Letzten Sommer waren wir mit dem Hund in der Toscana – und schmorten bei 43 Grad im Schatten. Dieses Jahr wollten wir es etwas weniger heiss angehen und planten Ferien im Norden.
Dänemark wurde uns von Verwandten und Freunden als Geheimtipp genannt. Verbunden mit dem augenzwinkernden Hinweis, dass es dort auch im Juli ziemlich nass und kühl sein könne.
Nun ja ...
Damit keine Missverständnisse aufkommen (und falls ein hochrangiger dänischer Politiker mitlesen sollte): Dänemark ist selbst im vertrockneten Zustand ein wunderschönes Land!*
* Wobei ich vor allem den Nationalpark Mols Bjerge auf der Halbinsel Djursland sowie Kopenhagen kennengelernt habe.
Ich will nichts beschönigen:
Ob man in Kopenhagen ein hippes Café betritt oder ein vermeintlich gemütliches Restaurant in der Kleinstadt Ebeltoft: Sobald man als Nicht-Däne erkannt wird, geht‘s ratzfatz – und mit der Freundlichkeit ist's vorbei. Man kann höchstens noch auf professionell-distanzierte Neutralität hoffen.
Nach wenigen Tagen stehen wir – eine Gruppe aus Bündnern, Schaffhausern und Zürchern – unter Kulturschock. Wie Verdurstende sehnen wir uns in einer riesigen Servicewüste nach freundlichen Gesten, einem netten Wort.
Die Däninnen und Dänen gehören angeblich zu den glücklichsten Menschen auf dem Planeten – doch wollen sie andere partout nicht an der vielgepriesenen dänischen Gemütlichkeit («Hygge») teilhaben lassen. Die «Süddeutsche Zeitung» bringt's auf den Punkt: Fremde gelten per se als «unhyggelig» und werden «in der Regel nicht auf die Couch eingeladen».
In der Nähe unseres Sommerhauses liegt ein Campingplatz am Meer. Als wir dem Strand entlang aufs Areal spazieren, um im «Lädeli» ein Glacé zu kaufen, werden wir als Eindringlinge taxiert und schroff zurechtgewiesen: Das Betreten sei von dieser Seite (obwohl frei zugänglich) nicht gestattet.
Gerne würde ich an dieser Stelle von nettem Small-Talk mit Einheimischen berichten. Immerhin hatte ich vor der Abreise (ja, ich weiss, typisch schweizerisch!) ein paar praktische Vokabeln, bzw. ganze Sätze auf Dänisch gelernt. Zwecks Völkerverständigung und so. Mit der Smartphone-App von Nemo.
Dass wir während zwei Wochen im Norden ein einziges Mal mit einer Dänin (auf Englisch) ins Gespräch kommen, irritiert nicht nur mich, sondern sogar unsere Jungmannschaft.
Ernüchtert muss ich heute festhalten, dass man in Dänemark – wenn überhaupt – nur folgende Sätze braucht*:
* Die Dänen verstehen gut Englisch. Auf Dänisch fluchen hat aber seinen besonderen Reiz. Quelle: bab.la.
Im Internet kursieren seit Jahren Horrorgeschichten über die «Hundehölle Dänemark». Die Gesetze seien sehr hundefeindlich – freilaufenden Vierbeinern drohe die Erschiessung.
Dem ist nicht so. Ich schliesse mich dieser Entwarnung einer deutschen Hundehalterin (von 2017) an. Die allermeisten Dänen reagierten cool oder zumindest nicht abweisend auf unsere Labradorhündin. In vielen Lokalen, respektive auf der Terrasse, durfte der Vierbeiner dabei sein. Und im Gegensatz zur zwischenmenschlichen Ebene zeigten Eingeborene eindeutig weniger Berührungsängste mit Vierbeinern ...
Am Strand gilt in den Sommermonaten absolute Leinenpflicht. Wenn man das eigene Tier zuverlässig abrufen kann, ist freies Spazieren trotzdem kein Problem. Die Verantwortung liegt beim Halter. Eine gewisse Toleranz ist vorhanden.
Glaubt man den offiziellen Reiseführern, dann steckt in jedem Dänen ein obrigkeitsgläubiger «Füdlibürger», der sich an alle geschriebenen und ungeschriebenen Gesetze hält.
Was fehlt, sind Abfalleimer, in die man die Plastiktüten mit dem Hundekot werfen könnte. Ein Entsorgungs-System à la Robidog scheint es in Dänemark nicht zu geben.
Und so glich das Spazieren am Meer häufiger dem Beschreiten eines Minenfeldes. Wobei jedoch die «Explosivkraft» der «Minen» zeitlich begrenzt war. Dürre sei dank! 🙈
PS: Es gibt extra Hunde-Wälder, in denen Vierbeiner per Gesetz frei herumrennen dürfen. Betreten auf eigenes Risiko.
