Anfang Juni hat Apple zwei neue iPad Pro (10,5 und 12,9 Zoll) vorgestellt und auch gleich den Verkauf gestartet.
Hier nun sind 10 Gründe, warum das grosse Modell perfekt ist für dich. (Gefolgt von fünf Gründen, warum du das neue XL-Apple-Tablet vielleicht doch nicht kaufen solltest.***)
*** Dieser Beitrag enthält Spuren von Ironie und kann deine Gefühle verletzen (sowie dein Bankkonto beeinträchtigen).
Panta Rhei – alles fliesst – so lässt sich der neue Touch-Screen beschreiben. Scrollen geht ohne Ruckeln, Eingaben mit Finger und Stift erfolgen noch präziser und direkter (bei einer Latenz von lediglich 20 Millisekunden, angeblich ein Rekordwert).
Möglich macht dies unter anderem eine Technologie, die Apple «ProMotion» nennt. Hinter dem Marketingbegriff steckt eine dynamische Bildwiederholfrequenz, die bei maximal 120 Herz (Hz) liegt. Der LED-Bildschirm kann aber auch mit 60, 48 oder 24 Hz arbeiten, je nachdem, welche Inhalte gerade dargestellt werden. Das automatische Anpassen schont den Akku.
ProMotion sei nur eine von vielen Eigenschaften, die das Display zum derzeit besten auf dem Tablet-Markt machen, heisst es im Testbericht von Computerbase.de. Zum exzellenten Abschneiden trügen «darüber hinaus die vollständige Laminierung des Panels sowie die fettabweisende Antireflex-Beschichtung bei».
Wobei festzuhalten gilt, dass mein Testgerät auch nach intensivem Händewaschen vor Fingerabdrücken strotzt. Ein Reinigungstuch ist obligatorisch – und ich habe mir angewöhnt, möglichst viele «Eingaben» mit dem Stift zu machen.
Damit sind wir beim nächsten Punkt.
Macht das neue iPad Pro seekrank? Die flüssigeren Bewegungen sollen bei manchen Nutzern Unwohlsein auslösen.
Nun ja, man kann grundsätzlich nichts ausschliessen. In den vergangenen Jahren traten praktisch bei jedem neuen Apple-Produkte merkwürdige (gesundheitliche) Phänomene auf.
Über deren Ursprung will ich nicht spekulieren, bei mir gab jedenfalls keine Beschwerden. Im Gegenteil.
Der Hersteller hat wohlweislich vorgesorgt:
Ein Kommentator bei heise.de gibt zu bedenken, dass die Realität ja «eine quasi unendliche Bildfrequenz» biete. «Wie sollen da Displays mit 120 statt 60 Hz Unwohlsein auslösen?»
Damit zu den nächsten Fake News.
Laut gewisser Medienberichte hat Apple für das iPad Pro beim Konkurrenten Microsoft abgeschaut und sich von dessen Surface-Hybrid-Geräten inspirieren lassen. Das ist Blödsinn, wie mehrere ältere Patentanträge zeigen. Wer sich für die Details interessiert, wird hier bei Patently Apple fündig.
Die nächste Generation der System-Software (iOS 11) verwandelt das iPad Pro in einen Mac mit Touchdisplay, mit einem neuen Dock, Multitasking mit bis zu vier geöffneten Fenstern und dem neuen Drag and Drop. Inhalte wie Bilder, Links oder Text können neu zwischen den verschiedenen Fenstern und Apps hin und her geschoben werden, was allerdings ziemlich gewöhnungsbedürftig ist, da es keinen Mauszeiger gibt.
Ganz wichtig: Das grosse iPad Pro ist ein perfektes Gerät für die Augmented-Reality-Anwendungen, die mit iOS 11 im Herbst kommen. Wie zum Beispiel das bequeme Einkaufen von Möbeln mit der an der WWDC angekündigten AR-App von Ikea. (Und dafür braucht's auch die Kamera, siehe Punkt 5.)
Wer einen Vorgeschmack auf iOS 11 erhalten möchte, kann die Public-Beta-Version installieren. Allerdings handelt es sich um eine zu Testzwecken veröffentlichte Vorab-Version: Die Funktionalität ist eingeschränkt und kleinere Fehler sind möglich.
