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Die Briten haben gewählt: So geht es jetzt weiter – 5 Fragen

Ein Land muss sich neu sortieren: Grossbritannien.
Ein Land muss sich neu sortieren: Grossbritannien.bild: watson.ch

Die 5 wichtigsten Fragen: So geht es jetzt weiter mit Grossbritannien

09.06.2017, 07:1109.06.2017, 08:26
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Was nun?

Die Auszählungen gehen weiter. Klar ist: Die oppositionelle Labour-Partei fährt massive Sitzgewinne ein, die Tories – die Konservativen von Premierministerin May – verlieren eine grosse Anzahl. Sie bleibt aber stärkste Kraft im Parlament. Für eine absolute Mehrheit von 326 Sitzen wird es May nicht reichen. Man spricht in einem solchen Fall von einem «Hung Parliament».

epa06017817 Election officials at the Magnet Leisure Centre count votes cast in the constituency of Maidenhead, Britain, 08 June 2017. British voters went to the polls to cast their ballot to elect a  ...
Bild: WILL OLIVER/EPA/KEYSTONE

Wenn es keine Mehrheit gibt? Wer darf dann regieren?

Beide Seiten, die Tories und die Labour-Partei, werden nun Gespräche mit den weiteren Parteien (SNP, LP, DUP, OTH) suchen, um eine Koalition mit einer Mehrheit im Parlament zu bilden. Diejenige Partei, welcher das gelingt, stellt den nächsten Premierminister oder die nächste Premierministerin.

Votes for Britain's Labour party leader Jeremy Corbyn are piled high as they are counted at his constituency in London, Friday, June 9, 2017. Britain voted Thursday in an election that started ou ...
So macht man das also. Auszählung in Corbyns Wahlkreis im Norden Londons.Bild: Frank Augstein/AP/KEYSTONE

Bleibt Theresa May im Amt?

Das ist unklar. Labour-Chef Corbyn forderte sie aufgrund der massiven Verluste zum Rücktritt auf und auch innerhalb der Tories hat sie Rückhalt verloren. Das bedeutet: Mays Stuhl wackelt gewaltig, obwohl die Konservativen weiterhin am meisten Sitze halten. Möglich sind nun folgende Szenarien:

  • May bleibt im Amt und es gelingt ihr eine Koalition zu bilden.
  • May tritt zurück und ein Parteikollege übernimmt die Aufgabe der Koalitionsbildung.
  • Jeremy Corbyn gelingt es, eine Koalition zu bilden – dann muss May abdanken.
Britain's Prime Minister Theresa May leaves Conservative party headquarters in London, Friday, June 9, 2017. May's gamble in calling an early election appeared Friday to have backfired spect ...
Bild: Frank Augstein/AP/KEYSTONE

Wie lange haben die Parteien Zeit, eine Koalition zu bilden?

Theoretisch unendlich lange. Im Jahre 2010, als es nach den Wahlen ebenfalls zu einem «Hung Parliament» kam, dauerte es fünf Tage. Danach waren sich die Konservativen und die LD (Liberal Democrats) einig. Die LD haben vor den Wahlen angekündigt, nicht bei einer Koalition mit den Tories mitmachen zu wollen.

Britain's Labour party leader Jeremy Corbyn gestures as he arrives for the declaration at his constituency in London, Friday, June 9, 2017. Britain voted Thursday in an election that started out  ...
Er wird jetzt Gespräche mit den anderen Parteien suchen: Labour-Chef Jeremy Corbyn.Bild: AP/PA

Was passiert jetzt mit dem Brexit?

Premierministerin Theresa May leitete die vorgezogenen Wahlen ein, um ein klares Votum für ihren Kurs des «harten» Brexit zu erhalten. Unter dem «harten» Brexit kann man den Ausstieg Grossbritanniens aus der EU nach dem «Koste es, was es wolle»-Prinzip verstehen. May will bei den Verhandlungen mit der EU keine Kompromisse eingehen, was bedeuten kann, dass Grossbritannien viele Privilegien beim Zugang zum europäischen Markt verliert.

Mays Verluste zeigen allerdings, dass die britischen Stimmbürger diesen Kurs nicht wirklich befürworten. Mays Gegner Jeremy Corbyn versprach hingegen einen «soften» Brexit. Das heisst, dass er zum Beispiel bei Einwanderungsfragen mehr Flexibilität gegenüber der EU signalisieren will, dafür aber auch auf Entgegenkommen der Europäischen Union hoffen kann.

(tog mit Materialien der BBC)

epa06004272 Bottles of Brexit Whiskey are seen at the Goelles manufacture near Riegersburg, Styria, Austria, 01 June 2017. The Austrian family business Goelles manufacture produces its Brexit Whiskey, ...
Bild: CHRISTIAN BRUNA/EPA/KEYSTONE

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