Das offiziell 1300 Franken teure Top-Smartphone von Samsung sei «viel Geld für ein Software-Update», spottete jüngst ein deutsches Techportal. Das liege «vor allem daran, dass es sich von der Hardware her um nahezu das gleiche Gerät handelt wie im Vorjahr». Samsung wandle «auf den Spuren von Apple, das 2024 ebenfalls kaum veränderte Smartphones vorstellte», so das Fazit des umfassenden Testberichts.
Die Kritik ist nicht falsch, greift aber vielleicht zu kurz. Denn: Ist es wirklich sinnvoll, neue Smartphones, die schon seit Jahren nur noch minimale Optimierungen erhalten, immer mit dem Vorjahresmodell zu vergleichen, obwohl die Nutzer ihre Geräte länger als früher behalten? Aktuelle Galaxy-S-Modelle bekommen sieben Jahre Updates, und wer von einem vier oder fünf Jahre alten Modell auf das neuste Galaxy wechselt, erhält nach wie vor ein spürbares Hardware-Upgrade.
Es sollte also niemanden erstaunen, dass das Galaxy S25 Ultra gefühlt zu 95 Prozent das gleiche Smartphone wie das Vorjahresmodell ist und die Verbesserungen im Alltag kaum spürbar sind.
Wie auch? Bereits vor zwei Jahren beim Galaxy S23 Ultra bilanzierten wir, es sei trotz altbekanntem Design «so gut wie perfekt».
Beim aktuellen Galaxy Ultra sind die Seiten neu flach und die Ecken etwas runder. Da aber bei Display, Kamera, Akku und Speicher fast alles beim Alten geblieben ist (technische Daten am Ende des Artikels), verweise ich auf unseren ausführlichen Testbericht zum Vorgänger S24 Ultra.
In diesem Artikel fokussieren wir auf jene Aspekte, die besonders positiv oder negativ aufgefallen sind.
Gute Displays haben heute fast alle Handys, aber Samsung hebt sich in einem Punkt von allen ab: Das Galaxy S25 Ultra hat einen Touchscreen, der störende Reflexionen stark reduziert. Das Display ist nicht matt, es spiegelt je nach Lichteinfall noch immer, aber der Unterschied zu Smartphones von Apple, Google und anderen Herstellern ist auf den ersten Blick ersichtlich.
Bereits das Galaxy S24 Ultra hatte einen Bildschirm, der dank einer Anti-Reflexionsschicht sichtlich weniger spiegelte. Das neue Modell spiegelt noch etwas weniger. Ein nützliches Feature, das andere Hersteller gerne kopieren dürfen. Samsung verspricht zudem, dass der besonders widerstandsfähige Bildschirm Stürze aus einer Höhe von 2,2 Meter auf hartem Untergrund überstehe.
Samsung hat mit One UI 7 eines der grössten Software-Updates der letzten Jahre aufs Galaxy S25 Ultra gebracht. Vieles lässt sich so nach dem eigenen Geschmack einstellen, etwa die Grösse der Ordner auf dem Startbildschirm. Wer noch mehr will, holt sich Samsungs Good-Lock-App aus dem Galaxy-App-Store. Damit wird die Benutzeroberfläche beliebig angepasst oder gar Betriebssystem-Animationen feinjustiert.
Samsung ermöglicht auch App-Icons, Widgets oder Sticker frei auf dem Home-Screen zu platzieren, rotieren, die Grösse zu ändern etc. Zwingend ist dies alles nicht, eine feine Sache aber allemal.
Techjournalist Matthias Kremp vom «Spiegel» schreibt zur Performance:
Der Prozessor ist rasend schnell, weil der Hersteller Qualcomm erstmals CPU-Cores in Smartphones bringt, die nicht angepasste ARM-Standarddesigns sind, sondern eine eigene Architektur besitzen. Das S25 Ultra erreicht so, zumindest kurzfristig, die Leistung schneller Laptops. Im Alltag vieler User spielt das keine Rolle, aber wer beispielsweise Videos auf dem neuen Galaxy bearbeiten möchte, profitiert vom Leistungsschub. Der Chip ist so schnell, dass die Leistungsreserven auch noch auf Jahre hinaus ausreichen dürften.
Obwohl sich die Akku-Kapazität von 5000 mAh gegenüber den beiden Vorgängermodellen nicht erhöht hat, ermöglicht der energieeffizientere Prozessor nochmals etwas längere Laufzeiten. Im Alltag sind bis zu zwei Tage möglich, unter hoher Last ein voller Tag.
Das Galaxy S25 Ultra lädt wie der Vorgänger mit bis zu 45 Watt nicht rekordverdächtig schnell, aber immerhin flotter als die neusten Modelle von Apple und Google. An einem Schnellladegerät (nicht inklusive) ist das Galaxy nach 30 Minuten zu gut 60 Prozent geladen, eine Vollladung dauert 70 Minuten.
