Der Trend zur schnellen Verpflegung am Mittag und zwischendurch hält in der Schweiz an, wird vermeldet. Das Geschäft mit den Fertigmenüs, Sandwiches und Snacks für den kleinen Hunger wächst seit 2013 jährlich um vier Prozent und hat im Jahr 2018 ein Umsatzvolumen von 4,5 Milliarden Franken erreicht. Dies geht aus einer am Montag vom Beratungsunternehmen Alix Partners veröffentlichten Konsumentenumfrage hervor.
Besonders die günstige Lage der Märkte, deren hochfrequente Lagen in Bahnhöfen, Fussgängerzonen, Raststätten und Tankstellen, überzeuge eine grosse Mehrheit – 69 Prozent – der Konsumenten, so die Studie. Deshalb würden alle grossen Detailhändler massiv in ihre Ableger migrolino, Coop to go oder avec investieren. Weiter ist noch von 84 Prozent höherer Flächenproduktivität solcher Shops gegenüber konventionellen Supermärkten die Rede, sowie davon, dass vor allem eine junge, hochmobile Zielgruppe erreicht werde.
So weit, so nachvollziehbar – siehe da, Convenience-Food ist ... convenient! Nach einem langen Arbeitstag, oder wenn man sich über Mittag nur mal in die Sonne setzen will beim Essen, dann ist jeder und jede froh um die Möglichkeit, ein Sandwich oder einen vorgefertigten Salat zu schnappen. Logo.
Trotzdem darf/muss man diesen Trend auch mit Skepsis beobachten. Ich zitiere hier als Beispiel Grossbritannien, wo dieser Trend viel weiter fortgeschritten ist: Arbeitszeit ist länger als auf dem Festland (auch als in der Schweiz), zudem muss man in Ballungszentren mit erheblich längeren Pendelzeiten rechnen. Klar, dass dort nicht jeder um 8 Uhr abends noch seine Chicken Tikka Masala von Grund auf kochen will. Das Resultat ist, dass das Convenience-Food-Angebot seit Jahrzehnten sehr weit entwickelt ist. In jedem noch so kleinen Tesco ist die Auswahl an Fertigmenüs nicht nur gross, sondern – anders als (noch) hierzulande – durchaus aamächelig. Aromatic Shredded Peking Duck and Pancakes, anyone? Prawn Jalfrezi? Nice.
Als Resultat davon kochen immer weniger Menschen selbst. Und immer mehr verlernen das Kochen überhaupt. Im Vereinigten Königreich sind es inzwischen drei Generationen, die nicht von zuhause aus das Kochen erlernen durften. Da versteht man einen Jamie Oliver, der dafür plädiert, grundlegende Kochfertigkeiten und Ernährungs-Grundwissen in Schulen zu lehren und dergleichen.
Recht hat er. Denn obwohl hier niemandem das Recht abgesprochen wird, am Schluss eines harten Arbeitstags sich einen easy Znacht zu gönnen, bedeutet der zunehmende Konsum von Convenience-Food mittelfristig nicht weniger als Einbussen in Sachen Lebensqualität. Längst ist erwiesen, dass selbst gekochtes und selbst zubereitetes Essen besser fürs Gemüt und die Gesundheit des Einzelnen ist (und auch weniger dick macht, übrigens). Deshalb: Hier kommen sechs Beispiele, in denen man ohne Aufwand locker auf Fertig-Food verzichten kann (es gibt garantiert x weitere – Kommentare erwünscht!):
... benötigt kaum mehr als fünf Zutaten, die man meist nur minim rüsten muss und – am wichtigsten – nicht mehr Zeit als die Pasta zum Kochen braucht. Spar dir also die Fertig-Sauce (die ohnehin immer so einen ekligen Glas-Geschmack hat)!
Und kauf doch kein Fertig-Pesto! Die fünf Zutaten in den Mixer zu schmeissen ist nun wirklich kein Aufwand. Und geschmacklich so viel besser!
Die feine ragù bolognese, die nun mal etwas Kochzeit benötigt, bereitest du dir auch erst dann zu, wenn du dir dafür etwas Zeit gönnst. Als heimeliger Sonntag-Znacht etwa. Wäre doch was, oder?
... ist im Nullkommanix zubereitet. Weshalb also einen Fertig-Salat kaufen? Dir ist der Aufwand zu gross, die Blätter abzuzupfen und im Salatschwinger zu waschen? Meinetwegen – gibst halt die paar Franken mehr aus und kaufst den fertig gewaschenen Salat. Doch die Parmesan-Stückchen schneiden und ein Stück Brot husch toasten und danach verrupfen und dazugeben ist im Nu gemacht.
Dann noch 2 EL gutes Olivenöl über den fertigen Salat leeren, gefolgt von 1 EL Essig und etwas Salz aus der Mühle. Beste Salatsauce ever.
Sonst hätten wir hier ein paar weitere – gehen alle fix:
Brauchst Proteine zu deinem Salat, damit's ein richtiges Znacht wird? Ein Ei zu pochieren, während du den Salat rüstest, ist wirklich keine Hexerei:
Oder Thunfisch! Und schwupps hast du eine Salade Niçoise!
Ein Brötli kaufen und dazu feiner Prosciutto Crudo oder eingelegte grillierte Auberginen oder ein geiler Käse ... ich sag's euch: Es wird dir besser schmecken, wenn du dir die zwei Minuten nimmst, um dein Sandwich selbst zusammenzustellen.
Eine Avocado rüsten, eine Chili fein schneiden, ein wenig Frühlingszwiebel auch, etwas Limettensaft, Salz und Pfeffer und alles mit der Gabel etwas vermanschen ... bis dahin ist das Brot im Toaster nicht mal halb durch – könntest dir gleich noch ein Spiegelei dazu braten in der Zeit!
... ist so ziemlich jegliches Reste-Essen in der Pfanne knusprig angebraten feiner als alles, was du im Mikrowellenherd aufwärmen kannst.
Deine Resten vom Vorabend sind garantiert feiner als das Fertig-Menu vom Supermarkt. Wetten?
Was wir hier an Geld aus dem Fenster schmeissen mit dem (zudem ökologisch höchst fragwürdigen) Kapselsystem! Die Bialetti mit Wasser und Kaffee auffüllen ist null Aufwand. Und erst noch ein sauguter Kaffee.
Schön für Coop und Co., dass ihr Convenience-Food-Geschäft dermassen floriert. Nichtsdestotrotz dürfen wir hoffen, dass dies nicht zur Nahrungs-Norm wird.
(obi/sda/awp)