
Belästigungen kommen im Zürcher Nachtleben vor – «Luisa» soll helfen.Bild: KEYSTONE
Seit Februar ist in Zürich das Projekt «Ist Luisa da?» angelaufen, das Frauen in Nachtclubs Soforthilfe bei sexueller Belästigung leisten soll. Eine erste Bilanz zeigt: es erfüllt seinen Zweck nur halb.
20.02.2018, 10:3321.02.2018, 03:27

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«Ist Luisa da?» Mit dieser Frage sollen sich Frauen ans Clubpersonal wenden können, wenn sie belästigt werden. Das Personal bringt die betroffene Person daraufhin sofort an einen sicheren Ort, von dem aus zum Beispiel ein Taxi oder die Polizei gerufen werden kann. Soweit zumindest die Theorie.
Das Projekt «Luisa» gibt es seit Anfang Februar in elf Zürcher Nachtclubs. Olivia Deppe ist Mitinhaberin des «Minirocks» und Eventmanagerin im «Plaza». Beide Clubs sind beim «Luisa»-Projekt dabei. «Wir haben uns dem Projekt angeschlossen, weil wir mit beiden Betrieben ein Zeichen gegen sexuelle Gewalt in jeglicher Form setzen wollen», sagt Deppe. Plakate auf den Toiletten oder am Eingang machen die Gäste darauf aufmerksam. Ziel ist es, mit «Luisa» konkrete Soforthilfe bei sexueller Gewalt leisten zu können. Doch funktioniert das?
In den beiden Clubs, in denen Deppe arbeitet, wurde bisher nicht nach Luisa gefragt. Auch Marco Diener, Geschäftsführer des «Spacemonki» berichtet, dass «Luisa» in seinem Club noch nie zum Einsatz gekommen sei.
Ursprünglich hat der Frauen-Notruf in Münster mit «Luisa» im deutschsprachigen Raum begonnen.facebook
Auch der Schwulen-Club «Heaven» macht beim Projekt mit. Das Angebot richte sich aber auch dort an Frauen. «Als Gayclub verstehen wir uns nicht als reiner Männerclub und es ist kein Geheimnis, dass sich Frauen bei uns wohlfühlen und reichlich vertreten sind», sagt Marco Uhlig, Geschäftsleiter vom «Heaven». Allerdings sei es auch hier noch zu keiner Verwendung von «Luisa» gekommen.
Im Dynamo kann man noch nicht abschätzen, ob das Angebot genutzt wird: «Ob es in der Praxis tatsächlich angewendet wird von den Betroffenen, oder ob sich potenzielle Übergriffe reduzieren, wird sich zeigen», sagt Vera Egloff. Luisa habe aber ohnehin schon etwas bewirkt. «Wir selber verstehen das Projekt vor allem als Sensibilisierung auf das Thema. Diese Sensibilisierung finden wir wichtig und deshalb unterstützungswürdig. Alleine, dass erneut darüber diskutiert wird, ist ein Erfolg, sagt Egloff.
Ein Blick nach Winterthur, wo es das Projekt schon länger gibt, bestätigt den Verdacht, dass Luisa eher als Kampagne, denn als Soforthilfe funktioniert. «Das Angebot wurde in Winterthur bis anhin nahezu nicht genutzt», sagt Kajo Böni vom «Salzhaus». Was aber nicht heisse, dass die Kampagne wirkungslos sei.
«Die Kampagne wird sexuelle Belästigungen im Nachtleben leider nicht beseitigen können. Es kann aber davon ausgegangen werden, dass das Bewusstsein der Partybesuchenden gestärkt wird. Einerseits, dass Frauen wissen, dass sie sich in Situationen in denen sie sich nicht wohl fühlen Unterstützung beim geschulten Personal holen können. Andererseits, dass Männer für das Thema sensibilisiert werden oder gar ihr eigenes Handeln hinterfragen», so Böni.
«Luisa» regt zum Nachdenken an und würde grundsätzlich als richtig empfunden – auch von männlichen Gästen, so Deppe. «Negatives Feedback war sehr selten. Es gab vereinzelt die Meinung von Frauen, die das Projekt Luisa als unnötig empfanden, weil sie sich in solchen Situationen selber zu helfen wüssten», sagt sie gegenüber watson.
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