Der 3. Juli 2018 hätte zum Höhepunkt der neuen Schweizer Fussballgeschichte werden können. Die Schweiz im WM-Viertelfinal! Nach einem überzeugenden Sieg gegen Schweden. Hurra! Alles wunderbar!
Es wurde nichts daraus. Schlimmer: Es folgte eine der grössten Krisen der jüngeren Vergangenheit. Mit Diskussionen über Doppelbürger, selbst verschuldet vom Schweizer Fussballverband.
Mitten drin, irgendwo zwischen den Fronten, ist Vladimir Petkovic. Auch der Trainer besitzt nicht nur den Schweizer Pass, auch er weiss, wie sich so viele seiner Spieler fühlen. Es sind bestimmt keine einfachen Zeiten für ihn. Nur hat das eben auch noch einen anderen Grund, einen sportlichen.
Die WM war Petkovics zweites grosses Turnier als Nationaltrainer. Das Fazit ist etwas ernüchternd. Spielerisch hat die Schweiz verglichen mit der EM 2016 Rückschritte gemacht. Vor allem gelang es Petkovic nicht, im entscheidenden Moment, im WM-Achtelfinal, dem wichtigsten Spiel seit vier Jahren, das Feuer zu entfachen. Die Luft war seit dem Serbien-Spiel draussen.
Warum das so war, darüber kann nur gerätselt werden. Nach der WM offenbarte sich Petkovics grösstes Problem, die Kommunikation. Anstatt Erklärungen zu liefern, versteckte er sich. Ganz so, als würde er sich vor jeglichem Urteil fürchten.
Dabei darf eines nicht vergessen gehen – und das würde es auch nicht: Petkovic hat als Nationaltrainer vieles richtig gemacht. Er hat den höchsten Punkteschnitt in der Geschichte der Schweizer Nationaltrainer. Unter ihm hat die Schweiz so wenig Mühe wie noch nie gegen kleinere Gegner. Sinnbildlich dafür steht die Siegesserie von zehn Spielen zwischen September 2016 und Oktober 2017.
Dass der Fussball von Petkovic etwas berechenbar geworden ist und dass er vielleicht etwas zu sehr an seinem bewährten Stamm festgehalten hat, mit dieser Kritik muss der Nationaltrainer nun leben.
Vom Verband hat Petkovic direkt nach der WM gleich einmal eine Jobgarantie erhalten, obwohl noch keinerlei Analysen gemacht wurden. Im Umkehrschluss bedeutete dies aber auch, dass die Verantwortlichen erwarten, dass sich Petkovic hintersinnt. Und bereit ist für einen Neustart.
Behrami wird nicht mehr dabei sein. Und dasselbe Schicksal könnte auch Captain Stephan Lichtsteiner, Johan Djourou, Gelson Fernandes und Blerim Dzemaili blühen.
Der SFV und Petkovic wurden von Behramis Erklärungen ziemlich überrumpelt. Sehr spät am Abend liess sich der Nationaltrainer noch so vernehmen: «Nach Abschluss eines Zyklus gehört es zu den Aufgaben des Nationaltrainers, die Zukunft zu planen. Ich habe mir gewisse Überlegungen gemacht und deshalb mit einigen Spielern Kontakt aufgenommen – aber keine endgültigen Entscheidungen getroffen.»
Gleich hat sich Petkovic im März 2016 nach dem Rausschmiss des damaligen Captains Gökhan Inler geäussert. Inler kehrte nie mehr zurück ins Team. (aargauerzeitung.ch)