Das iPad Pro taugt zum Erstellen, Bearbeiten, Teilen und Wiedergeben von Fotos und Videos in höchster Qualität.
Der leistungsstarke neu von Apple entwickelte Hauptprozessor (A10X) hat mehr Power als manches Notebook und verfügt über ausreichend Arbeitsspeicher (4 Gigabyte). Auch komplexere und speicherintensive Rechenaufgaben wie das Bearbeiten von grossen Fotos und hochauflösenden 4K-Videos sowie das Rendern von 3D-Animationen werden speditiv ausgeführt.
Ein besonderes Highlight ist die neue professionelle Foto-Bearbeitungs-App Affinity Photo, die an der WWDC vorgestellt wurde. Die Photoshop-Alternative der britischen Softwarefirma Serif ist die 20 Franken (App-Store-Link) definitiv wert.
Die folgenden Videos zeigen, wie einfach und schnell das Ersetzen und Freistellen von Bildobjekten vonstatten geht.
Was die Videobearbeitung betrifft, gibt es für Profi-Anwender erfreuliche Ansichten: Wer beim Stichwort iMovie nur müde lächelt, sollte sich das folgende Video von 9to5Mac ansehen. «LumaFusion» sei die beste Film-Editier-Software, die es für Mobilgeräte gebe, hält der begeisterte Tech-Journalist fest.
Auch wenn das iPad Pro die gleiche leistungsfähige Hauptkamera besitzt wie das iPhone 7, inklusive optischer Bildstabilisierung, muss ich mich wiederholen: Mit dem Tablet (in der Öffentlichkeit) zu filmen oder fotografieren ist ein absolutes No-Go! Ich rufe daher den Tablet-Knigge in Erinnerung ...
Auch die Kamera auf der Gerätevorderseite ist nun deutlich leistungsfähiger, was FaceTime- und Selfie-Fans freut.
So richtig wichtig wird die Hauptkamera aber erst im Herbst, wenn mit iOS 11 die Augmented-Reality-Apps kommen. Dann verschmelzen reale und virtuelle Welt auf dem Display.
Dazu passt auch der folgende Punkt ...
Apple Maps ist 2012 desaströs gestartet, doch seither macht der Kartendienst gegenüber Google Maps und Co. laufend Boden gut. Zu den eindrücklichsten Anwendungen gehört das Überfliegen der in 3D modellierten Städte, darunter Basel und Bern. Apple nennt dieses Karten-App-Feature Flyover.
Das iPad Pro ist ein perfektes Kreativ-Werkzeug, ob man zeichnet, skizziert oder Notizen anlegen möchte. Im App Store tummeln sich mittlerweile einige professionelle Apps.
Adobe ist mit leicht abgespeckten Varianten seiner Kreativ-Software im App Store präsent und Microsoft bietet seine Office-Anwendungen an, allerdings nur im kostenpflichtigen Abo.
Wem das nicht reicht, der kann die Duet-Display-App oder die Astropad-App installieren, um das iPad als zweiten Bildschirm und als professionelles Grafiker-Werkzeug (mit Digitalstift) in Kombination mit Mac-Software zu verwenden.
Im Gegensatz zum iPhone 7 mache ich mir beim iPad Pro auch nach längeren Work-Sessions keine Sorgen, dass der Akku vor dem abendlichen Wiederaufladen schlapp macht. Im Normalbetrieb (Surfen, Videos, Schreiben, Bildbearbeitung) hält das Gerät problemlos zehn Stunden durch.
Ungenügend ist hingegen das Ladegerät, das Apple mit der Original-Verpackung mitliefert. Das Aufladen mit dem 12-Watt-Adapter dauert Stunden und ist eines Pro-Geräts nicht würdig.
Ich schliesse mich dem Urteil verschiedener US-Blogger an, die von Apple verlangen, ein stärkeres Ladegerät beizulegen. Apple führt den 29W-Netzteil in seinem Store für 59 Franken ...
Jede Bluetooth-Tastatur lässt sich ans iPad anschliessen, um schneller und bequemer Tippen zu können. Doch so richtig praktisch ist die Verwendung des Smart-Connector-Anschlusses. Man klickt die Tastatur einfach ans iPad, fertig. Kein zusätzliches Akku-Aufladen oder Auswechseln von Batterien.
