«Zur Persönlichkeit ist anzumerken, dass Thomas N. bis zur Matur, bis zu einem Alter von 20 Jahren, gar nicht aufgefallen ist.» Dann jedoch sei er zweifach gescheitert, so Sachs, zuerst im Militär, dann in der beruflichen Karriere. «Man muss sich fragen: Was ist da passiert? An der Intelligenz liegt es nicht, die ist überdurchschnittlich».
Thomas N. sei selbstbezogen, nicht gut im Vernetzen, einige Personen sagten, er könne einem nicht in die Augen schauen, sagt Sachs weiter. «Das sind autistische Züge. Diese sind aber nicht so massiv, dass eine Diagnose Autismus im medizinischen Sinn gestellt werden könne. »
Zweitens sei ihm aufgefallen, sagt Sachs, dass Thomas N. auf den «schönen Schein» sehr viel Wert gelegt habe. Das habe dazu geführt, dass er sich nicht so zeigen konnte, wie er war. «Er lebte wie in einer Blase, hatte nur oberflächlichen Kontakt zu anderen Menschen. Auf der anderen Seite konnte er selbstsicher auftreten – das sind narzisstische Züge. Zusammen mit dem Autistischen zeigt das, dass Thomas N. sich nur sehr schlecht in andere Menschen einfühlen kann, dass er also wenig Empathiefähigkeit besitzt. Bei Junioren, bei Hunden, war das anders.»
Sachs beobachtete überdies, dass Thomas N. ein unglaubliches Durchhaltevermögen besass: Sei es beim Studium oder als Juniorentrainer. «Er ist ein absoluter Perfektionist: Bleistifte waren immer perfekt ausgerichtet, in dem schwarz-weissen Büchlein, das er im Zusammenhang mit der Tat führte, war der Abstand zwischen den Zeilen immer perfekt. Er konnte kein Jota von seinem Lebensplan abweichen. Das sind klar zwanghafte Persönlichkeitszüge.»
Allerdings habe Thomas N. keine schwere Persönlichkeitsstörungen, so Sachs, sonst wäre er früher schon aufgefallen.
Sachs erklärt, dass es aus seiner Sicht keinen Grund zur Verminderung der Schuldfähigkeit gebe.
Thomas N. hört sich die Ausführungen des Psychiaters an, wie er zuvor schon Habermeyer gelauscht hatte: Das Kinn in die Hände gestützt, den Blick starr auf die Tischplatte gerichtet.