Der Bürgermeister von Altena, Andreas Hollstein, will sich auch nach dem fremdenfeindlich motivierten Messerattentat vom Montagabend auf ihn weiterhin für Flüchtlinge einsetzen. «Ich weiss, wofür ich's mache, und ich mach's auch weiter», sagte Hollstein am Dienstag.
Der Bürgermeister der 18'000-Einwohner-Stadt im deutschen Bundesland Nordrhein-Westfalen sagte im Rathaus vor Journalisten, dass er - wie andere Kommunalpolitiker - «immer wieder Hass und Bedrohungsszenarien erlebt» habe. Seine Ehefrau habe ihn in den vergangenen beiden Jahren wiederholt vor einem «Szenario» wie bei der Messerattacke im Döner-Imbiss gewarnt, sagte der CDU-Politiker.
Hier soll am Abend der Bürgermeister von #Altena, Dr. Andreas Hollstein (CDU), mit einem Messer angegriffen worden sein. pic.twitter.com/1NPHaO5UT5
— Andreas Wegener (@Andreas_Wegener) November 27, 2017
Es habe auch wiederholt «von Hass durchtränkte anonyme Mails» gegeben, sagte Hollstein. Auch am Tag nach dem Messerattentat habe er Mails bekommen von Absendern, «die die Tat für richtig halten».
Hollstein: «Deshalb werde ich weitermachen»«Dieser Mensch ist für mich durch Brunnenvergiftung (..) zum Werkzeug geworden», sagte Hollstein. Und: «Genau deshalb werde ich weitermachen und mich weiter für Menschen einsetzen.»
Der Bürgermeister berichtete auch Einzelheiten zum Ablauf der Tat. Demnach suchte er am Montag gegen 19.50 Uhr nach einer Sitzung im Rathaus den Imbiss auf. Als er gerade die Bestellung aufgegeben habe, habe der spätere Attentäter das Schnellrestaurant betreten und ebenfalls einen Döner bestellt.
Der ihm unbekannte Mann habe ihn von der Seite angeschaut und gefragt: «Sind Sie der Bürgermeister?» Der Täter habe dann kommentarlos ein Messer gezogen und vor der Tat gesagt: «Sie lassen mich verdursten und holen 200 Flüchtlinge nach Altena.»
Der 54-jährige Hollstein kam bei dem Attentat mit leichten Verletzungen davon - offenbar, weil er das Messer des Angreifers zur Seite drücken konnte. Laut Staatsanwaltschaft fügte der 56-jährige Attentäter dem Bürgermeister eine rund 15 Zentimeter lange Schnittwunde am Hals zu.
Hollstein berichtete, dass er nach der Tat den mutmasslich alkoholisierten Angreifer mit Hilfe des Imbissbesitzers und dessen Sohn «fixiert» und bis zum Eintreffen der Polizei festgehalten habe. «Ja, ich habe um mein Leben gefürchtet», sagte Hollstein. Er sei «relativ sicher», dass er ohne die beiden Helfer «heute nicht mehr leben würde».
Zusammenleben offenbar unproblematischZahlreiche Politiker reagierten mit Entsetzen auf die Tat, unter ihnen Bundeskanzlerin Angela Merkel. Sie hatte Altena erst im Mai mit einem Integrationspreis ausgezeichnet. Die Stadt hat Hollstein zufolge rund 450 Flüchtlinge aufgenommen, das Zusammenleben sei «absolut unproblematisch».
Die Ermittler gehen davon aus, dass der Attentäter aus fremdenfeindlichen Motiven handelte. Altena war im Mai mit dem nationalen Integrationspreis für sein Engagement in der Flüchtlingspolitik ausgezeichnet worden. Einzelheiten zu dem Ermittlungsstand nach dem Attentat wollen Staatsanwaltschaft und Polizei am Dienstagmittag in Hagen mitteilen.
(sda/afp/reu/dpa)