Die Briten wählen ein neues Unterhaus. Die konservative Premierministerin Theresa May will sich mit der vorgezogenen Wahl eine deutlichere Mehrheit und ein klares Mandat für die Brexit-Verhandlungen sichern. Ob ihre Rechnung aufgeht, ist unklar. Die Umfragen zeigen kein klares Bild.
Über fehlende Unterstützung durch die Medien darf sich May nicht beklagen, insbesondere durch die gedruckte Presse. Die meisten Zeitungen stehen den konservativen Torys nahe. Das gilt nicht zuletzt für die Boulevardpresse, die am Wahltag mit knalligen Schlagzeilen die Wähler zu mobilisieren versuchen.
Das gilt auch für die heutige Wahl, oder erst recht. Denn die Labour-Partei und ihr Vorsitzender Jeremy Corbyn haben einen starken Wahlkampf hingelegt. Weshalb die «Sun», die grösste britische Zeitung, die Wählerschaft in einem Wortspiel davor warnt, Grossbritannien in den «Cor-Bin» zu werfen. Man habe genug von seinem «Abfall», heisst es.
Das Gegenstück bildet der Labour-nahe «Daily Mirror». Er prangert auf der Front die «Lügen» von Theresa May an und meint, man solle Britannien nicht zu weiteren fünf Jahren «mit gebrochenen Tory-Wahlversprechen» verurteilen. Damit steht der Mirror so ziemlich alleine.
Die «Daily Mail», die einen besonders rabiaten Pro-Brexit-Kurs fährt, gibt sich für ihre Verhältnisse geradezu dezent. Sie zitiert aus Theresa Mays letzter Wahlkampfrede. Nach der Ankündigung der Neuwahl durch die Regierungschefin hatte die Mail weit rabiater getitelt: «Zermalmt die Saboteure».
Am Tag vor der Wahl hatten die beiden führenden rechten Revolverblätter versucht, Corbyn und die Labour-Partei als «Terroristen-Versteher» zu brandmarken. Tatsächlich hat der Parteichef, der am linken Rand seiner Partei politisiert, in der Vergangenheit Verständnis für gewaltbereite Gruppierungen wie die IRA und die palästinensische Hamas gezeigt.
The Sun and the Daily Mail are an absolute disgrace. pic.twitter.com/fy2nxlEgXl
— James Melville (@JamesMelville) 6. Juni 2017
Anhänger der Linken reagierten empört. Andere griffen zur liebsten Waffe der Briten. Sie unterstellten dem Labour-Chef in den sozialen Medien unter dem Hashtag #LastMinuteCorbynSmears allerlei absurde «Vergehen». Hier eine Auswahl besonders humoriger Tweets:
Jeremy Corbyn thinks Phantom Menace is better than Empire Strikes Back #LastMinuteCorbynSmears
— John Davies (@JohnCharger) 7. Juni 2017
Jeremy Corbyn eats After Eights at 7:59 #LastMinuteCorbynSmears
— Macca (@Macca_ISZ) 7. Juni 2017
Corbyn has done a secret deal with FIFA to declare the 1966 World Cup Final ball did not cross the line #LastMinuteCorbynSmears
— markdavyd (@markdavyd) 7. Juni 2017
Jeremy Corbyn thinks Queen are better with Adam Lambert #LastMinuteCorbynSmears
— Dunes (@senuddunes) 7. Juni 2017
Und zum Schluss noch dies:
Corbyn doesn't even know what covfefe means. #lastminutecorbynsmears
— Brenda (@veryvary) 7. Juni 2017
(pbl)