Schweiz

Post lässt Pakete unbeaufsichtigt herumstehen

Post lässt Pakete vor der Haustüre liegen – Reklamationen nehmen zu

02.08.2017, 09:23
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Die Schweizerische Post sieht sich zunehmend mit Kundenreklamationen zu Paketverlusten konfrontiert. Ein Grund für den Paketverlust ist unter anderen, dass zugestellte Päckli, die nicht in den Milchkasten passen, kurzerhand vor dem Hauseingang deponiert werden – und dort entwendet. 

Die Ombudsfrau für die Post teilte dem Tages-Anzeiger mit, dass der Anstieg der Beschwerden damit zu tun habe, dass die Zahl der Pakete sich massiv erhöht hat. In der Schweiz ist der Umsatz im Online- und Versandhandel laut dem Marktforschungsinstitut GFK seit 2010 um rund 50 Prozent gestiegen.

Post-Sprecher Oliver Flüeler erklärte dem «Tages-Anzeiger», dass für die Paketboten grundsätzlich die Regel bestehe, dass Pakete, die nicht in den Milchkasten passen würden, schriftlich im Briefkasten avisiert und auf der nächsten Poststelle oder beim Paketautomaten durch den Kunden abgeholt werden müssen.

Flüeler ergänzt, dass sich jedoch die Kundenbedürfnisse in Zeiten der beruflichen Flexibilität, unregelmässiger Arbeits­zeiten und der heute üblichen Mobilität geändert hätten. So sei es für viele Kunden ärgerlich, wenn sie den Abholschein im Briefkasten fänden und dann extra zur Post laufen müssten. Das würde die Zeitersparnis und die Flexibilität, die durch das Onlineshopping bestehe, reduzieren. Darum gebe die Post ihren Paketboten die Erlaubnis in der Paketzustellung flexibler zu sein.

So könne der Pöstler die Situation vor Ort selber einschätzen und das Paket in Einzelfällen vor dem Hauseingang deponieren. Dies ermöglicht es dem Kunden ohne Umstände zu seinem Paket zu kommen.

Bei der Hinterlegung gebe es laut Flüeler jedoch gewisse Spielregeln. Je nach Situation deponieren die Postboten die Pakete, die nicht ins Milchfach passen würden, vor der Tür an einem sicheren Ort, der nicht direkt einsehbar sei und wenig frequentiert werde. Die Zusteller würden häufig durch ihre Erfahrung ihre Kunden kennen und wissen, ob diese eine ­Deponierung schätzen oder nicht.

Die Schweizer lieben Online-Shopping während der Arbeitszeit

Video: srf

Wer haftet?

Laut der Stiftung für Konsumentenschutz hafte die Post für nicht eingeschriebene Pakete nur bis zu einem Betrag von 500 Franken. Marianne Sonder, Ombudsfrau der Post, beruft sich im Artikel des «Tages-Anzeigers» auf Ziffer 2.5.5. der Allgemeinen Geschäftsbedingungen «Postdienstleistungen» für Privatkunden. Dort ist geschrieben, dass neben dem Empfänger demnach alle im selben Haus anzutreffenden Personen zum Bezug von Sendungen berechtigt seien.

Bei einem Diebstahl vor der Haustür rät die Post auf eine Strafanzeige wegen Diebstahls. Sie verweist darauf, dass die Haftung nach Transportvertrag gelte. Die Haftung sei nur bei leichter Fahrlässigkeit ausgeschlossen. Das Deponieren eines Paketes vor einer Haustür falle nach dem Erachten der Ombudsfrau nicht darunter.

(nfr)

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103 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Melsqy
02.08.2017 10:47registriert Mai 2017
Ich finde es erstaunlich, wie viel Zeit die Kommentatoren hier investieren, sich über die Post aufzuregen. Jedoch scheint keiner 5min Zeit zu haben, sich mal kurz zu informieren. Alle geforderten Dienstleistungen (Voravis zu Paketen, über Zustelloptionen entscheiden, Pakete umleiten lassen etc) bietet die Post bereits kostenlos an. Einfach rasch online registrieren und Adresse verifizieren. Aber manche scheinen sich wohl lieber noch ein bisschen länger aufzuregen...

PS: Nein, ich arbeite nicht bei der Post. Bin einfach vom Service und unserem tollen Päklipöstler in Wipkingen begeistert :)
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Scaros_2
02.08.2017 09:48registriert Juni 2015
Also seit ich mich bei der Post online registriert habe sowie meine Adresse verifiziert habe bekomme ich für jedes Paket, sobald es aufgegeben ist eine Sendungsankündigung sowie eine Mail wenn/wann es zugestellt wird. Ich kann auch sagen, das ich es direkt in der Post abhole (klappt nicht immer). Würde die Post das Angebot optimieren und forcieren könnte dies vielen Kunden helfen aber da wird aus meiner Sicht noch nicht genug gemacht. Digitalisierung ist auf derm Vormarsch aber die meisten CH-Firmen verschlafen das leider sehr.
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ShadowVolpe
02.08.2017 10:48registriert Oktober 2016
Wieso meldet man sich nicht einfach bei der Post an? Dann kriegt man ein Mail wenn ein Paket auf dem Weg ist und man kann bequem über's Internet anwählen ob man möchte, dass es deponiert wird oder nicht.
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