösste Weiterentwicklung der Fold-Serie seit Jahren – und das beginnt bereits beim Design.
Design
Auf den ersten Blick fällt auf, wie viel dünner und leichter das Fold 7 gegenüber dem Vorgängermodell ist. Samsung hat es erstmals geschafft, ein faltbares Smartphone zu bauen, das zugeklappt nicht dicker als ein herkömmliches Mobiltelefon ist.
Galaxy Z Fold 7 und Fold 6 im Vergleich
Das neue Foldable ist so dünn wie ein normales Smartphone
Das frühere Manko, schwer und klobig zu sein, hat das neue Fold abgelegt. Zusammengeklappt ist es 8,9 mm dick, das sind 3,2 mm weniger als beim Vorgänger. Es passt problemlos in meine Hosentasche, auch mit Hülle, und lässt sich zu einem nur 4,2 mm dünnen Tablet aufklappen.
Das Gerät hat auch 24 Gramm abgespeckt und wiegt noch 215 Gramm. Damit ist es leichter als ein iPhone 16 Pro Max, Google Pixel 9 Pro XL oder Galaxy S25 Ultra. Das erste Fold wog übrigens 276 Gramm und war mit 17,1 mm fast doppelt so dick. Zwischen dem Original-Fold vor sechs Jahren und dem Fold von heute liegen Welten, auch was die Robustheit angeht.
Die wichtigste Neuerung: Zugeklappt hat das Fold 7 endlich die Form eines herkömmlichen Smartphones. Das Aussendisplay weist somit eine vernünftige Breite auf und ist nicht mehr seltsam schmal und langgestreckt, was etwa das Tippen von Nachrichten erschwerte. Ob Fotos knipsen oder News-Apps lesen, alles fühlt sich nun wie bei einem gewöhnlichen Handy an.
Zum Vergleich: Das erste Fold
Das extrem schmale Display der alten Fold-Modelle machte keinen Spass. Ständig hatte ich das Bedürfnis, das Gerät aufzuklappen, weil alles zu klein war. Wichtig ist für mich daher, dass sich das neue Fold wie ein herkömmliches Handy anfühlt und genau so genutzt werden kann.
Das Display auf der Vorderseite ist auf Top-Niveau, vergleichbar mit den allerbesten Displays normaler Smartphones.
Geöffnet kommt das faltbare Innendisplay mit einer Diagonale von 8 Zoll (ca. 20 cm) zum Vorschein.
Der Bildschirm ist beinahe quadratisch, womit ich im Alltag überraschend gut zurechtkomme. Auf dem grossen Innendisplay kommen Fotos und Videos trotz schwarzer Balken deutlich besser zur Geltung als auf einem gewöhnlichen Smartphone. Auch Menschen, die oft unterwegs Grafiken, Pläne oder Excel-Tabellen studieren müssen, dürften das Fold mögen. Persönlich lese ich längere Texte gerne auf diesem 8 Zoll grossen Bildschirm. Er ist qualitativ hochwertig und hell, spiegelt jedoch stark.
Der Falz in der Mitte wurde weiter reduziert, ist aber immer noch minim spürbar und je nach Lichteinfall gut zu sehen, insbesondere wenn man von der Seite aufs Display blickt. Persönlich nehme ich den Falz im Alltag kaum wahr und empfinde ihn nicht als störend. Ernüchternd ist eher, dass noch immer diverse Android-Apps nicht für grössere Displays optimiert sind.
Das faltbare Display ist 11 Prozent grösser als beim Vorgänger, was auch die Nutzung mehrerer Apps im Splitscreen oder als schwebende Fenster erleichtert. Persönlich muss ich nicht mehrere Apps gleichzeitig sehen, aber Poweruser werden es schätzen, dass sich alle Apps in beliebiger Grösse darstellen lassen.
Neubesitzer eines Fold 7 könnten es anfangs knifflig finden, das dünne Foldable zu öffnen. Der Grund: Die beiden Hälften liegen fest aufeinander, damit kein Schmutz eindringt. Eigentlich gut, aber gemeinsam mit der rutschigen Smartphone-Oberfläche wird das Öffnen fummelig. Erst mit Samsungs Fold-Schutzhülle hat sich das Problem für mich erledigt. Sie gibt den nötigen Halt, damit sich das Gerät mühelos öffnen lässt.
Während meiner Testphase hat übrigens fast niemand bemerkt, dass ich ein Foldable nutze. Der beste Beweis, dass es wirklich wie ein herkömmliches Smartphone aussieht, wenn es zugeklappt ist.