Hübsche Fotos knipsen inzwischen fast alle Smartphones – zumindest bei guten Lichtbedingungen. Eine Schwäche vieler (früherer) Smartphones ist aber bekanntlich der Zoom. Mit dem Galaxy S23 Ultra erreichten Handy-Zoomaufnahmen vor zwei Jahren eine zuvor kaum gekannte Qualität. Die neue Kamera kann abgesehen von der besseren Weitwinkel-Linse nicht viel mehr, aber der Zoom trumpft nach wie vor gross auf.
Videos bei gutem Licht überzeugen, die Bildstabilisierung ist exzellent und für Profis gibt es das LOG-Profil, das mehr Spielraum bei der nachträglichen Videobearbeitung ermöglicht. Wie bei den Fotos ist aber auch bei den Videos kein Qualitätssprung ersichtlich.
Neu ist ein stufenloser Video-Zoom verfügbar, der nicht ganz die Geschmeidigkeit des Video-Zooms von Apple erreicht.
Was du von der Samsung-Kamera erwarten kannst, zeigt diese Slideshow:
Samsungs KI-Funktionen sind alles andere als perfekt, aber die aktuelle Integration ist um Galaxien besser als Apples stümperhafte KI-Versuche und schlägt zu meiner Verblüffung teils auch Google, obwohl Samsungs Galaxy AI grösstenteils auf Googles generativer Künstlichen Intelligenz Gemini basiert.
Ein Beispiel: Googles KI-Assistent Gemini steht im neuen Galaxy auf Knopfdruck bereit und bearbeitet selbst App-übergreifende Aufgaben ziemlich zuverlässig. Gemini kann etwa Restaurants nach gewünschten Kriterien in Google Maps durchforsten und die Ergebnisse direkt per Nachricht an Kontakte senden, die beim gemeinsamen Lunch dabei sein sollen. Mit Gemini lassen sich aktuell zahlreiche Google- und Samsung-Apps bedienen, aber erst sehr wenige Drittanbieter-Apps wie Spotify oder WhatsApp.
Ein anderes Beispiel: Nutzerinnen und Nutzer können in die Einstellungen gehen und zum Beispiel sagen oder tippen: «Der Wecker klingelt zu laut», «die Schrift ist zu klein» oder «Meine Augen sind müde». Sofort werden passende Optionen wie die Anpassung der Helligkeit oder das Einschalten der Augenkomfort-Funktion angezeigt. Bei mir hat das auf Englisch perfekt funktioniert, auf Deutsch bislang nicht, obwohl diese «Natural Language Search» laut Samsung auch auf Deutsch funktionieren sollte.
Diese KI-gestützte Suche mit natürlicher Sprach- oder Texteingabe funktioniert beispielsweise auch in der Foto-App. Man kann also ein altes Foto beschreiben und hat eine echte Chance, dass es die KI im Heuhaufen alter Fotos findet.
Erfreulicherweise wird die Datenschutz-Einstellung nicht in den Tiefen des Systems versteckt, sondern prominent angezeigt. Ist sie aktiviert, werden Daten für KI-Anwendungen ausschliesslich auf dem Gerät verarbeitet, verlassen das Handy also nicht. Jene KI-Funktionen, die zwingend eine Online-Verbindung benötigen, werden so deaktiviert.
Das 6,9-Zoll grosse Galaxy S25 Ultra dient prima als kleines «Notfall-Tablet». Die eine oder andere (auch Familien) könnte dies zu schätzen wissen. Der im Gerät verstaubare Stift (S-Pen) ist beim Kauf inklusive.
Er ist ideal, um schnell von Hand Notizen zu verfassen, zu zeichnen oder auf Dokumenten Anmerkungen zu erstellen. Einen kleinen Rückschritt gibt es dennoch zu vermelden: Der Stift unterstützt kein Bluetooth mehr, eignet sich folglich auch nicht mehr als Fernsteuerung für den Fotoauslöser. Laut Samsung nutzten weniger als 1 Prozent der Nutzer die Bluetooth-Funktionen des Stifts.
Mit Samsungs neuster Software One UI 7 werden die Benachrichtigungen und die Schnelleinstellungen plötzlich wie bei Apple separat angezeigt – durch zwei getrennte Wischgesten vom linken oberen bzw. vom rechten oberen Bildschirmrand.
