Viele Schweizer Nationalspieler haben einen aufregenden Sommer hinter sich. Wohl selten haben so viele den Verein gewechselt, aber auch für andere veränderte sich in den zwei Monaten seit Saisonende einiges – zum Guten oder zum Schlechten. watson ordnet die neuen Situationen der Nati-Stars ein.
Der Shootingstar der letzten Saison muss in dieser Kategorie genannt werden. Nach einer schwierigen Hinrunde im Trikot des FC Basel explodierte der frühere Stürmer beider Klubs aus Lausanne im letzten halben Jahr regelrecht. Mit seinen Toren verhalf Zeki Amdouni dem FCB in den Halbfinal der Conference League und erzielte in seinen vier Nati-Spielen in diesem Jahr fünf Tore. Damit verdiente er sich einen Wechsel nach England.
Dort spielt der 22-Jährige in Zukunft bei Aufsteiger Burnley, wo er sich in der Premier League wöchentlich mit den besten Fussballern der Welt messen kann. Ausserdem schliesst er sich mit seinem Wechsel zu Burnley einem spannenden Projekt unter der Führung von Trainer Vincent Kompany an, das seiner Weiterentwicklung guttun wird. «Wir hatten ihn schon lange auf dem Radar», erzählte der belgische Ex-Profi. Für Amdouni war es «wichtig, einen Klub zu wählen, der mich unbedingt will».
Und bei den «Clarets» dürfte der Rekordeinkauf des Klubs (18,6 Millionen Euro) auch einige Einsatzchancen bekommen, da die Konkurrenz im Sturm überschaubar ist. Mit seiner Schnelligkeit und seiner Durchsetzungsfähigkeit sind die Voraussetzungen für das physische Spiel in der Premier League zudem gegeben. Dies darf er bereits am Freitag beim Liga-Auftakt gegen Triple-Sieger Manchester City unter Beweis stellen.
Der 26-jährige Mittelfeldspieler war in Frankfurt unbestrittener Stammspieler, entschied sich nun aber für einen Wechsel zum FC Sevilla. Die Möglichkeit, weiterhin Champions League zu spielen, sei dabei wichtig gewesen, aber auch die Beharrlichkeit, mit der der FC Sevilla um ihn geworben hat, habe eine Rolle gespielt. Ohnehin schien der Zenit bei der Eintracht mit dem Erfolg in der Europa League 2021/22 erreicht, was wohl zusätzlich für eine neue Herausforderung sprach.
Auch in Spanien wird er eine zentrale Rolle im zentralen Mittelfeld einnehmen und dereinst möglicherweise Sevilla-Legende Ivan Rakitic beerben. National ist ein Titel zwar unrealistisch, die Meisterschaft ist aufgrund der Dominanz von Barcelona und Madrid nahezu ausgeschlossen und auch der letzte Cupsieg liegt bereits 13 Jahre zurück. International spielt der Rekordsieger der Europa League aber regelmässig um Titel, wobei auch der Zürcher helfen soll.
In der letzten Champions-League-Saison traf der 23-jährige Stürmer für Salzburg noch gegen die AC Milan, nun ist er ein Spieler der «Rossoneri». Auf den ersten Blick ist es nicht der perfekte Transfer für Noah Okafor. Im Sturm ist Olivier Giroud auch dank seiner 18 Tore in der letzten Saison wohl noch gesetzt, auf Linksaussen ist an Rafael Leão kein Vorbeikommen und für die rechte Seite wurden mit Christian Pulisic und Samuel Chukwueze gleich zwei neue Optionen verpflichtet.
Dazu kommt, dass Okafor nicht der klassische Mittelstürmer ist, der in der Serie A nach wie vor sehr erfolgreich und gefragt ist. Eine Doppelspitze war unter Trainer Stefano Pioli bisher kein Thema, weshalb Okafor zunächst wohl mit der Jokerrolle wird vorliebnehmen müssen. Doch Milan plant bereits für die Zukunft, was die Verpflichtungen von Okafor, Pulisic und Co. zeigen. Girouds Vertrag läuft nächstes Jahr aus, dann wird er schon fast 38 Jahre alt sein, spätestens dann dürfte der Weg für den Basler frei sein.
«Milan hat mir ein gutes Konzept mit vielen jungen Spielern präsentiert», sagte der Stürmer bei seiner ersten Pressekonferenz in Mailand. Dass er gemeinsam mit anderen Spielern die Zukunft eines solch grossen Klubs prägen darf, überzeugte Okafor trotz anderer Optionen von einem Wechsel zum Team von Trainer Pioli, der ihm bereits früh sein Interesse signalisierte.
