Michael Cohen hat geredet. Der langjährige persönliche Anwalt von US-Präsident Donald Trump gab am Donnerstag vor einem New Yorker Gericht zu, den US-Kongress bei den Russland-Ermittlungen gegen seinen ehemaligen Chef belogen zu haben. Konkret ging es um den geplanten Bau eines 100-stöckigen Trump Towers in Moskau.
Bisher hatte Cohen erklärt, die Pläne für den Luxus-Wolkenkratzer seien im Januar 2016 aufgegeben worden, kurz vor den ersten Vorwahlen der Republikaner für die US-Präsidentschaft. Nun gestand Trumps einstiger «Mann fürs Grobe» in juristischen Fällen, sich noch im Juni 2016 um eine Baubewilligung bemüht zu haben. Damals stand Trumps Nomination so gut wie fest.
Weiter gab er zu, mit Trump mehr als dreimal über das Projekt gesprochen und Mitglieder seiner Familie informiert zu haben. Michael Cohen kontaktierte auch den Kreml in Sachen Trump Tower, genauer Dmitri Peskow, den Sprecher von Präsident Wladimir Putin. Bislang behauptete er, keine Antwort erhalten zu haben. Nun räumte Cohen ein Telefonat mit Peskows Assistentin ein.
Wie weit Donald Trumps Entourage gehen wollte, um das Hochhaus in Moskau zu bauen, zeigt eine explosive Recherche von Buzzfeed. Demnach wollte Trumps Firma dem russischen Präsidenten ein Penthouse im Wert von 50 Millionen Dollar im Trump Tower schenken. Eine Schlüsselrolle spielte dabei Trumps langjähriger Geschäftspartner Felix Sater, ein Jugendfreund von Michael Cohen.
Der gebürtige Russe, der eigentlich Felix Sheferovsky heisst, ist eine schillernde Figur. Ende der 90er Jahre bekannte er sich schuldig, an betrügerischen Aktiengeschäften der russischen Mafia beteiligt gewesen zu sein. Um den Moskauer Trump Tower zu realisieren, verbündete sich Sater gemäss der «New York Times» mit dem ehemaligen Geheimdienst-General Ewgeni Schmykow.
Das Penthouse-Angebot an Wladimir Putin war als Lockvogel gedacht, wie Sater gegenüber Buzzfeed erklärte: «Alle Oligarchen wären Schlange gestanden, um im gleichen Gebäude wie Putin zu wohnen.» Er habe einen Aufschlag von 250 Millionen Dollar für die restlichen Wohnungen geplant, meinte Sater. Eine weitere Quelle bestätigte die Pläne dem Newsportal.
Der Bau eines Wolkenkratzers in Russland stand schon lange auf der Wunschliste der Trump-Organisation. In Moskau aber hatte niemand auf den schrillen New Yorker Immobilienunternehmer gewartet. Nachdem Trump im Sommer 2015 seine Kandidatur für die US-Präsidentschaft erklärt hatte, erkannte Felix Sater eine Gelegenheit, um die Baupläne wiederzubeleben.
Am Ende wurde nichts aus dem Moskauer Trump Tower. Warum, ist nicht klar. Michael Cohen gab am Donnerstag zu, eine Reise nach Russland geplant und auch mit Donald Trump über einen möglichen Trip nach dem Nominierungs-Parteitag der Republikaner gesprochen zu haben. Bislang hatte der Präsident stets behauptet, keine geschäftlichen Beziehungen zu Russland zu haben.
Vor seinem Abflug an den G20-Gipfel in Buenos Aires verteidigte sich Trump: «Die Wahrscheinlichkeit war gross, dass ich verloren hätte. In diesem Fall wäre ich zu meinen Geschäften zurückgekehrt. Warum sollte ich mir solche Gelegenheiten entgehen lassen?» Daran sei nichts falsch, sagte Trump. Seinen Ex-Vertrauten Cohen bezeichnete er als «schwache Figur».
Das geplante Treffen mit Wladimir Putin in Argentinien sagte er am Donnerstag ab. Er begründete dies mit den Spannungen zwischen Russland und der Ukraine. Wie so oft lässt sich schwer ergründen, wie tief er selber in die Machenschaften von Cohen und Sater verwickelt war. «Es ist unklar, ob Trump von den Absichten wusste, das Penthouse zu verschenken», schreibt Buzzfeed.
Mit seiner Aussage vor dem G20-Trip erhärtet er jedoch den Verdacht, dass er seine Kandidatur in erster Linie als «Vehikel zur Selbstbereicherung» verwendet hat, wie CNN schreibt. Die Tatsache, dass die Gespräche über den Trump Tower zu einem Zeitpunkt weiterliefen, als die Russen bereits aktiv den US-Wahlkampf sabotierten, wirft in jedem Fall ein schlechtes Licht auf Donald Trump.
Für Sonderermittler Robert Mueller dürfte Michael Cohens Aussage ein wichtiges Puzzleteil darstellen. Auch der Kongress will sich einschalten. Der Abgeordnete Adam Schiff, der ab Januar den Geheimdienstausschuss leiten wird, erklärte am Donnerstag, Cohens Geständnis verleihe den geplanten Ermittlungen zu Donald Trumps Auslandsgeschäften eine zusätzliche Dringlichkeit.