Venezuelas autoritärer Staatschef Nicolás Maduro ist am Samstagabend einem mit Drohnen ausgeführten Bombenanschlag unverletzt entgangen. Die Regierung bezichtigte das Nachbarland Kolumbien. Aber es kursiert auch eine ganz andere Vermutung.
Im Staatsfernsehen war mindestens eine Explosion zu hören, während Maduro vor Tausenden Mitgliedern der Nationalgarde eine Rede hielt. Leibwächter schützten den Staatschef mit schusssicheren Matten und eskortierten ihn von der Bühne, während Soldaten Deckung suchend vom Platz flüchteten.
Second video of the incident in #Caracas, #Venezuela. Maduro's close protection is absolutely *appalling* pic.twitter.com/3XAQYXMaYp
— Jimmy Rushmore (@JimmySecUK) 5. August 2018
Die Kamera schwenkte dann auf Soldaten der Militärparade, die anfingen, auseinander zu laufen, bevor auch kein Bild der Übertragung mehr zu sehen war.
#Venezuela's President Nicolas Maduro abruptly cuts speech short.
— Mariana_Atencio (@marianaatencio) 4. August 2018
Hundreds of soldiers scatter after what sounds like explosions.
Heavy cloud of smoke fell over parts of Caracas following supposed detonations. pic.twitter.com/YgYyYgV4Xt
Der Präsident Venezuelas sei allerdings unversehrt geblieben. Anderen Regierungsmitgliedern sei bei dem Zwischenfall nichts passiert. Sieben Soldaten der Nationalgarde seien jedoch verletzt worden, als am Samstag mit Sprengstoff ausgestattete Drohnen entlang der Militärparade explodiert seien.
Laut Kommunikationsminister Rodríguez explodierte ein Sprengsatz in der Nähe des Podiums, auf dem Maduro stand. Das Attentat habe sich zum Abschluss der Militärparade in der Hauptstadt Caracas ereignet. Weitere Sprengsätze seien an verschiedenen Orten entlang der Militärparade im Zentrum der Hauptstadt Caracas detoniert.
Venezuelas Präsident Maduro sprach nach einer Explosion von einem versuchten Anschlag auf sein Leben. Zudem beschuldigte er gewisse Kreise in Kolumbien, hinter der Attacke zu stecken.
«Es war ein Anschlag, um mich zu töten. Heute haben sie versucht, mich umzubringen», sagte Maduro kurze Zeit nach dem Zwischenfall im Staatsfernsehen. Er habe sogar «keinen Zweifel», dass gewisse Kreise in Kolumbien dahinter steckten und letztlich der scheidende kolumbianische Präsident Juan Manuel Santos die Verantwortung dafür trage.
«Diese Drohne galt mir. Aber es gab ein Schutzschild der Liebe», sagte Maduro. «Ich bin mir sicher, dass ich noch viele Jahre leben werde.»
Kolumbiens Regierung wies die Vorwürfe kategorisch zurück. «Das entbehrt jeder Grundlage», sagte ein Sprecher in Bogotá. Santos übergibt an diesem Dienstag das Amt an seinen gewählten Nachfolger, den konservativen Iván Duque. Santos kritisiert seit langem die Politik des autoritär regierenden Sozialisten Maduro, und die diplomatischen Beziehungen zwischen den beiden Ländern liege auf Eis.
Die Geldgeber des Attentats sässen in den USA. Mehrere Verdächtige seien zudem bereits festgenommen worden. Es gebe Hinweise, dass einige Finanziers und Planer des Anschlags in Florida lebten. Maduro hoffe auf die Kooperation der Regierung von US-Präsident Donald Trump.
Maduro beschuldigt allerdings regelmässig die Opposition oder die USA, einen Staatsstreich gegen ihn zu planen. Die wirtschaftliche Misere seines Landes ist nach seiner Darstellung Folge eines «Wirtschaftskrieges» des Auslands.
Venezuela steckt seit Jahren in einer schweren Wirtschaftskrise. Durch den Verfall des Erdölpreises seit 2014 fehlt dem südamerikanischen Staat das Geld seiner Haupteinnahmequelle. Es gibt gravierende Versorgungsengpässe.
Kritiker im In- und Ausland werfen dem linksnationalistischen Präsidenten Maduro vor, durch die Entmachtung des Parlaments eine Diktatur errichtet zu haben. Der Sozialist liess sich im Mai für eine weitere fünfjährige Amtszeit im Amt bestätigen. Die Wahlen wurden von der Europäischen Union und anderen Staaten aber nicht anerkannt.
Eine bisher unbekannte Gruppe bekannte sich unterdessen zu dem versuchten Anschlag auf Venezuelas Präsidenten Maduro. Es verstosse gegen die «militärische Ehre», eine Regierung zu unterstützen, welche «die Verfassung vergisst und aus dem Staatsdienst einen obszönen Weg zur Selbstbereicherung gemacht hat.»
So hiess es in einer in der Nacht auf Sonntag im Internet veröffentlichten Erklärung. Unterzeichnet war sie von einer «Nationalen Bewegung der Flanell-Soldaten».
Schon im Juni vergangenen Jahres war es nach offiziellen Angaben zu einem Anschlag in Caracas gekommen, als der Polizeipilot Oscar Pérez einen Helikopter kaperte und Granaten auf das Innenministerium abfeuerte. Vergangenen Januar wurde er offiziellen Angaben zufolge bei Caracas vom Militär getötet.
Aussagen von Feuerwehrleuten, die am Tatort waren, nähren Zweifel daran, dass es sich bei der Explosion um ein Attentat auf Maduro handelte. Drei Feuerwehrleute, die anonym blieben, sagten gegenüber der Nachrichtenagentur AP, dass es sich bei dem angeblichen Attentat um eine Gasexplosion in einer nahe gelegenen Wohnung handelte. Laut AP konnte man aus einem Gebäude in der Nähe des Podiums Rauch aufsteigen sehen. Kritiker der Regierung befürchten, dass Maduro den angeblichen Anschlag nutzen werde, um noch härter gegen Oppositionelle vorzugehen. (wst/vom/sda/dpa/afp/reu)