Das schwierige halbe Jahr bei den Bayern, bei dem ungewohnt viel Kritik auf den Schweizer Nati-Goalie einprasselte, ist beendet. Zwar nahm die Rückrunde mit dem glücklichen Gewinn der Meisterschaft noch ein versöhnliches Ende, doch zeigte sich Yann Sommer nach seinem Wechsel zu Inter Mailand glücklich darüber, nun eine neue Liga kennenzulernen.
Der Weggang aus München war aber auch die einzige Möglichkeit, um seinen Status als Stammkeeper im Nationalteam nicht kampflos hergeben zu müssen. Denn beim deutschen Rekordmeister hätte dem 34-Jährigen die Reservistenrolle gedroht. In Italien wird er auch wegen seiner Erfahrung im Tor gesetzt sein. Durch den Transfer zu den «Nerazzurri» bleibt er zudem bei einem internationalen Topklub und kann weiterhin um Titel in einer der Topligen spielen. Vielleicht klappt es beim Champions-League-Finalisten der letzten Saison ja gar noch mit einem internationalen Titel.
Auch für Sommers Konkurrenten im Nationalteam gab es nach dem enttäuschenden Saisonende erfreuliche Nachrichten. Gregor Kobel wurde bei Borussia Dortmund nämlich zum Vize-Captain befördert, zwei Jahre nach seinem Wechsel zum BVB gehört er damit endgültig zu den absoluten Führungsspielern im Team.
«Ich fühle mich wirklich geehrt, dass mir die Verantwortlichen dieses grossen Klubs eine solche Rolle zutrauen», sagte der 25-Jährige danach. Die Verhandlungen über eine vorzeitige Verlängerung seines bis 2026 laufenden Vertrags und eine dadurch winkende Gehaltserhöhung laufen im Hintergrund bereits.
Mit dem Nachfolger von Yann Sommer im Tor von Borussia Mönchengladbach wurde einem weiteren Schweizer Goalie in der Bundesliga eine grosse Ehre zuteil. Jonas Omlin übernimmt ein halbes Jahr nach seinem Wechsel in die Bundesliga bereits die Kapitänsbinde von Lars Stindl, der nach Karlsruhe gewechselt ist. Der 29-Jährige reagierte voller Stolz auf die Beförderung: «Es ist eine grosse Ehre für mich. Ich bin extrem dankbar und kann es nicht erwarten, die neue Rolle zu erfüllen.»
Und auch vom Vierten im Bunde der Goalies, die zum Schweizer WM-Kader gehörten, gab es im Sommer gute Nachrichten. Der 25-Jährige wechselt aus Salzburg zur AS Monaco, wo er die neue Nummer 1 sein wird. Im Fürstentum wird in der kommenden Saison zwar kein europäischer Fussball gespielt, aber grundsätzlich gehören die Monegassen zu den Topklubs in Frankreich.
Nach den grossen Unruhen bei PSG gibt es möglicherweise gar die Chance auf den Gewinn der Meisterschaft, da die Verfolgergruppe hinter den Parisern und RC Lens, die einige wichtige Spieler verloren haben, sehr eng beieinander lag. Ausserdem trifft Köhn in Monaco auf Nati-Kollege Breel Embolo – mehr zu ihm später.
Er wollte unbedingt noch ins Ausland und konnte dies nun tun. Der 29-Jährige wechselt zwar vorerst in die zweite englische Liga, doch schaffte Norwich City in den letzten Jahren oftmals den Aufstieg. Auch in diesem Jahr ist der Kader der «Canaries» nach den drei Absteigern am wertvollsten. So könnte für Christian Fassnacht gar noch der Wunsch von der Premier League in Erfüllung gehen. Im ersten Spiel der neuen Saison setzte sich Norwich gegen Hull 2:1 durch, Fassnacht wurde wenige Tage nach seinem Transfer nach einer Stunde eingewechselt.
Unter Ex-YB-Trainer David Wagner dürfte Fassnacht im rechten Mittelfeld oder auf dem Flügel – je nach System, das der Deutsche gerade spielen lässt – früher oder später gesetzt sein. In Milot Rashica wird der Hauptkonkurrent auf der Position den Verein nämlich wohl noch in Richtung Istanbul verlassen. Der Kosovare ist sich angeblich mit Galatasaray, wo er zuletzt leihweise spielte, einig.