Erwähnt sei auch, dass auf der Rückseite der Kamerabuckel mit den drei Linsen sehr weit hervorsteht. Das führt dazu, dass das Gerät sowohl im geschlossenen als auch im geöffneten Zustand nicht flach aufliegt und auf dem Tisch liegend extrem wackelt. Und mit extrem meine ich extrem. Immerhin wackelt es mit einer Schutzhülle etwas weniger.
Kamera
Erstmals gibt es in Samsungs Falt-Smartphone die gleiche Hauptkamera wie im aktuellen Spitzenmodell Galaxy S25 Ultra. Dieser Schritt war überfällig, da das Fold noch weit teurer als das Ultra-Modell ist. Mit dieser Kamera ist es fast nicht möglich, schlechte Fotos zu knipsen.
Kleine Abstriche gibt es dennoch: Die zusätzliche Linse mit Fünffachzoom beim Galaxy S25 Ultra wurde gegen einen optischen Dreifachzoom getauscht. Im Alltag ist dies meist ausreichend. Zur Not liefert der Zoom auch bei bis zu zehnfacher Vergrösserung solide Ergebnisse.
Die dritte Linse ermöglicht hübsche Ultraweitwinkel-Aufnahmen und mit dem Makro-Modus bekommt erstmals auch das Fold schöne Nahaufnahmen hin.
Der Porträtmodus erzeugt bei gutem Licht grossartige Bilder. In Innenräumen können Porträts aber etwas unscharf oder körnig werden. Das Fold 7 hat zudem verbesserte Selfie-Kameras im Aussen- und Hauptdisplay; bessere Selbstporträts generiert aber die Hauptkamera auf der Rückseite. Hierzu wird das Fold geöffnet und das Aussendisplay als Vorschaubild genutzt.
Gegenüber früheren Falt-Smartphones liefert das Fold 7 endlich Fotos und im Übrigen auch Videos, die dem Preis angemessen sind. Einige weitere Bilder findest du in der Slideshow.
Samsung spendiert seinem Fold-Modell doch noch eine richtig gute Kamera
Spezifikationen und Preis
Anders als in früheren Jahren geht man mit diesem Fold kaum noch Kompromisse ein. Technisch überzeugt es von A bis Z, vielleicht mit einer Ausnahme.
Der Akku ist mit 4400 Milliamperestunden nur durchschnittlich. Zum Vergleich: Googles neues Pixel 10 Pro Fold hat einen 5015 mAh grossen Akku, ist aber etwas dicker und massiv schwerer. Angesichts der extrem dünnen Bauweise des Fold 7 ist es dennoch bemerkenswert, dass der Akku die gleiche Kapazität wie das klobigere und schwerere Vorgängermodell Fold 6 bietet. Insgesamt bin ich mit der Akkulaufzeit zufrieden. Ich komme mit dem Fold 7 gut durch den Tag, und viel mehr bieten auch die meisten anderen Geräte nicht.
Nicht berauschend ist die Ladegeschwindigkeit mit maximal 25 Watt, was einer Ladezeit von rund 90 Minuten entspricht. Ich vermute, Samsung drosselt bewusst, um die Akkulebensdauer zu erhöhen (da ein Austausch in diesem dünnen Gerät kompliziert ist).
Die wichtigsten technischen Daten
- Frontdisplay: 6,5 Zoll AMOLED, 2520 x 1080, 120 Hz
- Hauptdisplay: 8 Zoll AMOLED, 2184 x 1968 Pixel, 120 Hz
- Prozessor: Qualcomm Snapdragon 8 Elite for Galaxy
- Speicher: 256, 512 GB oder 1 TB
- RAM: 12 GB / 16 GB bei 1 TB Speicher
- Kamera: 200 MP + 12 MP + 10 MP mit 3x optischem Zoom
- Frontkamera: 10 MP, jeweils innen und aussen
- Akku: 4400 mAh, Laden mit 25 Watt, drahtloses Laden
- Grösse geschlossen: 158,4 x 72,8 x 8,9 mm
- Grösse geöffnet: 158,4 x 143,2 x 4,2 mm
- Gewicht: 215 Gramm
- Wasserfestigkeit: IP48 (1,5 Meter für 30 Minuten)
- Betriebssystem: Android 16 mit One UI 8, sieben Jahre Updates
- Preis: 1899 Franken (256 GB), 1999 Franken (512 GB), 2249 Franken (1 TB); im Online-Handel ab rund 1300 Franken
Schon jetzt deutlich günstiger
Prozessor, Speicherausstattung, Kamera und die beiden Displays sind auf höchstem Niveau. Dafür zahlt man theoretisch einen horrenden Preis von 1899 Franken. Theoretisch, da das Fold 7 bei einzelnen Budget-Händlern bereits jetzt ab rund 1300 Franken zu finden ist – und dies mit 512 GB Speicher (ab 1188 Franken für die 256-GB-Version).
