Es ist keine neue Erkenntnis: Wenn die sich Schweizer Eishockey-Nationalmannschaft an den grossen Turnieren schwertut, dann wird eher früher als später das Argument mit den ungenügenden «Special-Teams» hervorgekramt.
Special-Teams? Die Spezialteams sind die Überzahl- und Unterzahlformationen einer Mannschaft, welche im Powerplay und im Penalty Killing zum Einsatz kommen. Also in den Situationen, in welchen man auf dem Eis eine numerische Überzahl ausnützen, bzw. eine numerische Unterzahl schadlos überstehen sollte.
Es ist hinlänglich bekannt, dass gerade enge Spiele auf höchstem Niveau genau durch solche Konstellationen entschieden werden. Wenn sich zwei Mannschaften bei 5 gegen 5 Gegenspielern gegenseitig neutralisieren, dann machen die Special-Teams sehr oft die Differenz aus.
Das mussten die Schweizer in den ersten vier WM-Spielen am eigenen Leib erfahren. Im ersten Turnierspiel gegen die Slowenen (5:4 nach Penaltyschiessen) kassierten sie zwei Treffer in Unterzahl und einen bei eigener Überzahl. Rein mit personellem Gleichstand hätten die Schweizer das Spiel mit 3:1 gewonnen.
Bei der Niederlage gegen Frankreich (3:4 nach Penaltyschiessen) gab es wieder einen Gegentreffer mit einem Mann mehr auf dem Eis, dazu trafen die Franzosen einmal selber im Powerplay. Zählt man nur die Tore, die bei 5 gegen 5 Feldspielern erzielt wurden, hätten die Schweizer also auch die Franzosen 3:1 besiegt.
Berücksichtigt man auch die 3:0-Siege gegen Norwegen und Weissrussland (mit je einem Powerplay-Treffer), dann stünden die Schweizer mit besseren Special-Teams, also mit einer makellosen WM-Bilanz da und wir dürften uns bereits damit auseinandersetzen, wer der Viertelfinalgegner der kommenden Woche sein könnte. Auch deshalb bilanziert Headcoach Patrick Fischer nach den ersten vier WM-Spielen: «Wir sind punkto Special-Teams noch nicht dort, wo wir hinwollen und wo wir hinmüssen.»
Aber weshalb tun sich die Schweizer so schwer in diesen speziellen Situationen? Da gibt es zwei Ansätze:
Immerhin: Reto Schäppi gelang beim 3:0-Sieg gegen Weissrussland ein Powerplay-Treffer nach dem Gusto von Fischer: «Das ist die einfachste Variante. Schuss, Abpraller, und dann den Rebound versenken. Das müssen wir lernen.»
Letztlich steht diesbezüglich das Trainerteam in der Verantwortung – und dabei besonders Fischer. Er ist nicht nur der Mann der letzten (taktischen) Entscheidung, sondern auch der Mann, der das Schweizer Powerplay von aussen steuern soll. Klar ist: In den verbleibenden drei Vorrundenspielen gegen die grossen Teams aus Kanada, Finnland und Tschechien werden die «speziellen» Eisgenossen noch mehr gefordert werden als bisher.