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Konstant viel offene Stellen – dank dem Inländervorrang?

Konstant viel offene Stellen – dank dem Inländervorrang?

08.10.2018, 10:4408.10.2018, 11:18
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ARCHIV - Ein Arbeitsloser liest am 20. August 2010 am Hauptbahnhof in Zuerich den Stellenanzeiger. - Die Arbeitslosenquote in der Schweiz ist im Oktober auf 3,1 Prozent gestiegen. Im September lag sie ...
Bild: KEYSTONE

Die Zahl der gemeldeten offenen Stellen ging im September 2018 minim zurück. Allerdings liegt der Wert aufgrund der im Juli eingeführten Stellenmeldepflicht weiterhin deutlich über dem Vorjahr. Noch unklar ist jedoch, ob die Meldepflicht zu mehr Vermittlungen geführt hat.

Konkret nahm die Zahl der bei den Regionalen Arbeitsvermittlungszentren (RAV) gemeldeten Stellen im Berichtsmonat um 122 auf deren 36'288 ab. Davon unterlagen mit 21'679 etwa 60 Prozent der Meldepflicht. Im Vergleich zum Vorjahr ist die Zunahme aber nach wie vor überaus deutlich. So hatte im September 2017 die Zahl der gemeldeten Stellen bloss 12'456 betragen.

Die Stellenmeldepflicht für Berufsarten mit einer Arbeitslosenquote von mindestens 8 Prozent gibt es seit dem 1. Juli 2018. Derzeit sind 19 Berufsarten davon betroffen, unter anderem Hilfskräfte in der Landwirtschaft, Servicepersonal und Schauspieler. Besonders hoch ist die Arbeitslosigkeit unter Betonbauern, die im Berechnungszeitraum vom 1. April 2017 bis 30. März 2018 auf eine Arbeitslosenquote von 17 Prozent kamen.

Mit der Meldepflicht wird der sogenannte «Inländervorrang light» umgesetzt, den das Parlament Ende 2016 zur Umsetzung der Masseneinwanderungsinitiative beschlossen hatte. Ab dem 1. Januar 2020 soll der Schwellenwert dann von derzeit acht auf fünf Prozent gesenkt werden.

Die bei den RAV gemeldeten Stellen stehen fünf Tage lang ausschliesslich den registrierten Stellensuchenden zur Verfügung – dies können sowohl Inländer als auch Ausländer sein. Stellensuchende erhalten so einen zeitlichen Vorsprung bei der Bewerbung.

Effekte noch nicht analysiert

Inwiefern und ob die Meldepflicht zu mehr Vermittlungen geführt oder Vorteile für Stellensuchende gebracht hat, ist jedoch zum aktuellen Zeitpunkt noch unklar. «Drei Monate nach Einführung der Massnahme ist die Datengrundlage hierfür noch zu dünn», erklärte Boris Zürcher, Leiter der Direktion für Arbeit im Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco), am Montag an einer Telefonkonferenz.

Er betonte jedoch, dass die Stellenmeldepflicht ein wichtiger Beitrag zur Transparenz auf dem Arbeitsmarkt sei. «Der implizite, verdeckte Stellenmarkt wird dadurch besser sichtbar», sagte Zürcher. Und besonders erfreulich sei auch, dass derzeit keine Zunahme der Zuwanderung zu beobachten sei. Offenbar rekrutierten die Unternehmen aus dem einheimischen Bestand.

Konkret verharrte die Schweizer Arbeitslosigkeit im September auf dem Vormonatsniveau. Die entsprechende Quote lag bei 2.4 Prozent. Saisonbereinigt ging die Arbeitslosenquote auf 2.5 von 2.6 Prozent gar nochmals einen Tick zurück. «Insgesamt lässt sich von einer sehr positiven Entwicklung sprechen, die noch eine Weile anhalten, sich jedoch von der Stärke her etwas abschwächen dürfte», kommentierte Zürcher diese Zahlen.

Absolut betrachtet waren gemäss den Erhebungen 106'586 Menschen bei den RAV eingeschrieben. Das sind rund 1'307 weniger als im Vormonat. Im August hatte es noch eine Zunahme von gut 1'800 Leuten gegeben.

Weniger arbeitslose Jugendliche

Dass es um den Arbeitsmarkt nach wie vor sehr gut steht, zeigte zudem der Vergleich zum Vorjahresmonat: 26'583 Personen und damit ein Fünftel weniger als vor einem Jahr waren arbeitslos. Im September 2017 hatte die Arbeitslosenquote zudem noch bei 3.0 Prozent gelegen. Der deutliche Rückgang sei sehr erfreulich, kommentierte Zürcher.

Crowdfunding soll Obdachlosen eine Ausbildung finanzieren

Video: srf

Auch die Zahl der jungen Arbeitslosen verringerte sich im September im Vergleich zum Vormonat um 5.3 Prozent auf 13'724 Personen, die Quote sank damit auf 2.5 Prozent. Im Vergleich zum entsprechenden Vorjahresmonat ging die Arbeitslosigkeit der 15 bis 24 Jährigen um knapp 23 Prozent zurück.

Der Hauptgrund für den Abbau zum Vormonat ist dabei derselbe wie jedes Jahr: Viele Jugendliche, die ihre Ausbildung beendet haben, melden sich üblicherweise im Juli und August präventiv beim RAV. Diese Zahlen bauen sich derzeit wieder ab. (awp/sda)

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12 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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kafifertig
08.10.2018 11:16registriert Juli 2018
Das liegt nicht am Inländervorrang. Dieses Intstrument ist eine reine Farce.

Es liegt am Wirtschaftsboom in Deutschland. Man geht jetzt dorthin zum Arbeiten.
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