Der Bürgerkrieg im Sudan findet auf der internationalen Weltbühne kaum Beachtung, der grausame und blutige Konflikt steht seit Ausbruch vor über 15 Monaten verdeckt im langen Schatten der Ukraine und des Nahen Ostens.
Dabei zeichnen Berichte regelmässig ein extrem düsteres Bild der Auseinandersetzungen zwischen den sudanesischen Streitkräften (SAF) und den paramilitärischen Milizen (RSF).
Nun wird ein neuer internationaler Anlauf unternommen, um im gewaltsamen Bürgerkrieg zu vermitteln. Unter der Führung der USA und zusammen mit Saudi-Arabien wird Mitte August in der Schweiz über einen Waffenstillstand verhandelt. Das Wichtigste dazu findest du hier.
Die Konfliktparteien werden sich am 14. August in der Schweiz zu Gesprächen über einen Waffenstillstand treffen. Das gab US-Aussenminister Antony Blinken am Dienstagabend bekannt, das EDA hat dies am Mittwoch bestätigt. Gemäss einem Statement des US-Aussenministeriums hätten die USA die SAF und die RSF zu der Konferenz eingeladen. Saudi-Arabien wird dabei als Co-Gastgeber fungieren. Auch die Afrikanische Union, Ägypten, die Vereinigten Arabischen Emirate und die Vereinten Nationen sollen an der Konferenz teilnehmen. Frühere Gespräche im saudi-arabischen Dschiddah gingen ohne Erfolg über die Bühne.
Gemäss dem Statement von Blinken ist das Ziel «die Beendigung der landesweiten Gewalt, die Ermöglichung eines humanitären Zugangs für alle Bedürftigen sowie eine Implementierung eines robusten Überwachungs- und Überprüfungsmechanismus, um die Umsetzung allfälliger Vereinbarungen zu garantieren».
Das Statement hält aber auch fest, dass es nicht Ziel ist, «umfassendere politische Fragen» zu behandeln.
Auch das EDA spricht davon, einen Waffenstillstand zu erreichen, geht aber auf Anfragen von watson nicht genauer darauf ein.
Die Gespräche wurden gegenüber watson vom EDA bestätigt. Die Anfrage für die Friedenskonferenz sei im Juli 2024 erfolgt, die USA hätten die Schweiz «um Unterstützung bei der Organisation und Durchführung der von den USA geleiteten Gespräche zwischen den Kriegsparteien ersucht, um einen Waffenstillstand zu erreichen», so das EDA. «Die Schweiz begrüsst alle Bemühungen, den Konflikt auf dem Verhandlungsweg zu lösen», heisst es.
Sonst hält sich das EDA aber noch bedeckt. Das Department reagiert weder auf die Frage, ob alle Kriegsparteien den Gesprächen zugestimmt haben, noch, wo genau diese Verhandlungen stattfinden könnten.
Gemäss der Nachrichtenagentur Reuters hat RSF-Anführer Mohamed Hamdan Daglo den Gesprächen zugestimmt. Man werde sich konstruktiv an den Verhandlungen beteiligen, um «einen umfassenden Waffenstillstand im ganzen Land zu erreichen und den humanitären Zugang für alle Bedürftigen zu erleichtern», lässt der Milizenführer in einer Erklärung mitteilen. Man bekräftige die Haltung, «Leben zu retten, die Kämpfe zu beenden und den Weg für eine friedliche politische Lösung zu ebnen».
Noch nicht geäussert zu der Friedenskonferenz hat sich das sudanesische Militär. Eine Zusage des SAF steht daher noch aus.
Seit mehr als 15 Monaten herrscht im Sudan ein blutiger Machtkampf zwischen De-facto-Machthaber Abdel Fattah al-Burhan von der SAF und seinem früheren Stellvertreter Mohamed Hamdan Daglo von der paramilitärischen Miliz RSF. Der Konflikt führte bis jetzt zu Zehntausenden Toten.
Vor wenigen Tagen machte die deutsche Welthungerhilfe auf die katastrophalen Zustände im Sudan aufmerksam. Über 10 Millionen Menschen seien im eigenen Land auf der Flucht, «die Hälfte der Bevölkerung ist auf humanitäre Hilfe angewiesen», heisst es in einem Bericht der Hilfsorganisation. Die Kämpfe halten Menschen davon ab, «auf die Strasse zu gehen, sich mit Lebensmittel einzudecken oder gar in der Landwirtschaft tätig zu sein».
Trotz der schweren humanitären Krise haben sich viele Hilfsorganisationen aus Sorge um die Sicherheit aus dem Sudan zurückgezogen. «Ärzte ohne Grenzen», die dort noch aktiv sind, klagten, die Kriegsparteien hätten keinerlei Respekt vor der Zivilbevölkerung. Die sudanesischen Sicherheitsbehörden forderten Ausländerinnen und Ausländer im Bundesstaat Khartum vor zehn Tagen sogar zum Verlassen der Region auf.