Insbesondere auf einem grossen Handy wie dem Galaxy S25 Ultra ist es mühsam, bis an den oberen Rand zu greifen, um zu den Benachrichtigungen oder Schnelleinstellungen zu gelangen. Vorher konnte man bequem einhändig irgendwo auf dem Bildschirm ein bzw. zweimal nach unten wischen, um Benachrichtigungen und Schnelleinstellungen gemeinsam anzuzeigen. Die neue Einstellung ist standardmässig aktiviert und treibt offenbar viele Android-User in den Wahnsinn, wie den Kommentaren auf Reddit zu entnehmen ist. Auch ich habe ständig versehentlich die Schnelleinstellungen geöffnet, wenn ich eigentlich die Benachrichtigungen sehen wollte. Immerhin lässt sich die gewohnte Ansicht wieder aktivieren.
Ich habe die Kamera weiter oben gelobt, aber ein altes Samsung-Problem besteht selbst beim ultrateuren Galaxy S25 Ultra weiterhin: Bei sich schnell bewegenden Motiven wie kleinen Kindern oder Haustieren, die für den perfekten Schnappschuss nicht stillhalten, liefert Samsung viel zu oft verschwommene Bilder. Google Pixel und Apple iPhone sind die bessere Wahl, wenn man regelmässig seine Rasselbande fotografieren möchte.
Ja, Samsungs Ultraschall-Fingerprintsensor ist nahezu perfekt. Aber dass es Samsung im Jahr 2025 nicht schafft, in einem über 1000 Franken teuren Smartphone eine absolut sichere Gesichtsentsperrung zu integrieren, ist eigentlich nur noch peinlich. Im Alltag heisst dies, dass sich iPhone- und Google-Pixel-User sicher per Gesichtserkennung in Apps anmelden oder Einkäufe authentifizieren können. Bei Samsung geht das weiterhin nur mit PIN oder Fingerabdruck.
Ja, Samsungs KI-Integration war und ist Apple meilenweit voraus, was auch nicht besonders schwierig ist. Trotzdem gibt es unausgereifte Features wie Telefonanrufe in Echtzeit übersetzen. Das hat vor einem Jahr nicht besonders gut funktioniert und ist heute kaum besser. Als ich beim ersten Anruf auf das neue Smartphone versehentlich «Call Translate» aktivierte, endete das Gespräch in einem Fiasko …
Die unabhängigen Reparaturprofis von iFixit bilanzieren zu Samsungs neustem Handy: «Insgesamt fehlen die notwendigen Design-Änderungen für eine wirklich gute Reparierbarkeit.» Zudem seien die offiziellen Reparaturanleitungen «mangelhaft und kompliziert».
Immerhin gibt es Lichtblicke: Der Akku lässt sich vergleichsweise einfach auswechseln. Zudem kann jedes Kameramodul einzeln ausgetauscht werden. Und anders als Apple verzichtet Samsung auf die problematische Teilekopplung.
Das Samsung Galaxy S25 Ultra mit 512 GB Speicher und 12 GB RAM gibt es seit Februar direkt bei Samsung ab 1299 Franken. Im Handel ist die Basisversion mit 256 GB Speicher teils für weniger als 1000 Franken zu finden.
Das Galaxy S25 Plus mit 512 GB Speicher und 12 GB RAM gibt es direkt bei Samsung ab 1050 Franken. Die Basisversion mit 256 GB Speicher kostet im Handel ab etwa 800 Franken.
Das kleine Galaxy S25 mit 256 GB Speicher und 12 GB RAM gibt es direkt bei Samsung ab 850 Franken. Das Modell mit 128 GB Speicher ist im Handel ab rund 650 Franken verfügbar.
Das Galaxy S25 Ultra ist eine gute Wahl, wenn du ein grosses, schnelles Smartphone mit hervorragendem Display, starker Kamera (insbesondere der Zoom), guter Akkulaufzeit und Stift-Unterstützung suchst. Es hat zusammen mit Googles neusten Pixel-Geräten die besten KI-Features und mit garantierten sieben Jahren Android-Updates einen langfristigen Software-Support bis 2032, der den hohen Preis etwas relativiert.
Es ist indes keine gute Wahl, wenn du ein handliches, preiswertes oder besonders einfach und günstig reparierbares Smartphone suchst.
Da das Galaxy S25 Ultra gegenüber den Vorgängermodellen optisch und technisch wenig Neues bietet, lohnt sich ein Blick auf die inzwischen günstigeren Modelle S24 Ultra oder S23 Ultra. Wer nicht auf Samsung fokussiert ist, kann Googles Pixel 9 Pro (XL) als Alternative in Betracht ziehen.
Und dann die super KI Features mit all den Bildchenprogrammen, Übersetzern und das Handy weiss was ich will, bevor ich es selber weiss.
Schade kann ich die Helferlein nicht deaktivieren, noch besser deinstallieren Und noch lieber wäre mir, die Software würde mindestens 15 Jahre unterstützt werden. Das wäre mal ein Fortschritt.