In Istanbul haben sich Demonstranten und Sicherheitskräfte zum 1. Mai Strassenschlachten geliefert. Im Stadtteil Mecidiyeköy setzte die Polizei am Montag Tränengas und Gummigeschosse gegen eine Gruppe ein, die sich den Weg zum Taksim-Platz bahnen wollte.
Den Behörden zufolge wurden 207 Personen festgenommen. Es seien Handgranaten, Brandsätze und Feuerwerkskörper beschlagnahmt worden.
Am Taksim-Platz hatten 2013 wochenlang Demonstrationen gegen die türkische Regierung stattgefunden, Proteste sind auf dem Platz inzwischen verboten. Die Gegend um den Taksim-Platz war weitläufig abgesperrt. Nach Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur Anadolu waren mehr als 30'000 Sicherheitskräfte in Istanbul im Einsatz.
Die Behörden hatten, wie auch in den Jahren zuvor, Kundgebungen zum 1. Mai auf dem Taksim-Platz verboten. Lediglich regierungsnahe Gewerkschaften durften eine kurze Erklärung auf dem Platz abgeben. Gewerkschafter und Regierungskritiker versammelten sich in diesem Jahr friedlich im Stadtteil Bakirköy, wo die Behörden eine Kundgebung erlaubt hatten.
Für Gewerkschaften hat der Taksim-Platz eine besondere Bedeutung. Am 1. Mai 1977 eröffneten dort Heckenschützen das Feuer auf eine Demonstration mit rund 500'000 Teilnehmern. Mindestens 34 Menschen starben. Bis heute ist unklar, wer die Täter waren.
In der Türkei finden am Tag der Arbeit regelmässig Proteste statt, bei denen es immer wieder zu Gewalt kommt. Nach dem umstrittenen Verfassungsreferendum zur Ausweitung der Befugnisse von Präsident Recep Tayyip Erdogan sind die Spannungen im Land besonders hoch. (whr/sda/reu/dpa)