Im Machtkampf in Venezuela wächst der Druck auf den umstrittenen Staatschef Nicolás Maduro. US-Vizepräsident Mike Pence rief am Samstag die gesamte EU auf, Maduros Widersacher Juan Guaidó als Präsidenten Venezuelas anzuerkennen.
Guaidó bekräftigte seine Entschlossenheit, am 23. Februar US-Hilfsgüter ins Land zu holen, und mobilisierte dafür zehntausende freiwillige Helfer. Maduro drohte derweil damit, Truppen an die Landesgrenzen zu entsenden.
In Venezuela herrscht seit Wochen ein erbitterter Machtkampf zwischen Maduro und Guaidó, der sich Ende Januar zum Übergangspräsidenten erklärt hatte. Die USA erkannten ihn als eines der ersten Länder an. Mittlerweile sind es bereits rund 50 Staaten, darunter Deutschland, Frankreich und viele andere europäische Länder. Die EU als Ganzes ging diesen Schritt allerdings nicht. Insbesondere Italien und Griechenland sind gegen Guaidós Anerkennung.
US-Vizepräsident Pence sagte bei der Münchner Sicherheitskonferenz, Maduro sei «ein Diktator, der kein Recht mehr auf die Macht hat». Die Vorgänge in Venezuela seien eine «Tragödie, die eine Reaktion verdient und erwartet und zwar von der ganzen Welt». Daher müsse die Europäische Union «Guaidó als den einzig rechtmässigen Präsidenten Venezuelas anerkennen», verlangte der Stellvertreter von US-Präsident Donald Trump.
In Venezuela erhöhte derweil Guaidó den Druck auf Maduro. Er bekräftigte, dass am 23. Februar die ins Nachbarland Kolumbien gelieferten US-Hilfsgüter ins Land geholt würden – «komme, was da wolle». In der kolumbianischen Grenzstadt Cúcuta stehen schon einige Tonnen Lebensmittel und Medikamente bereit, zwei US-Militärflugzeuge lieferten am Samstag Dutzende weitere Tonnen Hilfsgüter.
Guaidó beschwor die hinter Maduro stehende Armee via Twitter erneut, angesichts der akuten Versorgungskrise in Venezuela die Hilfslieferungen am Samstag kommender Woche zuzulassen. Am selben Tag sollen erneut landesweite Massenproteste Maduro zum Einlenken bewegen.
Für die Verteilung der Hilfsgüter liessen sich bereits rund 600'000 Menschen registrieren, wie Guaidó vor rund 4000 Freiwilligen sagte. Vor einem Registrierungsbüro im Nordosten von Caracas bildeten sich am Samstag lange Schlangen. «Ich habe mich eingeschrieben, weil die humanitäre Hilfe dringend notwendig ist», sagte der 58-jährige Coromoto Crespo. «In Venezuela Medikamente zu finden, kommt einem Wunder gleich.»
Im Land herrscht seit Jahren eine gravierende Versorgungskrise, obwohl es über die weltgrössten Ölvorkommen verfügt. Mehr als 2.3 Millionen Einwohner flohen bereits aus ihrer Heimat.
Maduro macht für die Misere die US-Sanktionen verantwortlich und lehnt Hilfslieferungen mit dem Argument ab, diese dienten zur Tarnung der Vorbereitung einer US-Invasion. Am Freitag sagte er, die Hilfslieferungen seien eine «Sprengfalle». Die USA veranstalteten eine «Show mit vergammelten und verseuchten Lebensmitteln».
Bei einem Treffen mit der Militärführung sagte Maduro, es müsse geprüft werden, «welche neuen Truppen» notwendig seien, um die 2200 Kilometer lange Grenze zu Kolumbien «unverletzbar» zu machen. Den USA und Kolumbien warf er die Planung eines «Krieges» vor.
Trump hatte zuletzt bekräftigt, er prüfe «alle Optionen», um die Krise in Venezuela zu beenden. Maduros Verbündeter Kuba warnte, die USA hätten Spezialkräfte nach Puerto Rico und auf andere Karibikinseln verlegt, um einen Angriff auf Venezuela vorzubereiten. (viw/sda/afp)