Bevor wir zu den gastronomischen Abenteuern in Ebeltoft und Kopenhagen kommen, eine generelle Feststellung: Die meisten Däninnen und Dänen im «Service» waren U25, wirkten unmotiviert und ihren Aufgaben nicht gewachsen.
Ein Beispiel: Als wir mit unserer siebenköpfigen Gruppe abends in einem von Trip Advisor empfohlenen Restaurant essen wollten, riefen wir Stunden vorher an und reservierten einen Tisch auf der Terrasse. Als wir dann pünktlich im Lokal erschienen, teilte man uns achselzuckend mit, dass nichts mehr frei sei.
Keine Entschuldigung, keine Aufforderung, wir sollten uns zum Warten an die Bar setzen. Im Gegenteil: Als wir nach fünf endlosen Minuten kopfschüttelnd von dannen zogen, reagierte das Personal nicht. Bis auf eine junge Servierdame: Der entfuhr ein unüberhörbarer Seufzer der Erleichterung. 🙉
Ich könnte diverse negative Erlebnisse und schlechte Erfahrungen anführen, doch bringt das niemanden weiter. Nach knapp einer Woche war unsere Gruppe so weit, dass wir lieber zum Kochlöffel griffen, als ein neuerliches Debakel zu riskieren.
Bis Ende Ferien hatten wir rund zwei Dutzend Lokale ausprobiert. Konkrete «Geheimtipps» folgen weiter unten.
Wir waren vorgewarnt: Man dürfe kulinarisch keine Wunder erwarten, sagten alle Dänemark-erfahrenen Schweizer unisono. Die Wikinger hätten es nicht so mit dem «auswärts» Essen. Immerhin gebe es geniessbaren, kindertauglichen Fast Food.
Die Dänen können eigentlich kochen. Das haben wir mit eigenen Augen gesehen. Auf einem Fernseher. Da zauberten zwei Cervelat-Promis in weniger als 30 Minuten ein wahnsinnig leckeres und leichtes Sommermenü vor die Kameras.
Wir waren wortwörtlich Feuer und Flamme – vor allem auch, weil es im Hotel ohne Klimaanlage gut 30 Grad heiss war.
Das war in Kopenhagen. Einer wunderschönen Stadt, die man besser in «normalen» dänischen Sommermonaten besucht, wenn nicht der Asphalt unter den Füssen schmilzt.
In Erinnerung sind mir noch die vielen Möglichkeiten, bargeldlos zu bezahlen. So konnte man zum Beispiel eine App herunterladen, um anschliessend zeitlich unbegrenzt auf gewissen Parkfeldern das Auto stehen zu lassen. Abgerechnet wurde per Knopfdruck beim Abfahren. Kreditkarte vorausgesetzt.
Günstig ist Dänemark definitiv nicht. Die Restaurant-Preise liegen etwa auf unserem Niveau. Bei Food und Alkohol.
Psychologisch das grössere Problem ist die aus unserer Sicht exotische Währung (Dänische Krone). Es fühlt sich nicht gut an, vierstellige Beträge hinzublättern für lausigen Service!
Haha, das war ein Scherz. Mit gutem Gewissen kann ich kein einziges Lokal in Ebeltoft empfehlen. Wer aber dort ist, sollte vielleicht wissen, dass ...
In Kopenhagen waren wir zu wenig lang, um ein aussagekräftiges Urteil über die dortige Gastronomie zu fällen. Wovor ich mit Bestimmtheit warnen kann, ist das Restaurant Ofelia.
Bleiben wir bei den Immobilien ...
Überall stehen «Zu verkaufen»-Schilder ... aber kaufen darf man als Ausländer keines der vielen wunderschön gelegenen Ferienhäuser. Ob direkt am Meer oder im Hinterland.
«Mieten erwünscht, Kaufen verboten», titelte Spiegel Online 2016. Und heute? An der Situation scheint sich nicht viel geändert zu haben. Überall begegnen uns die «Til salg»-Schilder am Strassenrand. Aber vielleicht ist das den Däninnen und Dänen ja ganz recht. Wegen Dichtestress und so.
Als Fan der dänisch-schwedischen Krimiserie «Bron» (The Bridge) und stiller Verehrer von Kommissarin Saga Norén freute ich mich wahnsinnig, besagtes Bauwerk zu sehen.
Spoiler: Das Befahren ist mässig interessant – und am anderen Ende warten schwedische Zöllner, die abkassieren.
* Alle Fotos wurden mit einem iPhone X gemacht.
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