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Die Schweiz wird immer sicherer – nicht aber für Frauen

15- bis 24-jährige Frauen werden immer häufiger Opfer von Gewalt.
15- bis 24-jährige Frauen werden immer häufiger Opfer von Gewalt.Bild: shutterstock

Die Schweiz wird immer sicherer – nicht aber für Frauen

03.09.2018, 01:1403.09.2018, 06:16
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Die Gewalt gegen 15- bis 24-jährige Frauen im öffentlichen Raum hat in der Schweiz massiv zugenommen. Eine Auswertung der schweizerischen Unfallstatistik durch die SonntagsZeitung zeigt, dass sich die Vorfälle in den letzten 20 Jahren mehr als verdreifacht haben.

Wurden 1995 noch 200 Vorfälle mit Verletzungsfolgen registriert, waren es 2016 deren 640. Die Anzahl der in der Statistik aufgeführten Frauen blieb über denselben Zeitraum konstant. Bei der Opferhilfe verzeichnete man einen ähnlich hohen Anstieg. Im Jahr 2017 wurden rund drei Mal mehr weibliche Gewaltopfer registriert als noch um die Jahrtausendwende.

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Gewalt bei Männern nimmt ab

Bei Männern der gleichen Altersgruppe sind die Zahlen seit 2009 rückläufig – wenn auch im Schnitt immer noch deutlich höher als bei jungen Frauen. Dazu gibt es zwei Erklärungsansätze. Einerseits ist es möglich, dass immer weniger Männer, dafür aber immer mehr Frauen am Nachtleben teilnehmen. Andererseits ist auch denkbar, dass Frauen abends oder nachts schlichtweg öfters angegriffen werden – wie das neulich in Genf der Fall war. 

Letzteres bestätigt Konfliktmanagerin Sefika Garibovic. Junge Männer würden ihren Willen wenn nötig mit Gewalt durchsetzen. «Angriffe auf junge Frauen in der Öffentlichkeit sind heute Alltag. Fast täglich habe ich junge Männer bei mir, die erzogen wurden, Frauen als Objekte zu betrachten.», zitiert die SonntagsZeitung Garibovic. Sie fordert, dass härtere Strafen eingeführt werden, um die Täter abzuschrecken. 

Im privaten Raum ist die Gewalt gegen Frauen über die letzten Jahre konstant geblieben. Sozialpädagogin Doris Binda erklärt, dass häusliche Gewalt heutzutage nicht mehr als privat gilt. Auch Nachbarn schreiten häufiger ein und wählen den Notruf. In der Öffentlichkeit gibt es aber keine «klare Verurteilung von Gewalt». (vom)

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37 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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derEchteElch
03.09.2018 01:55registriert Juni 2017
Das Problem ist importiert durch Kulturen, welche die Frauen nicht respektieren oder meinen, hier gleich weitermachen zu können, wie in ihren Herkunftsländern..

„In der Öffentlichkeit gibt es aber keine «klare Verurteilung von Gewalt».“

Natürlich gibt es diese Verurteilung. Wir diskutieren über 079, den Fall in Genf, den Messerstecher von Chemnitz etc.

Wenn aber gemeint ist, dass die Probleme nicht beim Namen genannt werden, dann stimmt das: Es sind immer „DIE“ Männer. Statt mal deren Herkunft und Kultur genau unter die Lupe zu nehmen..
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Snowy
03.09.2018 08:51registriert April 2016
Liebe linke Parteien

Indem ihr beim Thema „Ausländer und Gewalt an Frauen“ konsequent immer alle Probleme verneint, verharmlost oder whataboutisiert, macht ihr euch unglaubwürdig.

Man könnte auch Probleme im Migrationsbereich im Zusammenhang mit der Stellung der (westlichen) Frau angehen, ohne seine humanistischen Positionen zu verraten.

Das würd ich mir wünschen. Danke. Ein (meist) Linker.
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MaxHeiri
03.09.2018 09:19registriert März 2016
Ich denke das Beispiel aus Schweden mit Rosengard ist sinnbildlich für die Schweiz. Es gibt eine kleine Gruppe von paar Hunderten, welche oft einen Migrationshintergrund haben und durch fast nichts aufzuhalten sind.
Anstatt dass man nun alle Leute aus dem Ausland in einen Topf wirft, sollte man die Schrauben bei diesen Unruheherden massiv anziehen. Ob die richtigen Mittel Ausbürgerungen und Auschaffungen zu jedem Preis (notfalls die Verhandlungen über private Sicherheitsdienste machen lassen) sind, sollte dringend diskutiert werden.
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