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Die EU streicht Fördergelder für mehrere Schweizer NGO

EU streicht mehreren Schweizer NGO das Geld – was steckt dahinter?

04.02.2019, 08:4104.02.2019, 09:54
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Was ist passiert?

Solche Post bekommt man nicht gerne: In einem Brief an zehn Schweizer Nichtregierungsorganisationen (NGO) erklärte die EU-Kommission am 21. Dezember 2018, dass sie den Geldhahn zudrehen werde und künftig keine Fördergelder mehr auszahlen werde. Das Schreiben wurde jetzt durch das SRF öffentlich gemacht. Betroffen sind Schweizer NGO, die in Krisenregionen humanitäre Hilfe leisten.

ARCHIVBILD ZUR MK DES BUNDESRATES ZU DEN BEZIEHUNGEN SCHWEIZ - EU, AM MITTWOCH, 4. JULI 2018 - The flags of the European Union and Switzerland, during the official visit of European Commission Preside ...
Angespannte Zeiten zwischen der Schweiz und der EU.Bild: KEYSTONE

Welche NGO sind betroffen?

Insgesamt sind zehn Schweizer NGO betroffen, darunter Caritas, «Médecins Sans Frontières» Schweiz, «Solidar Suisse» und World Vision. Seit dem 1. Januar 2019 erhalten sie keine Gelder mehr für neue Projekte.

Über wie viel Geld reden wir?

Für die Schweizer NGO geht es um über 50 Millionen Euro – pro Jahr. Insgesamt gibt die EU für die humanitäre Hilfe für Menschen in Krisengebieten jedes Jahr Milliarden aus.

Wieso wurden die Gelder gestrichen?

Wie aus dem Brief zu entnehmen ist, hat die EU-Kommission die Zusammenarbeit mit den Schweizer NGO überprüft und kam zum Schluss, dass die rechtlichen Grundlagen für eine Zusammenarbeit nicht mehr ausreichen. Bisher konnten sich die NGO bei der EU-Kommission akkreditieren. Sie mussten nachweisen, dass sie gewisse Bedingungen erfüllten und erhielten so Zugang zu EU-Geldern.

Kam der Entscheid überraschend?

Nicht ganz. Felix Gnehm, Direktor von «Solidar Suisse» erklärte gegenüber SRF: «Das kam nicht ganz unerwartet, weil wir wussten, dass die EU derzeit im Rahmen von Brexit am Überprüfen ist, wie die Kooperation mit Schweizer Organisationen zukünftig sein wird. Aber wir hätten das nicht so schnell, so unmittelbar und so prompt erwartet.» 

«Das war ein kleiner Schock. Es kam zwar nicht ganz unerwartet, doch so schnell haben wir damit nicht gerechnet.»
Felix Gnehm zu SRF

War es ein politischer Entscheid?

Es scheint so, ja. Wie Recherchen von SRF zeigen, gab es innerhalb der EU-Verwaltung Streit. So deuten Dokumente darauf hin, dass die Generaldirektion, die für die humanitäre Hilfe zuständig ist, die Zusammenarbeit nicht beenden wollte. Aber der juristische Dienst rund um Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker war anderer Meinung und setzte die harte Haltung durch. 

Gnehm geht davon aus, dass der Entscheid mit den Verhandlungen rund um den Brexit zusammenhängt. Die EU-Kommission bestreitet jedoch gegenüber SRF diesen Punkt. (jaw)

Der Brief an Gnehm in voller Länge:

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44 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Coffeetime ☕
04.02.2019 09:14registriert Dezember 2018
Wer wird wieder leiden? Die, die die Hilfe dringends nötig haben und die von der EU evtl. noch nie etwas gehört haben... 😳
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Bobby_B
04.02.2019 09:08registriert August 2018
Es trifft ja die richtigen. 🤷
*Sarkasmusschild
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m4in CS
04.02.2019 09:38registriert März 2018
Die EU scheint nicht zu verstehen, dass mehr Druck auf die Schweiz, dass Rahmenabkommen unwahrscheinlicher macht, da die Bevölkerung das letzte Wort hat. Ich verstehe nicht was diese Aktion genau bringen soll, ausser die Fronten weiter zu verhärten. Das ein Trinker und Lebemann die EU führt, sagt eigentlich schon genug. Junker ist so ein typischer “Establishment Guy”, welcher meint es läuft immer so wie er sich das vorstellt.
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