Der Theaterregisseur Volker Hesse sieht in der Diskussion um die Derwische in der Inszenierung «Sacre del Gottardo» nur ein «armseliges Herumkeifen».
«Wenn nun eine wild gewordene SVP-Nationalrätin sich über islamistische Propaganda äussert oder der scheinheilige Boulevard wegen eines nackten Busens einen Sexskandal konstruiert, kann ich darüber nur den Kopf schütteln», sagte er dem St.Galler Tagblatt.
«Ich wollte im Spektakel das Ausser-sich-Sein beschreiben – dazu dienen die Drehungen der Derwische und der Heuhaufenfiguren.» Die Tänzer seien kein politisches Statement, sondern Ausdruck einer «elementaren menschlichen Ekstaseform»: «Jedes Kind weiss, dass man in einen anderen Zustand gerät, wenn man sich lange um sich selbst dreht.»
Auch die Erregung über die halbnackte Schauspielerin versteht Hesse nicht. «Die barbusige Gestalt mit den weissen Flügeln schwebt über Bauarbeitern, die sich vorher zu Tode gearbeitet haben, während ein Mann wütend und verzweifelt gegen den Todesengel ankämpft», erläutert er. «Ich hoffe, dass jeder einigermassen sensible Mensch dabei nicht an Sexualität denkt.»
Der Deutsche liebe «die alpenländische Kultur», sagt aber auch: «So sehr der Gotthard-Basistunnel eine grosse politisch-ökonomisch-technische Leistung ist, auf welche die Schweiz stolz sein kann, kann ich nicht anders als daran erinnern, dass an diesem Werk unzählige Ausländer mitgearbeitet haben.»
(phi)