Ein Land muss sich neu sortieren: Grossbritannien. bild: watson.ch
Die Auszählungen gehen weiter. Klar ist: Die oppositionelle Labour-Partei fährt massive Sitzgewinne ein, die Tories – die Konservativen von Premierministerin May – verlieren eine grosse Anzahl. Sie bleibt aber stärkste Kraft im Parlament. Für eine absolute Mehrheit von 326 Sitzen wird es May nicht reichen. Man spricht in einem solchen Fall von einem «Hung Parliament».
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Beide Seiten, die Tories und die Labour-Partei, werden nun Gespräche mit den weiteren Parteien (SNP, LP, DUP, OTH) suchen, um eine Koalition mit einer Mehrheit im Parlament zu bilden. Diejenige Partei, welcher das gelingt, stellt den nächsten Premierminister oder die nächste Premierministerin.
So macht man das also. Auszählung in Corbyns Wahlkreis im Norden Londons. Bild: Frank Augstein/AP/KEYSTONE
Das ist unklar. Labour-Chef Corbyn forderte sie aufgrund der massiven Verluste zum Rücktritt auf und auch innerhalb der Tories hat sie Rückhalt verloren. Das bedeutet: Mays Stuhl wackelt gewaltig, obwohl die Konservativen weiterhin am meisten Sitze halten. Möglich sind nun folgende Szenarien:
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Theoretisch unendlich lange. Im Jahre 2010, als es nach den Wahlen ebenfalls zu einem «Hung Parliament» kam, dauerte es fünf Tage. Danach waren sich die Konservativen und die LD (Liberal Democrats) einig. Die LD haben vor den Wahlen angekündigt, nicht bei einer Koalition mit den Tories mitmachen zu wollen.
Er wird jetzt Gespräche mit den anderen Parteien suchen: Labour-Chef Jeremy Corbyn. Bild: AP/PA
Premierministerin Theresa May leitete die vorgezogenen Wahlen ein, um ein klares Votum für ihren Kurs des «harten» Brexit zu erhalten. Unter dem «harten» Brexit kann man den Ausstieg Grossbritanniens aus der EU nach dem «Koste es, was es wolle»-Prinzip verstehen. May will bei den Verhandlungen mit der EU keine Kompromisse eingehen, was bedeuten kann, dass Grossbritannien viele Privilegien beim Zugang zum europäischen Markt verliert.
Mays Verluste zeigen allerdings, dass die britischen Stimmbürger diesen Kurs nicht wirklich befürworten. Mays Gegner Jeremy Corbyn versprach hingegen einen «soften» Brexit. Das heisst, dass er zum Beispiel bei Einwanderungsfragen mehr Flexibilität gegenüber der EU signalisieren will, dafür aber auch auf Entgegenkommen der Europäischen Union hoffen kann.
(tog mit Materialien der BBC)
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