Die Ermittler sagten, möglicherweise sei die Nachricht vom Tod eines Freundes in Afghanistan ein Motiv für die Tat des 17-Jährigen gewesen. Diese Nachricht habe den Heranwachsenden mit offenbar islamistischen Motiven am Samstag erreicht. (reuters)
Angriff in Würzburg: «IS» verbreitet angebliches Drohvideo des Angreifers +++ Grünen-Politikerin erklärt ihren Würzburg-Tweet
Tod eines Freundes sei laut Behörden mögliches Motiv
Die Ermittler sagten, möglicherweise sei die Nachricht vom Tod eines Freundes in Afghanistan ein Motiv für die Tat des 17-Jährigen gewesen. Diese Nachricht habe den Heranwachsenden mit offenbar islamistischen Motiven am Samstag erreicht. (reuters)
Grünen-Politikerin bereut Würzburg-Tweet
Damit stellt sie die Form ihres Statements rückblickend in Frage – ohne sich dafür explizit zu entschuldigen. In der Sache legt Künast nach. «Fragen nach dem Einsatz der Waffen gehören dazu, und ich werde sie weiter stellen», schrieb die Grünen-Politikerin weiter. Auch die Landeskriminalämter und die Justiz täten dies. Die von ihr ausgedrückte Sorge um die Verletzten sei ehrlich empfunden. Sie hoffe, dass keine schlimmen Folgen für die Opfer entstünden. «Das steht im Vordergrund.»
Angreifer soll Todesnachricht eines Freundes erhalten haben
Der Minderjährige soll am Samstag vor der Tat die Nachricht erhalten haben, dass ein Freund von ihm in Afghanistan ums Leben gekommen ist, sagte Ohlenschläger.
«Amaq»: Das ist die Quelle des Videos
Das Video, das den Attentäter von Würzburg zeigen soll, wurde von der IS-nahen Nachrichtenagentur «Amaq» veröffentlicht. Die Identität des Videos ist bislang nicht bestätigt.
«Amaq» hat allerdings auch zuerst über Verbindungen der Brüsseler Attentäter zum IS berichtet und hat nun als erste die Zugattacke von Würzburg in einen Zusammenhang zum «Islamischen Staat» gebracht. Wie die ARD schreibt, ist der Ton der «Amaq Agency» kühl und sachlich – und das aus Kalkül.
«Amaq» wolle mit dem Auftritt den Anschein erwecken, dass es sich um eine Nachrichtenagentur handelt und nicht um das Sprachrohr des IS. So suche man auf der Webseite denn auch vergebens nach Bilder von roher Gewalt oder leidenden Opfern. Es werde auch nicht von Kreuzfahrern oder Ungläubigen geschrieben, sondern ganz bewusst ein moderater Ton angeschlagen.
Die New York Times schrieb im Januar 2016 über die Bedeutung der Nachrichtenagentur: Die Agentur hat die exklusiven Meldungen (Scoops), weil sie ihre Tipps direkt vom IS bekommt. Für dienenigen von uns, die vom Terrorismus betroffen sind, wurde Amaq ein must-read Medium, jedes Mal, wenn eine Bombe hoch geht. (meg)
Polizeinotruf zeichnet «AllahuAkbar»-Ruf auf
Oberstaatsanwalt bestätigt: #AllahuAkbar-Rufe des Angreifers im Zug, einer davon auf Polizeinotruf aufgezeichnet #Wuerzburg
— MDR Aktuell (@MDRaktuell) 19. Juli 2016
«IS» nennt den Täter Muhammad Riyad
«Tötet die Ungläubigen»
«Ich werde euch mit diesem Messer schlachten»
«Ich werde euch die spektakulären Anschläge in Frankreich vergessen lassen», kündigt der Terrorist an. «Ich werde euch bekämpfen, so lange ich lebe. Und ich werde euch mit diesem Messer schlachten. Und eure Hälse mit Äxten durchtrennen.»
«Ich bin ein Soldat des Kalifats»
ISIS sei in Syrien, Irak, Libyen und Jemen etabliert «und die Soldaten des Kalifats kommen zu euch. Sie werden euch in euren Heimatländern abschlachten. Sie werden in euren Häusern sein, in euren Ländern.»
Droh-Video vom angeblichen Angreifer aufgetaucht
Deutsche Politikerin im Shitstorm wegen Würzburg-Tweet
@RenateKuenast | ein tweet mit "????" ist zum jetzigen zeitpunkt nicht gerecht.
— PolizeiOberbayernSüd (@polizeiOBS) 18. Juli 2016
Damit war der Grundstein für den Shitstorm gegen die Politikerin gelegt. Twitter Nutzer werfen ihr vor, nicht auf die Bluttat und die Verletzten einzugehen und Mitgefühl zu zeigen – sondern die Polizei zu hinterfragen.
Richtig deutlich wurde Rainer Wendt von der Deutschen Polizeigewerkschaft bei N24: «Eine ausgesprochen bescheuerte Frage von ahnungslosen Politikern, und das nervt eigentlich auch richtig!», sagte er, die Grünen-Politikerin habe wohl zu viele Krimis gelesen. «Da brauchen wir die parlamentarischen Klugscheisser überhaupt nicht», sagte er an Künasts Adresse.
Gut integriert und doch radikalisiert
Lies mehr zum Täter
Axt-Attacke in Würzburg – die Bilder
Ein Opfer immer noch in akuter Lebensgefahr
Insgesamt wurden vier Menschen schwer und einer leicht verletzt.