Der Wechsel des 30-jährigen Nati-Captains von Arsenal nach Leverkusen war wohl der meistbeachtete Transfer eines Schweizers in diesem Sommer. Granit Xhaka wird in Leverkusen einer der wichtigsten Spieler unter Trainer Xabi Alonso sein. Seit der Spanier an der Seitenlinie von Gerard Seoane übernommen hat, spielt Leverkusen ebenso erfolgreichen wie attraktiven Fussball. Xhaka schliesst sich damit einem sehr spannenden Projekt an und ist noch dazu in einem Alter, in dem er noch einige Jahre daran beteiligt sein und auch die Früchte noch ernten kann.
So sagte Xhaka nach seinem Wechsel auch: «Ich spürte in den Gesprächen mit Sportchef Simon Rolfes und Xabi Alonso, dass sich das langfristige Projekt Leverkusen lohnt und mir zu 100 Prozent entspricht.» Dazu kommt, dass ihm der Fünf-Jahres-Vertrag eine Sicherheit gibt, die ihm in England nicht geboten worden wäre. Doch der Weggang aus London hat nicht nur Positives …
Gleichzeitig muss Xhaka nämlich auch zu den Verlierern gezählt werden. Denn gerade jetzt, wo Arsenal die erfolgreichste Saison seit Jahren gespielt hat und auch der Mittelfeldspieler brillierte, verlässt er das Team von Mikel Arteta, mit dem Xhaka gerne zusammenarbeitete. Die «Gunners» werden auch ohne den Basler um Titel kämpfen und auch in der Champions League spielen. Eine Meisterschaft zu gewinnen wird für Leverkusen schwer und auch in der «Königsklasse» ist der Klub in dieser Saison nicht dabei.
Andererseits wäre Xhaka im Norden Londons nach den Verpflichtungen von Declan Rice und Kai Havertz kaum noch unumstrittener Stammspieler gewesen und hätte des Öfteren auf der Bank Platz nehmen müssen. So macht der Wechsel in die Bundesliga durchaus Sinn.
Für 90 Millionen Euro hat Manchester City Josko Gvardiol aus Leipzig geholt und den Kroaten damit zum teuersten Verteidiger der Geschichte gemacht. Das sind nicht unbedingt gute Nachrichten für Manuel Akanji, der in der Innenverteidigung damit einen weiteren Konkurrenten für die Position neben Ruben Dias bekommt. Neben Gvardiol sind dies John Stones und Nathan Aké.
Auf der rechten Abwehrseite bemühen sich Pep Guardiola und Co. unbedingt um einen Verbleib von Kyle Walker, dazu kommt Abwehrtalent Rico Lewis, der immer häufiger eingesetzt werden dürfte. Zum Glück für den 28-jährigen Winterthurer ist er in der Viererkette sehr flexibel einsetzbar. Zuletzt wurde er im Supercup als Linksverteidiger getestet. Aber ob Akanji angesichts der neuen Konkurrenz erneut auf die meisten Einsätze aller City-Verteidiger kommen wird, darf bezweifelt werden.
Es gibt nie einen guten Zeitpunkt für einen Kreuzbandriss, erst recht nicht, wenn man immer wieder mit Verletzungen zu kämpfen hatte. Dass Breel Embolo aber gerade jetzt für mehrere Monate ausfällt, ist besonders unglücklich. Denn nach einem starken ersten halben Jahr nach seinem Wechsel aus Mönchengladbach zur AS Monaco bekam Embolo in der Rückrunde immer weniger Spielzeit und verpasste auch sechs Spiele wegen Knieproblemen. Sein letzter Treffer datiert vom 23. Februar.
Nun muss der 26-jährige Stürmer erst mal zuschauen, kann nicht zeigen, dass die Rückrunde nur ein Durchhänger war, dass der Embolo aus den ersten Monaten der «echte Breel Embolo» ist. Gerade aufgrund der starken Konkurrenz im Sturm um Wissam Ben Yedder und Kevin Volland könnte dies zu einem echten Problem werden, sollten diese in Embolos Abwesenheit glänzen.
Gefühlt hat der 21-jährige Innenverteidiger den perfekten Zeitpunkt für einen Wechsel – auf unglückliche Weise – verpasst. Noch im letzten Jahr hätte Becir Omeragic möglicherweise zu einem grösseren Klub wechseln können. Dann kam die Verletzung im April 2022, die einen Transfer im Sommer verhinderte. Nun spielt der bisherige FCZ-Spieler in Frankreich bei HSC Montpellier.
