Playoff-Final! Spannung, Spektakel, tolle Chancen und krachende Checks? Weit gefehlt. Das gestrige erste Spiel in der Final-Affiche zwischen Lugano und den ZSC Lions endete mit 1:0 für den Gast aus Zürich und lebte einzig von der Spannung. Die Vorfreude war gross, die Enttäuschung war es auch.
Dieser Eindruck wird bestätigt, wenn man sieht, dass sich die spektakulärste Aktion des Abends 20 Sekunden vor dem Ende der Partie ereignete. Luganos Playoff-Top-Torjäger Grégory Hofmann sprang als Torhüter für Elvis Merzlikins ein und rettete gleich zwei Mal vor dem eigenen leeren Kasten.
Insbesondere den ZSC Lions dürfte das egal gewesen sein. Sie haben das wichtige erste Spiel auswärts gewonnen. Doch die Luganesi müssen über die Bücher und einiges ändern, wenn sie sich in dieser Serie noch durchsetzen wollen.
Was war im Vorfeld dieser Serie geschrieben worden. Ein «heisser Tanz» sollte die Serie werden und an den legendären Final von 2001 erinnern. Gestern in der Resega war es mehr ein gemütliches Senioren-Schunkeln als ein heisser Flamenco. Die Emotionen fehlten im Spiel über weite Strecken. Luganos Topskorer und Edel-Provokateur Maxim Lapierre war kaum sichtbar und auch die anderen Tessiner hielten sich vornehm zurück.
Im gesamten Spiel gab es insgesamt fünf Strafen, zwei davon gegen den ZSC. Dabei ist eine der grössten stärken Luganos das Powerplay. Um dieses auszuspielen, müssen sie den Zürchern aber mehr unter die Haut gehen. Sie müssen die Löwen kitzeln, sie bedrängen und – mit fairen Mitteln – provozieren.
Insgesamt gaben die beiden Teams gestern 106 Schussversuche ab. Dazu gehören Schüsse, die aufs Tor gingen, aber auch solche, die geblockt wurden oder am Kasten vorbei flogen. Auch diese Zahl belegt die niedrige Intensität des Spiels. Im Halbfinal zwischen dem ZSC und Bern waren es durchschnittlich 128 Schussversuche pro Spiel. Biel und Lugano kamen in ihrem Halbfinal auf 116 Abschlüsse pro Partie.
Diese Darstellungsweise würde dann wieder auf eine ZSC Dominanz schliessen lassen. Hier sieht man, dass Lugano z.T. fast 5 Minuten keinen Schussversuch hatte... pic.twitter.com/xoUD0z1stS
— Micha Hofer (@EuroCaps) April 13, 2018
Dabei hat Lugano nur 41 Mal den Abschluss gesucht, die ZSC Lions 65 Mal. Die «Bianconeri» hatten also auch hier ein deutliches Defizit zu verzeichnen. Ein weiteres Problem der Tessiner war der Ort der Schussabgabe. Der «Z» kam wesentlich öfter direkt vor dem Tor zum Abschluss als das Heimteam. Der einzige Treffer der Partie fiel wenig überraschend aus einer solchen Position. Da müssen die sich Luganesi in den nächsten Spielen deutlich verbessern.
Um eine Reaktion zu zeigen, müssen die Tessiner also vor allem die grundlegende Intensität erhöhen. Nicht nur im Angriff mit den fehlenden Schüssen, auch sonst waren die Gastgeber zu wenig präsent. Die ZSC Lions konnten ihr Spiel jeweils mühelos aufbauen.
In den nächsten Spielen müssen die Luganesi wacher sein. Sie müssen mehr und besser skaten und versuchen die Zürcher in jeder Situation sofort unter Druck zu setzen.
Talentierte Spieler wie Fredrik Pettersson, Pius Suter oder Roman Wick wurden kaum bedrängt. Sie bekamen zu viel Zeit und zu viel Platz. Damit schaufelst du dir gegen ein Team wie die Lions dein eigenes Grab. Um es mit den Worten von watson-Eismeister Klaus Zaugg zu sagen: Lugano muss schlicht «böser» werden, als es der ZSC ist.
Wenn ihnen das gelingt, dann sind auch die Lions mehr gefordert, als sie es gestern waren. Und dann gibt es vielleicht doch noch den heissen Tanz, den viele erwartet haben.