365 Tage lang trug Zippora Marti dasselbe schwarze Kleid über. Jeden Tag schoss die Luzernerin ein Foto von sich und stellte es auf Instagram. Mit dem Projekt «One – The Project» möchte die gelernte Schneiderin vor allem eins: ein Vorbild sein.
Sie habe viel über faire Mode, bewusstes Konsumieren und eine nachhaltige Lebensweise nachgedacht, so die 25-Jährige gegenüber watson. In dem sie ein Jahr lang dasselbe Kleidungsstück trug, wollte Marti zeigen, dass man nicht jeden Tag die Garderobe wechseln muss.
Ob ihr das Kleid irgendwann auf die Nerven ging und welches Projekt sie als nächstes in Angriff nimmt, erzählt Marti hier:
... an vielen Stellen. Wenn ich etwas sehe, das mir gefällt, dann warte ich zwei oder mehr Wochen ab. Wenn es mir bis dann noch nicht aus dem Kopf gegangen ist, dann kaufe ich es. Sonst lasse ich es bleiben, was meistens der Fall ist.
Mit dem Kleid-Projekt wollte ich herausfinden, was und wie viel ich wirklich zum Anziehen brauche – und was nicht. Und es hat sich gezeigt: Ich brauche sehr wenig. Ich habe das schwarze Kleid immer wieder anders kombiniert und es hat mir an nichts gefehlt. Wenn es im Sommer in den Ferien zu heiss war, bin ich halt einfach im Badeanzug herumspaziert. Im Winter habe ich das Kleid manchmal über Hosen angezogen.
Ich habe letztes Jahr ungefähr fünf neue Kleidungsstücke gekauft – alle second-hand oder bei öko-fairen Labels. Und ich bin absolut zufrieden mit der Auswahl in meinem Kleiderschrank.
... Überfluss. Wobei ich das nicht als Verzicht sehe. Für mich geht es mehr um ein Bewusstsein. Wir müssen uns im Klaren darüber sein, was unser Konsum anrichten kann. Es ist mir nie darum gegangen, möglichst wenig Kleider zu besitzen. Ich möchte einfach nicht Teil von etwas sein, für das sehr viele Menschen ausgebeutet und unglaublich viele Ressourcen verschwendet werden.
... lange Duschen. Darauf kann ich einfach nicht verzichten.
Mir geht es nicht so sehr um Konsequenz. Es geht mir viel mehr um die kleine Schritte und in vielen Bereichen meines Lebens lebe ich schon sehr nachhaltig. Diese Erfolge gilt es zu feiern.
Doch es ist auch klar, dass ich noch nicht überall so konsequent bin, wie ich das eigentlich sein möchte. Zum Beispiel möchte ich in meinem Alltag weniger Abfall produzieren. In diesem Bereich bin ich noch nicht da, wo ich eigentlich sein will. Mir ist aber auch klar, dass man nicht von heute auf morgen keinen Abfall mehr produzieren kann. Das ist ein längerer Prozess. Sobald ich, wie jetzt gerade, viel zu tun habe, wird der Abfallberg wieder grösser. Dadurch lasse ich mich aber nicht entmutigen. Ich gehe das Ziel langsam an und freue mich über alle kleinen Fortschritte.
... ein Lebensstil, der sich nicht alleine um mich dreht. Nachhaltig leben bedeutet für mich, im Einklang mit der Natur und anderen Lebewesen zu leben. Und zu verstehen, dass das eigene Handeln einen globalen Einfluss hat und nicht nur mich und die engsten Freunde oder die Familie betrifft.
..., dass jeder auf sich selbst schaut. Die meisten Menschen haben das Gefühl, sie kommen zu kurz. Sie kaufen lieber die günstigste Schokolade anstatt die, die ein paar Rappen teurer, dafür nachhaltiger wäre.
..., dass mein neues Projekt ein Erfolg wird. Ich bin dabei, ein nachhaltiges Lingerielabel zu gründen. Vor einigen Monaten hätte ich nicht gedacht, dass ich einmal Lingerie kreieren würde. Doch genau das mache ich jetzt.
Denn das Angebot an nachhaltiger, bequemer und wirklich schöner Damenunterwäsche ist quasi inexistent. Ich will in diesem Bereich nicht länger Kompromisse eingehen müssen und in langweiligen Biobaumwollhöschen rumlaufen, nur weil schönere Alternativen nicht nachhaltig sind.
Ich wollte nie mein eigenes Label gründen. Doch genau das habe ich jetzt getan.