Dort wird er sich seine Einsatzzeiten erkämpfen müssen, aber in der letzten Saison war nur Christopher Jullien gesetzt. So wird Omeragic also seine Chancen bekommen, zumal Konkurrent und Eigengewächs Maxime Estève umworben ist und den Verein verlassen könnte. Da Omeragic bis 2028 unterschrieben hat, muss er ohnehin nicht sofort Stammspieler sein. Auf lange Sicht kann der Wechsel zum Zwölften der letzten Ligue-1-Saison also durchaus ein sinnvoller Schritt sein.
Auch der 25-Jährige wird sich beim VfL Wolfsburg gegen einige Konkurrenten durchsetzen müssen, um zu Einsätzen zu kommen. Cédric Zesiger kommt aber schon mal der Abgang von Micky van de Ven zu Tottenham entgegen. Auch Maxence Lacroix war in der Vergangenheit wechselwillig und könnte Wolfsburg noch verlassen. Dann hat der Innenverteidiger nur noch einen Konkurrenten um den Platz neben dem gesetzten Sebastian Bornauw.
Doch Moritz Jenz lernte die Bundesliga im letzten halben Jahr bei Schalke bereits kennen, hat also einen Vorteil gegenüber dem Berner. Und möglicherweise legt Wolfsburg auf dem Transfermarkt noch einmal nach – ausgerechnet Maxime Estève von Omeragic-Klub Montpellier soll auf der Liste stehen.
Zesiger wird aber in jedem Fall seine Chancen bekommen, das Talent, um sich durchzusetzen, hat er auch. Bleibt Lacroix, wird er aber gleich mit mindestens zwei Spielern mit Bundesliga-Erfahrung um Einsätze konkurrieren müssen. International ist Wolfsburg – anders als Ex-Klub YB – nicht vertreten, wodurch sich auch die Rotation etwas in Grenzen halten dürfte. Eine Chance für Zesiger könnte sich vor allem dann ergeben, wenn Trainer Niko Kovac häufiger auf die gerade zu Saisonende oftmals eingesetzte Dreierkette setzt.
Der 31-jährige Stürmer konnte nach Verlust seines Stammplatzes bei Benfica Lissabon weder bei Galatasaray noch bei Celta Vigo überzeugen. Fünf Tore erzielte er in 31 Spielen in der letzten Saison. Nun wechselte er von Lissabon in die Vereinigten Arabischen Emirate zu Al-Wasl. Finanziell könnte sich der Wechsel durchaus lohnen, gleichzeitig ist es aber ein Transfer in die sportliche Irrelevanz.
Obwohl der Transfersommer aus Schweizer Sicht bereits viel zu bieten hatte, ist noch einiges möglich. So wartet Nico Elvedi weiterhin auf eine Einigung mit einem neuen Klub. Dass er wechselt, ist sicher, das teilte auch Borussia Mönchengladbach bereits mit. Wolverhampton und die AS Roma gelten als interessiert, den 26-jährigen Innenverteidiger ein Jahr vor Ablauf seines Vertrags zu verpflichten.
Für Denis Zakaria dürfte die Zeit bei Juventus ebenfalls bald vorbei sein. Der Mittelfeldspieler wird mit AS Monaco in Verbindung gebracht. Gemäss Transfer-Insider Fabrizio Romano wollen die Monegassen sowohl mit dem 26-Jährigen als auch mit dem italienischen Rekordmeister in dieser Woche eine Einigung treffen.
Weniger wahrscheinlich scheint ein Wechsel mittlerweile bei Fabian Rieder. Der 21-Jährige wurde lange mit Borussia Mönchengladbach in Verbindung gebracht, doch der Bundesligist sagte einen Transfer zuletzt ab, da die Ablösesumme zu teuer wurde. Wie die Berner Zeitung berichtet, hat Rieder zudem einem Premier-League-Klub abgesagt. Ausserdem sagte der offensive Mittelfeldspieler: «Ich bin beim besten Verein in der Schweiz, meinem Herzensverein. Wenn ich ein weiteres Jahr hierbleibe, dann bin ich auch glücklich.»
Problematischer wird es für einen anderen Super-League-Klub, keinen weiteren Leistungsträger abgeben zu müssen. Dan Ndoye vom FC Basel ist sich angeblich bereits mit Bologna einig. Bevor der 22-jährige Flügelspieler wechseln darf, will der FCB aber einen geeigneten Ersatz finden.
Diese Einschätzung teile ich überhaupt nicht. Rice wurde als Ersatz für Xhaka geholt, es ist also unklar, ob er sonst überhaupt zu Arsenal gewechselt hätte, und Havertz spielt eine völlig andere Position. Der Transfer von Xhaka war v.a. auch durch private Überlegungen motiviert.