Eine lang gediente Nachrichtensprecherin des algerischen Fernsehens hat ihren Job entnervt aufgegeben – aus Ärger darüber, dass sie auf den letzten Drücker einen Brief des umstrittenen Staatschefs Abdelaziz Bouteflika verlesen musste.
Wie ein Kollege von Nadia Madassi am Montag mitteilte, bekam diese das Schreiben am Sonntag «in letzter Minute». Sie sei darüber so aufgebracht gewesen, dass sie beschlossen habe, ihre Tätigkeit als Ansagerin bei Canal Algérie nach 15 Jahren zu beenden und stattdessen in der Redaktion zu arbeiten.
«Das war der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte», sagte der Kollege, der nicht namentlich genannt werden wollte. Seit dem Beginn der Proteste gegen Bouteflika sei den Journalisten bei staatlichen Sendeanstalten nicht gestattet, korrekt zu berichten.
Medienvertreter, darunter auch Madassi, hatten in jüngster Zeit angeprangert, dass auf sie im Zusammenhang mit den Massendemonstrationen gegen Bouteflika wegen dessen fünfter Präsidentschaftskandidatur von oben Druck ausgeübt werde.
Zunächst berichteten Radio und Fernsehen überhaupt nicht über die Kundgebungen, später schwächten sie dort gerufene Parolen gegen den greisen Bouteflika ab.
Bouteflika regiert das nordafrikanische Land seit fast 20 Jahren und will bei der Wahl am 18. April erneut kandidieren, obwohl er sich seit einem Schlaganfall vor sechs Jahren weitgehend aus der Öffentlichkeit zurückgezogen hat und im Rollstuhl sitzt. Derzeit befindet er sich in einer Genfer Klinik. (whrsda/afp)