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Vladimir Petkovic: Nati-Trainer provoziert den Neustart

Switzerland's head coach Vladimir Petkovic, right, Switzerland's midfielder Valon Behrami, left, during the FIFA soccer World Cup 2018 group E match between Switzerland and Brazil at the Ros ...
Ihre Wege trennen sich: Valon Behrami und Vladimir PetkovicBild: KEYSTONE
Analyse

Petkovic provoziert den Neustart – was der gestrige Tag für die Nati bedeutet

07.08.2018, 06:5507.08.2018, 09:48
Etienne Wuillemin / AZ
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Der 3. Juli 2018 hätte zum Höhepunkt der neuen Schweizer Fussballgeschichte werden können. Die Schweiz im WM-Viertelfinal! Nach einem überzeugenden Sieg gegen Schweden. Hurra! Alles wunderbar!

Es wurde nichts daraus. Schlimmer: Es folgte eine der grössten Krisen der jüngeren Vergangenheit. Mit Diskussionen über Doppelbürger, selbst verschuldet vom Schweizer Fussballverband.

Mitten drin, irgendwo zwischen den Fronten, ist Vladimir Petkovic. Auch der Trainer besitzt nicht nur den Schweizer Pass, auch er weiss, wie sich so viele seiner Spieler fühlen. Es sind bestimmt keine einfachen Zeiten für ihn. Nur hat das eben auch noch einen anderen Grund, einen sportlichen.

«Ich habe mir gewisse Überlegungen gemacht und deshalb mit einigen Spielern Kontakt aufgenommen – aber keine endgültigen Entscheidungen getroffen.»
Vladimir Petkovic

Die WM war Petkovics zweites grosses Turnier als Nationaltrainer. Das Fazit ist etwas ernüchternd. Spielerisch hat die Schweiz verglichen mit der EM 2016 Rückschritte gemacht. Vor allem gelang es Petkovic nicht, im entscheidenden Moment, im WM-Achtelfinal, dem wichtigsten Spiel seit vier Jahren, das Feuer zu entfachen. Die Luft war seit dem Serbien-Spiel draussen.

Das grösste Problem: die Kommunikation

Warum das so war, darüber kann nur gerätselt werden. Nach der WM offenbarte sich Petkovics grösstes Problem, die Kommunikation. Anstatt Erklärungen zu liefern, versteckte er sich. Ganz so, als würde er sich vor jeglichem Urteil fürchten.

Dabei darf eines nicht vergessen gehen – und das würde es auch nicht: Petkovic hat als Nationaltrainer vieles richtig gemacht. Er hat den höchsten Punkteschnitt in der Geschichte der Schweizer Nationaltrainer. Unter ihm hat die Schweiz so wenig Mühe wie noch nie gegen kleinere Gegner. Sinnbildlich dafür steht die Siegesserie von zehn Spielen zwischen September 2016 und Oktober 2017.

Switzerland's midfielder Valon Behrami reacts during the FIFA World Cup 2018 round of 16 soccer match between Sweden and Switzerland at the Krestovski Stadium, in St. Petersburg, Russia, Tuesday, ...
Das war nix: Behrami im WM-Achtelfinal gegen SchwedenBild: KEYSTONE

Dass der Fussball von Petkovic etwas berechenbar geworden ist und dass er vielleicht etwas zu sehr an seinem bewährten Stamm festgehalten hat, mit dieser Kritik muss der Nationaltrainer nun leben.

Wie vor zwei Jahren bei Inler

Vom Verband hat Petkovic direkt nach der WM gleich einmal eine Jobgarantie erhalten, obwohl noch keinerlei Analysen gemacht wurden. Im Umkehrschluss bedeutete dies aber auch, dass die Verantwortlichen erwarten, dass sich Petkovic hintersinnt. Und bereit ist für einen Neustart.

Behrami wird nicht mehr dabei sein. Und dasselbe Schicksal könnte auch Captain Stephan Lichtsteiner, Johan Djourou, Gelson Fernandes und Blerim Dzemaili blühen.

Der SFV und Petkovic wurden von Behramis Erklärungen ziemlich überrumpelt. Sehr spät am Abend liess sich der Nationaltrainer noch so vernehmen: «Nach Abschluss eines Zyklus gehört es zu den Aufgaben des Nationaltrainers, die Zukunft zu planen. Ich habe mir gewisse Überlegungen gemacht und deshalb mit einigen Spielern Kontakt aufgenommen – aber keine endgültigen Entscheidungen getroffen.»

Gleich hat sich Petkovic im März 2016 nach dem Rausschmiss des damaligen Captains Gökhan Inler geäussert. Inler kehrte nie mehr zurück ins Team. (aargauerzeitung.ch)

Dieser Fussballplatz schwebt auf leeren Kanistern

Video: srf

Die Nati-Karriere von Valon Behrami

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Die Nati-Karriere von Valon Behrami
Valon Behrami machte nicht bloss im Fotoshooting eine gute Figur im Natidress. Der Tessiner bestritt 83 Länderspiele für die Schweiz – ein Rückblick auf seine Nati-Karriere.
quelle: keystone / martin ruetschi
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21 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Ich-meins-doch-nicht-so
07.08.2018 08:55registriert Januar 2014
Der Nati mangelt es tarditionell an Herz, physischer Präsenz und dem unbedingten Willen gewinnen zu wollen. Folgerichtig schmeissen wir zuerst den einzigen raus, der mit Herz, physischer Präsenz unf seinem unbedingten Willen überzeugt hat.
Deweil brilliert der SFV einmal mehr mit seinem Kommunikationskonzept - etwa auf dem Nievau einer überforderten Dorfschule.
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James R
07.08.2018 09:49registriert Februar 2014
Ich finde, dass Petkovic eigentlich alles richtig macht, nur leider völlig falsch kommuniziert. Wenn er proaktiv informieren würde und seine Gründe offenlegen würde, wäre ja alles kein Problem! Ich finde es richtig, dass er nach einem Turnier auf neue Kräfte setzt für die nächsten Freundschaftsspiele. Das es leider unseren besten Spieler von der WM trifft ist für den Moment sehr unschön, aber langfristig richtig.
Was passiert, wenn solche Umbauten nicht gemacht werden, sieht man am Beispiel Deutschland.
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Peter Muster
07.08.2018 07:44registriert Januar 2018
Vladimir Petkovic muss weg

das ist der einzige vernünftige umbau
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