Die Auswahl ist relativ klein, neben Apple selbst bietet Logitech benutzerfreundliche Tastaturen inklusive Hülle an.
Auf dem «Smart Keyboard» (189 Franken), das mir Apple mit dem Testgerät aushändigt, lässt sich sehr gut schreiben. Der Tastenanschlag ist angenehm weich im Vergleich mit den neuen knallharten Notebook-Tastaturen (Hallo Macbook Pro!).
Unterwegs im Zug kann ich das iPad Pro als Notebook-Ersatz auf den Schoss nehmen und relativ bequem Texte verfassen. Auch wenn die Tablet-Halterung stabil ist, fühlt es sich an, als würde man auf einem Provisorium arbeiten. Und so greife ich zuhause, wenn ich das iPad mit dem Digitalstift bediene, häufig zu Yohann, einer praktischen iPad-Halterung aus Holz.
Neben dem Smart Keyboard bietet Apple auch noch eine Lederhülle an. Die 169 Franken kann man sich meiner Meinung nach schenken, respektive investiert lieber in mehr Speicher. Das Gleiche gilt für die Lederfülle für den Stift (29 Franken).
Wäre das grosse iPad Pro ein Auto, dann wäre es ein Audi RS6. Oder ein Tesla Model X. Jedenfalls ein Sportwagen mit vielen PS unter der Haube, dessen Design und Ausstattung von hoher Ingenieurskunst und Liebe zum Detail zeugen.
Trotz ultrastarker Motorisierung ist es nicht nur ein Spassmobil, sondern bringt Nutzerinnen und Nutzer mit unterschiedlichsten Ansprüchen und Bedürfnissen sicher ans Ziel.
Und ja, leider schlägt sich die Qualität im Preis nieder. Wobei es sich lohnt, ein Modell mit 256 Gigabyte (GB) Speicherplatz zu kaufen. Da sei der Preis pro GB tiefer, hält iMore in seinem aktuellen iPad-Kaufratgeber fest. Wir haben nachgerechnet mit den Franken-Preisen im hiesigen Apple-Online-Store:
Das «günstigste» iPad Pro mit LTE-Modem und WLAN-Modul (sowie 64 GB Speicher) kostet 1049 Franken. Das mittlere 256-GB-Modell gibt's für 1159 Franken, das teuerste Modell mit 512 GB Speicherplatz kostet 1379 Franken. Der Preis pro Gigabyte bewegt sich bei den «Wi-Fi + Cellular»-Modelle also in ähnlichem Rahmen wie bei den WLAN-only-Modellen.
Anzumerken ist, dass bei den «Wi-Fi + Cellular»-Modellen eine Apple-SIM integriert ist. Man benötigt also nicht zwingend eine eigene SIM-Karte, respektive ein anderes Mobilgerät (Stichwort: persönlicher Hotspot) um übers Handynetz zu surfen.
Meine Kaufempfehlung für Normal-User: Das 256-GB-Modell (WLAN only) für 1009 Franken. Hinzu kommen 189 Franken für das Smart Keyboard und 109 Franken für den Pencil. Das macht dann Summa Summarum 1307 Franken.
Zum Vergleich: Ein aktuelles Macbook mit 12-Zoll-Display und 256 GB Speicher kostet derzeit 180 Franken mehr.
Der Preise ist hoch, das Preis-Leistungsverhältnis auch. Dies spiegelt sich im Wiederverkaufswert. Wer das iPad Pro in ein paar Jahren als Occasion verkaufen möchte, kann mit einem guten Preis rechnen. Bei Online-Auktionshäusern erzielen jedenfalls auch alte Apple-Tablets noch schöne Summen.
Das grosse iPad Pro kann ein Notebook in vielerlei Hinsicht ersetzen, doch ein vollwertiger PC-Ersatz ist es nicht. Hier möchte ich wiederholen, was ich in diesem Test festhielt:
Abgesehen davon könnte das XL-iPad aus den folgenden Gründen nicht die richtige Wahl für dich sein:
Noch Fragen zu den neuen Pro-iPads? Schreib ins Kommentarfeld und schau dir das 10,5-Zoll-Modell an. Kollege Matthias Kremp von watson-Medienpartner Spiegel Online hat die kleinere Variante getestet. Hier geht's zu seinem Testbericht.