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Der Flüchtlingsandrang ist gross. Noch können die Kantone mit der Situation umgehen. Sie sei jedoch sehr angespannt, sagt Peter Gomm, Präsident der Konferenz der kantonalen Sozialdirektoren. Deshalb schliesst er Einsätze des Zivilschutzes nicht aus.
In der Ostschweiz kümmern sich bereits jetzt Zivilschützer um Asylbewerber. Wie das abläuft und wo es Probleme gibt, sagt Jörg Köhler, Leiter des Amtes für Militär und Zivilschutz des Kantons St.Gallen, im Interview.
Im Gegensatz zu den anderen Kantonen ist in St.Gallen der Zivilschutz schon jetzt zur Betreuung im Asylwesen zu Hilfe geholt worden. Herrscht bereits Notstand?
Jörg Köhler: Bisher hatten Zivilschützer in der Ostschweiz drei Einsätze, zwei laufen noch. Notsituationen in diesem Sinne sind die Asyleinsätze nicht. Weil vorgesehene Verteilzentren in Amden und Vilters/Wangs noch nicht bereit sind, wurden wir um Hilfe gebeten. Einige Gemeinden konnten die Ströme der Asylsuchenden nicht mehr bewältigen.
Wo hat der Zivilschutz geholfen?
Zivilschützer kümmerten sich in Alt St.Johann um Flüchtlinge. Zudem im Riethüsli bei St.Gallen und in St.Gallenkappel. Bei den letzten zwei laufen die Einsätze immer noch. Die Asylsuchenden müssen unter Tag schlafen, was auf längere Zeit alles andere als optimal ist. Ohne Tageslicht, ohne frische Luft, ohne Perspektiven und mit fast keinen Informationen über die Zukunft ist es schwer zu leben. Das kann rasch zu Spannungen führen.
Wie verliefen die Einsätze bisher aus Ihrer Sicht?
Insgesamt sehr positiv. Es gehört zum Auftrag des Zivilschutzes, bedürftigen Menschen zu helfen und dafür sind unsere Leute ausgebildet. Solche Einsätze sind gut für die Wahrnehmung in der Öffentlichkeit sowie für die Sozialkompetenz der Zivilschützer. Alle waren sehr motiviert.
Wenn es so gut läuft, bietet sich der Zivilschutz als gute Lösung für die steigende Anzahl der Flüchtlinge in der Schweiz an. Sehen Sie das auch so?
Der Zivilschutz ist gut für Notsituationen, nicht aber als Dauerlösung. Die Flüchtlings- und damit Asylzahlen werden in den nächsten Monaten in der Schweiz zunehmen, das weiss man. Die Situation wird sich nicht beruhigen. Deshalb kann man nicht von einer Notsituation sprechen und muss jetzt nach anderen Lösungen suchen. Der Zivilschutz ist eine Milizorganisation. Die Zivilschützer, die für die Betreuung eingesetzt werden, fehlen also an anderen Orten; in der Wirtschaft, in den Familien, in der Gesellschaft. Das kann keine längerfristige Lösung sein.
Was könnte denn längerfristige Lösungen sein?
Meiner Meinung nach würde man besser die ordentlichen Strukturen – sprich die Strukturen des Staatsekretariats für Migration und die der kantonalen Migrationsämter – verstärken. Man könnte Arbeitslose für die Arbeit mit Flüchtlingen einsetzen oder Asylsuchende. Zudem müssten Freiwilligenpools geschaffen werden.
Wie viele Zivilschützer setzten Sie bisher ein?
Für die drei Asyleinsätze kommen wir bisher auf 1640 Mann-Tage. Sechs bis acht Zivilschützer kümmern sich pro Unterkunft täglich um die Menschen dort. In jeder Anlage sind rund 100 Flüchtlinge untergebracht.
Und wofür konnten die Flüchtlinge eingesetzt werden?
Für die Reinigung, sie schlugen Pfähle für die Pfadschlitten ein oder sie spielten zusammen mit den Zivilschützern Fussball.