
Ein Trump-Fan feiert.Bild: MIKE SEGAR/REUTERS
Kommentar
Donald Trumps Wahlsieg bedeutet, dass
Freihandel und Globalisierung jäh gestoppt werden. Das heisst auch, dass wir
eine längere Periode von Unsicherheit durchstehen müssen.
09.11.2016, 14:3414.11.2016, 14:16

Folge mir
1 / 51
Des einen Freud ist des anderen Leid ...
quelle: ap / evan vucci
1980 war Ronald Reagans Wahlsieg gleichzeitig der
Auftakt zu einer neuen Ära, die gemeinhin Neoliberalismus genannt wird. Konkret
bedeutete dies, dass weltweit die Zollschranken fielen und Handelsbeschränkung
aufgehoben wurden. Das Resultat ist eine globale Supply Chain, die uns
preiswerte Unterhaltungselektronik und spottbillige Textilien beschert hat.

Ronald Reagans Ära ist vorbei.Bild: AP
Donald Trump wird das Anti-Programm zu Reagan
werden, er will den Neoliberalismus wieder bändigen. Deshalb hat er
angekündigt, bestehende Handelsverträge wie Nafta neu zu verhandeln und
geplante wie TPP und TTIPP zu begraben. Trump setzt auf Deals, die Amerika
bilateral abschliesst und dabei seine Interessen rücksichtslos durchsetzt. Er
wird die USA und die Weltwirtschaft ebenfalls in eine neue Ära führen.
Ökonomisch gesehen begibt sich Trump zurück in
die Steinzeit. Oder wie es Paul Krugman in der «New York Times» formuliert:
«Einen verantwortungslosen und ignoranten Mann, der sich den Rat von den falschen Leuten holt, damit zu beauftragen, die Nation mit der wichtigsten Volkswirtschaft zu führen, ist unter allen Umständen eine schlechte Nachricht. Was es ganz besonders schlimm macht, ist der fundamental fragile Zustand nach acht Jahren Finanzkrise.»
Die Börsen teilen Krugmans Einschätzung und
befinden sich weltweit in Aufruhr. Es ist vor allem die Verunsicherung, die
Investoren dazu veranlasst, Aktien und Obligationen abzustossen. Die
Unsicherheit rührt daher, dass Trump im Wahlkampf keinen kohärenten
ökonomischen Vorschlag unterbreitet und stattdessen mit platten
Formulierungen aufgewartet hat. In seinem Beraterteam gibt es keinen einzigen
namhaften Ökonomen.
Wikileaks und E-Mails waren nur eine Sideshow
Sicher ist einzig, dass die Weltwirtschaft in
einen neuen Protektionismus schlittern wird. Ob Trump die Mauer an der
mexikanischen Grenze tatsächlich bauen wird, ist ungewiss. Doch er kann
sich nicht um seine Wahlversprechen drücken, die Auswirkungen der
Globalisierung zumindest teilweise wieder rückgängig zu machen, denn der amerikanische Mittelstand ist der grosse Verlierer der Globalisierung. Vor allem mit diesem
Versprechen hat er die Wahlen gewonnen, Wikileaks und E-Mails waren nur eine
Sideshow.
Wird Trumps Wahlsieg eine Rezession zur Folge
haben? Namhafte Volkswirte wie der ehemalige Chefökonom des IWF, Simon Johnson,
haben diese Befürchtung geäussert. Das muss nicht eintreten. Die
Amerikaner haben einen riesigen Binnenmarkt und haben auch die meisten Rohstoffe,
vor allem Öl und Gas. Der Export beträgt bloss rund zehn Prozent des
Bruttoinlandprodukts. Trump kann deshalb kurzfristig einen Boom auslösen, vor
allem wenn er auch seine andere Versprechen umsetzt: Die Steuern zu senken und
massiv in die Infrastruktur zu investieren.
Wir werden wahrscheinlich noch länger mit Negativzinsen leben müssen
Was ist für die Schweizer Wirtschaft zu
erwarten? Wahrscheinlich wird sich der Dollar abschwächen, und die Schweiz wird
einmal mehr zum sicheren Hafen für Anleger werden. Das bedeutet auch, dass der
Druck auf den Franken wieder einmal massiv zunehmen wird. Die Ökonomen der UBS
rechnen damit, dass die Schweizerische Nationalbank bei einer Untergrenze
gegenüber dem Euro bei 1,07 Franken intervenieren wird und dass sie bei 1,05
Franken noch einmal an der Negativzins-Spirale drehen wird. Das bedeutet wahrscheinlich leider auch, dass wir noch länger mit den ungeliebten Negativzinsen leben müssen.
Das könnte dich auch interessieren:
Das könnte dich auch interessieren:
Das könnte dich auch noch interessieren: