Im Verlauf der Pressekonferenz im Weissen Haus am Mittwoch steigerte sich Trump regelrecht in Rage: Er beklagte eine «feindselige» Stimmung im Raum, beschwerte sich über angeblich grobes Verhalten von Reportern und forderte mehrere von ihnen barsch auf, sich hinzusetzen, wenn sie eine Frage stellen wollten.
Doch von vorne. So verlief der Medienanlass:
Trump geriet ausser Kontrolle, als Jim Acosta seine kritischen Fragen stellte. Trump beschimpfte den CNN-Korrespondenten als «unverschämte, fürchterliche Person» und «Feind des Volkes». Seine Wutanfälle begannen, als ihn Acosta zu seinen Verbalattacken auf die zentralamerikanischen Flüchtlinge befragte, die sich derzeit zu Tausenden auf dem Weg in Richtung USA befinden.
Jim Acosta doing what reporters should have done a LONG time ago.
— UnsilentMajority 🌹 (@The_UnSilent_) 7. November 2018
Keep up the great work @Acosta! pic.twitter.com/IOCm0G3eS0
Auf die Frage des Journalisten, ob er die Flüchtlingstrecks im Wahlkampf bewusst «verteufelt» habe, reagierte Trump zunächst ausweichend. «Nein, ich möchte, dass sie ins Land kommen. Aber das muss auf legalem Weg geschehen», sagte er.
Als Acosta dann nachhakte und darauf hinwies, bei den Migranten lasse sich kaum von einer «Invasion» sprechen, platzte dem Präsidenten der Kragen. «Ehrlich gesagt, sollten Sie mich das Land führen lassen. Sie leiten CNN, und wenn Sie gut wären, wären die Einschaltquoten höher», fuhr er den Reporter an.
Dieser liess sich nicht beirren und fragte weiter nach. Trump rief Acosta daraufhin zu: «Das reicht, geben Sie das Mikrofon ab». Zugleich trat der Präsident von seinem Rednerpult zur Seite – was so wirkte, als wolle er die Pressekonferenz abbrechen und den Raum verlassen. Er trat dann aber wieder an das Rednerpult zurück.
Noch während eine Mitarbeiterin nach dem Mikrofon griff, versuchte der CNN-Reporter, Trump eine letzte Frage zuzurufen. Daraufhin beschimpfte der Präsident den Korrespondenten als «unverschämte, fürchterliche Person». CNN müsse sich schämen, ihn als Mitarbeiter zu haben.
Aber auch der NBC-Journalist Peter Alexander bekam während der Pressekonferenz sein Fett weg, als er Acosta als «gewissenhaften Reporter» in Schutz nahm. «Ich bin auch kein Fan von Ihnen», schimpfte Trump. «Um ehrlich zu sein, gehören Sie nicht gerade zu den Besten».
"I'm not a big fan of yours, either," Trump tells NBC's Peter Alexander when the reporter tries to defend CNN's Jim Acosta https://t.co/RqaLXGd5Tw pic.twitter.com/TYFHOYt6H8
— Variety (@Variety) 7. November 2018
Später wurde der Zorn des Präsidenten dann durch die afroamerikanische Korrespondentin Yamiche Alcindor erregt, die unter anderem für den öffentlichen Fernsehsender PBS arbeitet. Sie merkte an, dass Trumps im Wahlkampf formulierte Selbstbeschreibung als «Nationalist» von manchen Beobachtern als «ermutigendes» Signal an «weisse Nationalisten» gedeutet werde.
The president's "tense relationship with the media was on full display in a rare way today," @Yamiche tells @JudyWoodruff. She describes her question to President Trump today, why it was timely and his reaction. pic.twitter.com/TZUcHQUQmA
— PBS NewsHour (@NewsHour) 7. November 2018
Trump schnitt Alcindor daraufhin das Wort ab und warf ihr vor, ihn mit einer «rassistischen Frage» beleidigt zu haben. Was die Reporterin gesagt habe, «ist so beleidigend für mich, es ist eine sehr schreckliche Sache, was sie gesagt haben». Er behauptete auch, die «höchsten Zustimmungsraten» unter afroamerikanischen Wählern zu haben.
Alcindor verteidigte sich später im Kurzbotschaftendienst Twitter: «Ich stelle einfach nur die Fragen, welche die Öffentlichkeit beantwortet haben will.»
A note: I followed up the president calling my question "racist" with a policy question about his proposed middle class tax cut because that's what journalists do. We press on. We focus on the privilege of asking questions for a living. We do the work.
— Yamiche Alcindor (@Yamiche) 7. November 2018
Der Sender CNN nahm unterdessen in einer schriftlichen Erklärung nicht nur seinen eigenen Reporter, sondern generell die Medien in Schutz. Die fortdauernden Attacken des Präsidenten gingen «zu weit». Sie seien «nicht nur gefährlich, sondern auf verstörende Weise unamerikanisch».
CNN’s response to @realDonaldTrump’s press conference today: pic.twitter.com/tJ3nZDnYwO
— CNN Communications (@CNNPR) 7. November 2018
Nach einem Eklat während einer Pressekonferenz hat das Weisse Haus dem Acosta die Akkreditierung «bis auf Weiteres» entzogen. Das teilte Sprecherin Sarah Sanders am Mittwochabend (Ortszeit) mit.
As a result of today’s incident, the White House is suspending the hard pass of the reporter involved until further notice.
— Sarah Sanders (@PressSec) 8. November 2018
...over the course of 1.5 hours including several from the reporter in question. The fact that CNN is proud of the way their employee behaved is not only disgusting, it‘s an example of their outrageous disregard for everyone, including young women, who work in this Administration
— Sarah Sanders (@PressSec) 8. November 2018
Trump glaube an eine freie Presse und begrüsse «harte Fragen», erklärte seine Sprecherin Sanders. «Wir werden aber nie tolerieren, dass ein Reporter eine junge Frau anfasst, die nur ihren Job als Praktikantin im Weissen Haus machen wollte» - offenbar ein Verweis auf den Moment, an dem Acosta das Mikrofon nicht abgeben wollte. «Dieses Verhalten ist absolut inakzeptabel.» Das Verhalten gegenüber der Mitarbeiterin wurde nun zum Anlass für den Entzug seiner Akkreditierung genommen.
— nneptune5 (@nneptune5) 8. November 2018
Der US-Präsident greift regelmässig kritisch über ihn berichtende Medien heftig an, indem er ihnen die Verbreitung von «Falschnachrichten» vorwirft. Auch prangert er sie immer wieder als «Volksfeinde» an.
President Trump believes in a free press and expects and welcomes tough questions of him and his Administration. We will, however, never tolerate a reporter placing his hands on a young woman just trying to do her job as a White House intern...
— Sarah Sanders (@PressSec) 8. November 2018
(sda/afp/vom)