Bei Protesten gegen eine Reform der Sozialversicherung haben sich Demonstranten und die Polizei in Nicaragua heftige Auseinandersetzungen geliefert. Die Demonstranten schleuderten am Freitag in der Hauptstadt Managua Steine auf die Beamten und errichteten Barrikaden.
Am Donnerstag und Freitag habe es insgesamt mindestens zehn Tote gegeben, teilte Vizepräsidentin Rosario Murillo am Freitag (Ortszeit) in Managua mit. Es habe «Zusammenrottungen» und «Besetzungen» von Demonstranten gegeben, die den «Frieden und die Eintracht» im Land zerstören wollten, kritisierte Murillo, die mit Staatschef Daniel Ortega verheiratet ist.
Bereits am Mittwoch waren in dem zentralamerikanischen Land nach offiziellen Angaben drei Menschen – zwei junge Demonstranten und ein Polizist – getötet worden. In der Hauptstadt Managua und in benachbarten Städten gab es am Freitag den dritten Tag in Folge Proteste gegen die Rentenreform.
Die Demonstrationen richten sich gegen die Erhöhung der Sozialversicherungsbeiträge um bis zu 22.5 Prozent für über 700'000 Beschäftigte. Es sind die bisher heftigsten sozialen Proteste gegen die Regierung von Ortega. Der frühere Rebellenkommandant hatte bereits nach dem Sieg der sandinistischen Revolution von 1985 bis 1990 regiert und war 2007 an die Macht zurückgekehrt.
Ortega hat sich von seinen sozialistischen Idealen längst verabschiedet und fährt mittlerweile einen eher neoliberalen Wirtschaftskurs. Kritiker werfen ihm vor, eine autoritäre Familiendynastie an der Staatsspitze zu etablieren und öffentliche Gelder über dunkle Kanäle in die Taschen seines Clans zu leiten. (viw/sda/dpa/afp)