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Das könnte teuer werden: Schwerer Rückschlag für Monsanto in wichtigem Glyphosat-Prozess

Das könnte teuer werden: Schwerer Rückschlag für Monsanto in wichtigem Glyphosat-Prozess

20.03.2019, 07:30
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Der zum deutschen Bayer-Konzern gehörende US-Saatgutriese hat einen wichtigen Teilprozess um angebliche Krebsrisiken seines Unkrautvernichters Roundup verloren. Damit geht der Prozess nun mit der selben Jury in eine zweite Phase, in der die Haftungsfragen geklärt werden sollen. Sollte Monsanto für haftbar befunden werden, könnte dies Bayer viel Geld kosten.

FILE - In this Sunday, Feb. 24, 2019 file photo, containers of Roundup are displayed on a store shelf in San Francisco. A jury in federal court in San Francisco has concluded that Roundup weed killer  ...
Unkrautvernichter mit Krebsrisiko?Bild: AP/AP

Die Jury des zuständigen Bundesbezirksgerichts in San Francisco befand am Dienstag (Ortszeit), dass das Produkt mit dem umstrittenen Wirkstoff Glyphosat ein wesentlicher Faktor für die Lymphdrüsenkrebserkrankung des Klägers Edwin Hardeman gewesen ist. Die sechs Geschworenen trafen die Entscheidung einstimmig.

Bayer bleibt zuversichtlich

Jetzt geht es in einer zweiten Phase des Prozesses auch darum, ob Monsanto über Risiken hinwegtäuschte und wie hoch der mögliche Schadenersatz ausfallen könnte. Wäre die Jury zu dem Schluss gekommen, dass Roundup nicht für Hardemans Erkrankung mitverantwortlich ist, so hätte es keine zweite Prozessrunde gegeben, was für Monsanto ein Befreiungsschlag gewesen wäre.

Bayer zeigte sich in einer Stellungnahme enttäuscht von der Entscheidung der Jury. Dennoch sei das Unternehmen weiterhin fest davon überzeugt, dass die wissenschaftlichen Erkenntnisse bestätigen, dass glyphosatbasierte Herbizide keinen Krebs verursachen. Bayer sei zuversichtlich, im zweiten Teil des Prozesses beweisen zu können, dass Monsantos Verhalten angemessen war und das Unternehmen nicht für Hardemans Krebserkrankung haftbar gemacht werden sollte.

Hochbrisanter Musterfall

Für Bayer ist der Fall Hardeman hochbrisant, da es sich um einen richtungsweisenden «Bellwether Case» handelt. Damit ist im US-Recht eine Art Musterfall in einem Massenverfahren gemeint. Mehrere dieser repräsentativen Fälle sind angesetzt.

Sie sollen den Streitparteien helfen, das Ausmass von Schäden und die Höhe denkbarer Vergleichszahlungen besser abschätzen zu können. Insgesamt sind bei dem zuständigen US-Richter Vince Chhabria mehrere Hundert Klagen von Landwirten, Gärtnern und Verbrauchern gebündelt.

750 Millionen Franken für Verteidigung

Bayer weist die Vorwürfe eines Krebsrisikos von Monsantos Unkrautvernichtern zurück und beruft sich dabei auf zahlreiche Studien. «Wir haben grosses Mitgefühl mit Herrn Hardeman und seiner Familie – dennoch stützen umfangreiche wissenschaftliche Erkenntnisse die Schlussfolgerung, dass Roundup nicht die Ursache seiner Krebserkrankung ist», heisst es im Statement des Unternehmens. Bayer stehe hinter diesen Produkten und werde sie entschieden verteidigen.

Der Dax-Konzern gibt sich denn auch betont optimistisch: Bislang sah das Unternehmen keinen Grund, für Schadenersatzzahlungen Vorsorge zu leisten. Viel Geld kosten die Glyphosat-Klagen aber dennoch schon: Die Rückstellungen für Rechtsstreitigkeiten stiegen im vergangenen Jahr um rund 750 Millionen Franken. «Wir stellen hier im Wesentlichen für drei Jahre Verteidigungskosten zurück», erklärte Finanzchef Wolfgang Nickl während einer Bilanzpressekonferenz Ende Februar. (whr/sda/dpa)

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8 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Avalon
20.03.2019 08:22registriert September 2018
Das ist aber ein sehr freundlicher Bericht über eine Firma, die seit Jahren die Umwelt (und damit uns) vergiftet.
Kein Wort dazu, dass Bayer vom EU-Gericht angewiesen wurde, die Studien endlich offen zu legen (wollten sie nicht). In weiteren Ländern sind Klagen hängig. Kein Wort zu den Bürgerinitiativen, die für ein Verbot von Glyphosat sind.
Krebs ist ‚nur‘ eine Folge von Glyphosat, es wird auch mit Demenz, Alzheimer und anderen Krankheiten in Verbindung gebracht.
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Ratson 2.0
20.03.2019 09:30registriert Oktober 2017
Hmm wieso ist das keine BIG Header Story?

Auch für die lieben Bienen ist dieses Kak Glyphosat ein Todesurteil.

http://www.umweltinstitut.org/aktuelle-meldungen/meldungen/2018/glyphosat-schaedigt-bienen.html
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NotWhatYouExpect
20.03.2019 08:54registriert April 2017
Wird auch Zeit, dass diese Firma dafür Zahlt was Sie den Leuten und der Umwelt antut.

Auf Arte gibt es zu diesem Thema / Process eine super Dokumentation.
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