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Spiele-Kritik von Tom Felber zu «Decrypto»

«Decrypto» ist ein geniales Spiel – mit einem ganz grossen Haken

Bild: Asmodee
De Ohrfiige na
Im Spiel «Decrypto» muss man verschlüsselte Botschaften entziffern. Leider beginnt das schon beim Lesen und Verstehen der Spielanleitung. 
29.07.2018, 19:3430.07.2018, 14:38
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Wir spielen heute:
«Decrypto»

Wortspiel von Thomas Dagenais-Lespérance für 3 bis 8 Spieler ab 8 Jahren. Spieldauer: etwa 30 Minuten. Verlag: Asmodee/Le Scorpion Masqué, Preis: etwa 27 Franken.

Thema:

Begriffe werden in Codes verschlüsselt und müssen vom gegnerischen Team dechiffriert werden. 

Was macht man?

Decrypto Aufbau
Bild: Asmodee

Assoziationen zu Codewörtern finden, die nur die eigenen Teammitglieder verstehen und die von den Gegnern möglichst nicht entschlüsselt werden können. 

Besondere Features:

Leider ist schon das Lesen und Verstehen der Regel eine erste echte Dechiffrier-Aufgabe. 

Geeignet für:

Clevere, sprachsensible Leute, die Wort- und Assoziationsspiele mögen.  

Wir haben es für euch gespielt!

Zunächst einmal ein Statement, das ich wirklich ernst meine: «Decrypto» ist ein absolut geniales Spiel und hätte gut auf die diesjährige Empfehlungsliste von «Spiel des Jahres» gepasst. Dass ein Spiel genial ist, genügt dafür allerdings nicht. Es muss auch über eine Spielanleitung verfügen, die von der Mehrheit der lesenden, deutschsprachigen Menschen verstanden werden kann. Das war bei diesem Spiel leider klar nicht der Fall.

Ich habe in den vergangenen Jahren kaum ein Spiel beurteilt, bei dem so viele eigentlich durchaus intelligente Leute an der Anleitung gescheitert sind. Nun ist das Thema von «Decrypto» ausgerechnet das Entschlüsseln codierter Botschaften. Somit könnte man sagen, dann passt es ja ganz gut, dass bereits das Entziffern der Anleitung dem Entschlüsseln einer codierter Botschaft gleicht.

Wer es schafft, die Spielregel zu verstehen, hat also genau das richtige Spiel in den Händen, wer nicht, der nicht. Aber im Ernst: Hier hätte es sich gelohnt, etwas mehr Zeit und Arbeit in das Verfassen einer einigermassen verständlichen Spielregel zu investieren. 

Decrypto Spielmaterial
Bild: scorpion masqué

Zugegeben: Der Spielablauf ist theoretisch nicht ganz so einfach zu beschreiben, auch wenn die Regel sehr logisch und gut nachvollziehbar ist, sobald man sie verstanden hat. «Decrypto» ist vom Prinzip her mit «Codenames», dem «Spiel des Jahres 2016» verwandt; aber dann doch ganz anders und noch eine Spur anspruchsvoller und mehr um die Ecke gedacht: Zwei Teams treten einander in mehreren Runden gegenüber, um jeweils einen dreistelligen, nummerischen gegnerischen Code zu entziffern.

Grundlage des Codes sind jeweils vier zufällig gezogene «Schlüsselwörter», die nur das eigene Team kennt. Diese vier Begriffe könnten zum Beispiel «Kabel», «Aquarium», «Denkmal» und «Filz» lauten. Das Wort «Kabel» ist dabei an erster Position und steht für die 1, das Wort «Aquarium» für die 2 und so weiter. Der nummerische Code 2-4-1 würde dann korrekt: für «Aquarium-Filz-Kabel» stehen, der Code 1-4-2 für die Reihenfolge «Kabel-Filz-Aquarium». Könnt ihr mir bis hierhin folgen?