Täter wohnte bei Pflegefamilie
Hinweise auf Radikalisierung, aber kein «IS»-Kontakt
«Es finden sich jedoch keine Hinweise auf eine Vernetzungen des jungen Mannes mit der Islamisten-Miliz», sagte Joachim Herrmann. Selbst das stärkste Sicherheitskonzept könne solche Taten deshalb nicht ausschliessen.
Innenminister: «Wir sind alle sehr geschockt»
Ist die «IS»-Erklärung echt?
«IS» beansprucht Angriff für sich
EILMELDUNG: IS-Miliz beansprucht Angriff von Würzburg für sich https://t.co/HMAlYpn8G6
— FAZ.NET Eilmeldungen (@FAZ_Eil) 19. Juli 2016
Grünen-Politikerin erntet Shitstorm
Tragisch und wir hoffen für die Verletzten. Wieso konnte der Angreifer nicht angriffsunfähig geschossen werden???? Fragen! #Würzburg @SZ
— Renate Künast (@RenateKuenast) 18. Juli 2016
Das ist passiert
Die Polizei geht davon aus, dass der 17-Jährige als Einzeltäter gehandelt hat. Der Afghane war ohne Eltern nach Deutschland gekommen und lebte seit einer Weile im Landkreis Würzburg.
Der Jugendliche sei «brutal auf andere Fahrgäste in der Bahn losgegangen», sagte Bayerns Innenminister Joachim Herrmann in einem TV-Interview. Nach Polizeiangaben wurden vier Menschen schwer, aber nicht lebensbedrohlich verletzt. Zudem gab es einen Leichtverletzten. 14 Menschen erlitten einen Schock.
Am Montag teilte Herrmann im ZDF-«Morgenmagazin» mit, dass bei der Durchsuchung des Zimmers des Täters eine «handgemalte ‹IS›-Flagge» gefunden worden sei. Die Erkenntnisse müssten nun «wie ein grosses Mosaik» zusammengefügt werden, um die Motivationslage zu ergründen und um zu klären, in wie weit der Täter «dem islamistischen Bereich zuzurechnen» sei, sagt er.
Am Montag behauptet die der IS-Miliz nahe stehende Nachrichtenagentur Amak, der Angriff von Würzburg gehe auf das Konto der Terrormiliz.
Das Statement der #IS-nahen Agentur A3maq: "Die Tat von #Wuerzburg ist Rache für den Krieg gegen den IS" pic.twitter.com/9lDOa0f6cm
— Constantin Schreiber (@ConstantinNTV) 19. Juli 2016
Etwa 25 bis 30 Menschen sassen in dem Regionalzug von Treuchtlingen nach Würzburg, als der Angreifer kurz vor dem Ziel losschlug. Nachdem der Zug per Notbremse im Würzburger Stadtteil Heidingsfeld stoppte, sprang der Täter aus dem Zug und flüchtete.
Ein zufällig in der Nähe bei einem anderen Einsatz tätiges Sondereinsatzkommando habe den 17-Jährigen ausfindig machen können und ihn im Ort gestellt. Er sei daraufhin mit seinen Waffen auf die Polizisten zugegangen. Nachdem er nicht gestoppt habe, sei er erschossen worden.
Suche nach Motiv
Innenminister Herrmann sprach von einer «wirklich schrecklichen Tat, wie wir sie so in Bayern noch nicht erlebt haben». Ob es einen islamistischen Hintergrund gebe, sei unklar. Es gebe eine Aussage, wonach der Angreifer «Allahu Akbar» (arabisch für: Gott ist gross) gerufen habe, sagte Herrmann. Dies sei aber noch keineswegs erwiesen.
Auch sei das Motiv des Mannes noch «völlig unklar». Die Polizei gehe davon aus, dass er als Einzeltäter gehandelt habe. Nach ersten Erkenntnissen handle es sich beim Täter um einen unbegleiteten minderjährigen Flüchtling aus Afghanistan.
Der 17-Jährige, der ohne Eltern nach Deutschland gekommen sei, habe seit einiger Zeit im Landkreis Würzburg gelebt, in einem Kolpingheim in Ochsenfurt. Zuletzt habe er seit etwa zwei Wochen bei einer Pflegefamilie gewohnt. Die Polizei sei nun intensiv dabei zu ermitteln, wer den jungen Flüchtling erlebt hat und Aussagen über ihn machen kann.
Erinnerung an München
Wegen des Polizeieinsatzes sperrte die Deutsche Bahn am Abend die Strecke zwischen Ochsenfurt und Würzburg. Der Zug stand am späten Abend auf freier Strecke.
Auf die Frage nach weiteren Gefahren in der Region antwortete Herrmann: «Wir sind jetzt mit massiven Polizeikräften vor Ort.» Er gehe davon aus, dass die Gefahr vorbei sei. Die Menschen in Bayern könnten am Dienstag sicher Züge besteigen.
In einer ersten Reaktion äusserte sich der Vorsitzende der Eisenbahngewerkschaft (EVG), Alexander Kirchner, bestürzt über den Angriff auf die Fahrgäste und forderte eine Überprüfung der Sicherheitskonzepte. «Wir können nach dieser Tat nicht einfach zur Tagesordnung übergehen», erklärte Kirchner.
Der Fall erinnert an eine Messerattacke vor gut zwei Monaten in einer S-Bahn in Grafing nahe München, als ein Mann einen 56 Jahre alten Fahrgast getötet hatte. Drei weitere wurden teils lebensgefährlich verletzt.
Der 27-jährige mutmassliche Täter hatte nach seiner Festnahme wirre Angaben gemacht und war deswegen vorläufig in eine psychiatrische Klinik eingewiesen worden. Nach einer ersten Einschätzung war der Mann aus dem hessischen Grünberg bei Giessen schuldunfähig oder zumindest vermindert schuldfähig. (rar/cma/sda/afp/dpa)