Schlussendlich wird kaum jemand den Vollpreis zahlen, da das teure Falt-Smartphone mit Aktionen, Rabatten im Bundle mit Mobile-Abos sowie Eintauschangeboten für das bisherige Smartphone vergünstigt wird.
Der direkte Rivale, Googles brandneues Pixel 10 Pro Fold, beginnt übrigens bei 1699 Franken, ist also auch kein Schnäppchen.
Software
Samsung hat seine Android-Oberfläche One UI seit vielen Jahren für das grössere Innendisplay und Multitasking optimiert. Das fängt bei der Taskbar am unteren Bildschirmrand an, über die man andere Apps öffnen kann, ohne die aktuelle App zu verlassen, und endet bei verschiedenen Splitscreen-Modi, um Apps in beliebigen Grössen oder als schwebende Fenster anzuzeigen.
Kein Stift-Support, viel KI
Bezüglich Multitasking für Poweruser macht Samsung einen guten Job. Diese könnten sich aber daran stören, dass die Unterstützung für den Eingabestift (S Pen) gestrichen wurde, um das Foldable weniger klobig zu machen. Für eingefleischte Stift-User ist das ärgerlich, aber für die grosse Mehrheit ist ein Gerät mit normalen Massen wichtiger als der Stift (der bei den Galaxy-Ultra-Geräten weiterhin verfügbar ist).
Ansonsten ist auch im neusten Samsung-Gerät Googles KI-Assistent Gemini sowie Googles Bildschirmsuche Circle to Search integriert. Mit an Bord ist auch die KI-Bildbearbeitung mit dem Magic Eraser, eine Live-Übersetzung, KI-Formulierungshilfen und viele weitere mehr oder weniger nützliche KI-Funktionen, die wir schon früher ausführlich getestet haben.
Sieben Jahre Updates
Potenzielle Kunden sollten wissen, dass das Fold 7 sieben Jahre lang Android- und Sicherheits-Updates erhalten wird, aber nur schwierig reparierbar ist. Akku- oder Displaytausch sind zwar möglich, aber kompliziert und teuer. Zudem ist auf dem faltbaren Display eine Schutzfolie fix angebracht, die sich irgendwann lösen kann und dann ersetzt werden muss. Auch dies kann mühsam werden.
Das Galaxy Z Fold7 besteht zu rund 14 Prozent aus recycelten Materialien, darunter erstmals recyceltes Lithium. Von einer Kreislaufwirtschaft ist man aber noch weit entfernt.
Fazit
Im siebten Anlauf hat's geklappt. Diese Fold-Generation behebt die meisten Probleme der bisherigen Fold-Modelle von Samsung. Das Galaxy Z Fold 7 ist nach Jahren des Wartens das überzeugende Foldable, das ich mir schon 2019 erhofft hatte, als das erste Fold erschien.
Bisherige Foldables kosteten mehr als herkömmliche Smartphones, waren aber klobiger, schwerer und bei der Kamera trotzdem schwächer. Diese Mankos hat Samsung mit der neusten Generation fast restlos ausgebügelt. Die für mich nützlichste Änderung ist das nun breitere und trotzdem noch schmale Aussendisplay. Zugeklappt ist das Fold 7 so von einem konventionellen Smartphone kaum unterscheidbar.
Wer das neue Fold sieht und ausprobiert, wird mit grosser Wahrscheinlichkeit entzückt sein. Die grosse Ernüchterung folgt beim Preis. Schlussendlich bleibt auch das Fold 7 ein Lifestyleprodukt für Menschen mit dickem Portemonnaie. Anders als in früheren Jahren erhält man aber ein in fast allen Belangen überzeugendes Foldable. Wer es zu einem guten Preis findet, kann unbesorgt zugreifen. Die Investition lohnt sich aber nur, wenn man häufig das Bedürfnis nach einem grösseren Smartphone-Display verspürt.
Das Fold 7 ist das erste Fold, das ich ohne Bedenken als mein persönliches Smartphone im Alltag nutzen würde. Würde, da ich bereits ein Galaxy Z Flip 4 mein Eigen nenne und ihm vorderhand treu bleiben werde.
Pro und Kontra Galaxy Z Fold 7
- + Endlich eine normale Form und ein grösseres Aussendisplay
- + Handlich, dünn, leichter
- + Deutlich bessere Kamera
- + Top Performance
- + Sehr robust
- + Software für Foldable optimiert, 7 Jahre Updates
- + Akkulaufzeit überraschend gut
- - Ladegeschwindigkeit nicht zeitgemäss
- - Innendisplay spiegelt stark, Falz je nach Lichteinfall sichtbar
- - Ohne Schutzhülle schwer zu öffnen (weil die Oberfläche rutschig ist)
- - Schlecht reparierbar
- - Sehr teuer