Mein Team kennt die vier Schlüsselwörter, aber nicht den Code. Diesen muss ich ihnen mit passenden Assoziationen zu den Schlüsselwörtern übermitteln. Möchte ich ihnen den Code 2-4-1 (also für «Aquarium-Filz-Kabel») übermitteln, wäre zum Beispiel «Fisch-Laus-Stecker» naheliegend.   

Der besondere Reiz des Spiels ergibt sich nun dadurch, dass in einer Partie mehrere Runden gespielt werden und die vier Schlüsselwörter gleich bleiben, aber immer nur neue Assoziations-Begriffe für die Codes verwendet werden dürfen. Die Assoziationen müssen für die eigenen Teammitglieder möglichst gut erkennbar, für die Gegner aber nicht zu offensichtlich sein. Denn sonst tastet sich der Feind von Runde zu Runde immer näher an die vier Schlüsselwörter heran. 

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Ich habe mit «Decrypto» unglaublich spannende Partien erlebt. Zum Teil haben wir sogar mit grösseren Teams als vier Personen gespielt, was durchaus funktionierte. Interessant sind die Diskussionen, die sich dabei ergeben, allerdings muss man natürlich höllisch aufpassen, dass man sich dabei nicht verplappert und den Gegnern nicht zuviel verrät. Die Spielenden waren von «Decrypto» jeweils so gethrillt, dass auf eine Kennenlern-Partie immer gleich eine zweite oder dritte Partie folgte. Sprachliche Kreativität ist aber unabdingbar, um das Spiel cool zu finden.

Cover Decrypto
Bild: Asmodee

Wer nicht über solche verfügt, wird natürlich behaupten, das Spiel sei total überschätzt. Ist ein Mitspieler am Tisch, der das Spiel bereits kennt, ist «Decrypto» relativ schnell und einfach erklärt. Falls nicht, kann es problematisch werden. Leider wird ein solcher Erklärer in der Schachtel nicht mitgeliefert. Deshalb bleibt zu hoffen, dass der Verlag die deutsche Regel zu diesem hervorragenden Spiel bei Gelegenheit überarbeitet und neu formuliert und strukturiert.

Ist «Decrypto» zu zweit spielbar?

Nein, leider nicht. Theoretisch ist es ab 3 Spieler spielbar. Dies ist aber nur mit einer Hilfsregel möglich. Es sollten zwei Teams aus mindestens zwei Spielern gegeneinander antreten.  

Tom Felber war...
... der Vorsitzende der internationalen Kritiker-Jury «Spiel des Jahres» und veröffentlicht seit 1985 Spiele-Rezensionen in verschiedenen Medien. Hier stellt er für uns regelmässig neue Brett- und Kartenspiele vor. 
Bild
bild: zvg

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Emily findet dafür Schweizerdeutsch kryptisch:

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Fuck you, Finn!
Valentina ist verliebt. Nicht in mich. In Finn. Der Loser der Situation: ich.

Valentina war endlich wieder Single. Also, sie war immer Single, aber eine Weile gab's ja neben mir noch einen anderen Typen, Marcel. Dass es Marcel gab, fand ich nicht gut, aber ich durfte es natürlich nicht «nicht gut» finden, weil, Valentina und ich haben ja keine monogame Beziehung, wir haben gar keine Beziehung, was wir beide gut finden, aber wir haben auch nicht nichts, was auch gut ist, aber wenn dann da noch so ein Horst, respektive Marcel, ist, dann ist, was wir haben, natürlich bisschen weniger gut. Aus verschiedenen Gründen. Sie war öfter, wenn ich sie treffen wollte, «busy». Was sie machte, sagte sie nie, musste sie auch nicht, wusste ich eh: Marcel. Sie war auch eher mal «zu müde». Warum, war mir ebenfalls klar. Ich fand die Situation, je länger sie gedauert hat, nicht besser, aber ich habe mich damit abgefunden.

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