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Eishockey: So beeinflusst die Coaches Challenge dieses Jahr die Playoff-Serien

ZSC Spieler jubeln nach dem Sieg (3-2), im ersten Eishockey Playoff-Halbfinalspiel der National League zwischen dem SC Bern und dem ZSC Lions, am Dienstag, 27. Maerz 2018, in der PostFinance Arena in  ...
Die ZSC Lions feiern in Bern einen wichtigen Auswärtssieg – auch dank einer gelungenen Coaches Challenge.Bild: KEYSTONE

So beeinflusst die Coaches Challenge dieses Jahr die Playoff-Serien

Während im Fussball noch die perfekte Form für den Videobeweis gesucht wird, ist er im Eishockey längst Tatsache. In der Schweiz hat er gar entscheidenden Einfluss auf Playoff-Spiele.
28.03.2018, 14:2628.03.2018, 14:26

Die Coaches Challenge existiert im Schweizer Eishockey seit Beginn der vergangenen Saison. Doch so richtig etabliert scheint sie sich erst im Laufe dieses Jahres zu haben. Gerade in den aktuellen Playoffs erfreut sich der Videobeweis grosser Beliebtheit und wird mal mehr, mal weniger erfolgreich benutzt. 

Jüngstes Beispiel für einen erfolgreichen Gebrauch sind die ZSC Lions. Kurz nach Wiederbeginn im zweiten Spielabschnitt trifft der SC Bern im ersten Halbfinal-Spiel zum vermeintlichen 2:2-Ausgleich. Doch die jubelnden «Mutzen» haben die Rechnung ohne Hans Kossmann gemacht. Der Zürcher Coach fordert den Videobeweis an – und kriegt Recht. 

Das Tor, die Coaches Challenge und die Entscheidung in der Kurzversion.Video: streamable

Die Entscheidung fällt hauchdünn, ist aber wohl korrekt. Als die Scheibe die blaue Linie überquert, steht Arcobello schon in der offensiven Zone. Der Berner Stürmer schafft es nicht mehr, mit seiner Kufe die Linie zu berühren – somit steht er im Offside. Das vermeintliche 2:2 wird annulliert, am Ende gewinnen die ZSC Lions mit 3:2 und gehen in der Serie mit 1:0 in Führung.

Eine derart wichtige Coaches Challenge gelang in diesen Playoffs auch schon Antti Törmänen. Der Trainer von Biel verlangte im fünftem Viertelfinalspiel gegen Davos nach dem 2:3-Anschlusstreffer der Bündner den Videobeweis. Wie bei Bern gegen ZSC ging auch dem Treffer von Broc Little ein Abseits voraus. Statt dem 2:3 für den HCD fiel wenig später das 4:1 für Biel. Es war die Vorentscheidung im fünften Spiel und auch in der Serie.

Wie funktioniert die Challenge?

Die Headcoaches sind eigentlich nicht die Personen, die es zu Rühmen gilt bei einem erfolgreichen Videobeweis. Wie die ZSC Lions auf Anfrage bestätigen, sitzt bei den meisten Teams ein Videocoach auf der Tribüne und schaut sich die Szenen an. Denn der Cheftrainer und seine Assistenten können diese von der Bank aus kaum beurteilen. 

Ein Gesamtueberblick in die neue Eishalle aus den Zuschauerraengen waehrend dem 1. Spiel in der neuen Tissot-Arena, zwischen dem EHC Biel und dem HC Lausanne, am Dienstag, 1. September 2015, in der Ti ...
Von der Tribüne hat man einen besseren Überblick als von der Spielerbank. Hier ein Beispiel aus der Bieler Tissot-Arena.Bild: KEYSTONE

Sieht er irgendwo eine mögliche Offside-Position, gibt er per Funk sofort dem Assistenztrainer Bescheid. Der wiederum informiert den Cheftrainer, damit der die Coaches Challenge nehmen kann. Liegt der Coach richtig, bleibt sein Recht auf eine weitere Challenge bestehen. Liegt er falsch, kann er keine Challenge mehr nehmen und verliert auch noch sein Timeout. Bei Toren in der Overtime kann man den Videobeweis immer verlangen.

Gibt es Kritikpunkte?

Die gibt es. So mag es beispielsweise irritieren, wenn zwischen dem Eintritt in die Zone und dem Tor eine gewisse Zeit vergeht und dann noch die Challenge gezogen wird. Beim Fall zwischen dem SCB und dem ZSC vergingen zwischen dem Überqueren der blauen Linie und dem Tor 26 Sekunden. Allerdings dürften sich die meisten Eishockey-Fans mittlerweile solche Situationen gewohnt sein.

Viel öfter kritisiert werden die teilweise mangelhaften TV-Bilder. Denn in der Schweiz gibt es (noch) keine Kameras, die direkt auf den blauen Linien montiert sind. Das führt dazu, dass der Kamera-Winkel zur Beurteilung von knappen Situationen sehr ungünstig sein kann. Auch bei der gestrigen Situation war kaum zu sehen, ob Arcobellos Schlittschuh in der Luft war oder nicht.

Hand aufs Herz: Siehst du, ob Arcobellos rechter Schlittschuh die blaue Linie noch berührt oder nicht?
Hand aufs Herz: Siehst du, ob Arcobellos rechter Schlittschuh die blaue Linie noch berührt oder nicht?screenshot: srf

Kommt erschwerend hinzu, dass die Bildschirme, auf denen die Schiedsrichter die strittigen Szenen anschauen, teilweise ungenügend, weil sehr klein, sind. So wird eine klare Beurteilung noch schwerer gemacht. Ab nächster Saison soll es auch in der Schweiz einen «War Room» geben. Doch der soll vorerst nur den Player Safety Officer und nicht die Schiedsrichter auf dem Eis entlasten.

Somit bleiben die Schiedsrichter bei knappen Entscheiden weiterhin auf sich gestellt. Bislang haben sie bei den Coaches Challenges allerdings richtig entschieden. Die Trainer dürften froh sein, dass sie in engen Situationen ein derart entscheidendes Hilfsmittel zur Verfügung haben.

Video: Angelina Graf

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39 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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ralck
28.03.2018 15:04registriert Juni 2015
Mir fehlen allgemein ein paar Kameras:
– Kamera auf der blauen Linie (Für Offside-Entscheide)
– Kamera direkt über dem Goal (inklusive exakter Hundertstel-Zeitmessung wenn kurz vor Schluss)
– bewegliche Net-Cam (autonom)
– Kamera von der Decke für das gesamte Spielgeschehen
– …
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Warumdennnicht?
28.03.2018 15:35registriert Januar 2016
Auf dem Bild sieht man ganz klar, dass der Schlittschuh nicht mehr auf der Linie ist. Da muss man nicht mal mehr ranzoomen.
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Züzi31
28.03.2018 14:41registriert August 2015
Ein gutes Beispiel wäre auch das letztjährige Stanley Cup Finale. Nashville wurde damals ein extrem wichtiges Tor aberkannt, obwohl es keine Kamerabilder gibt, die ein Offside definitiv erkennen lässt.
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