Eine Szene für Hockey-Lehrstunden. Eingefangen von der TV-Kamera. SCB-Captain Simon Moser (29) kassiert nach einem Check gegen Langnaus Anton Gustafsson (28) in der 34. Minute des Derbys einen Restausschluss.
@srfsport Das ist Anton Gustafsson (#58). Andrea Glauser trägt die 96. Ausser bei den Initialen gibt es wenig Ähnlichkeiten bei den beiden Tigers-Spielern 🙈🙈🙈 #SCLTIGERS pic.twitter.com/eYDDGMoePs
— SCL Tigers * (@HoppLangnou) 24. November 2018
Eine Szene, durchaus typisch für den Titanen (187 cm, 97 kg). Sein gleich grosser und fast gleich schwerer Gegenspieler (187 cm/95 kg) bleibt auf dem Eis liegen. Er kann die Partie nicht mehr fortsetzen und nach dem Spiel wird eine leichte Gehirnerschütterung diagnostiziert. Der Schwede mit Schweizer Lizenz fällt für unbestimmte Zeit aus.
Die Schiedsrichter schicken Simon Moser in die Kabine (5 Minuten plus Restausschluss). Sie können die Szene nicht – wie wir – noch und noch in der Wiederholung sehen. Es ist in Echtzeit praktisch unmöglich zu erkennen, ob der Check korrekt ist oder nicht. Der Entscheid der Schiedsrichter ist nicht zu kritisieren.
Warum eine Szene für eine Hockey-Lehrstunde? Weil hier erstens in seltener Qualität zu sehen ist, was erlaubte Härte ist. Der Check ist ein legales Mittel, um einen Gegenspieler vom Puck zu trennen. Anton Gustafsson führt die Scheibe, darf also gescheckt werden und muss in dieser Situation mit einem Check rechnen.
Der Check geht nicht gegen den Kopf, Simon Moser springt nicht auf und hat auch nicht die Ellenbogen oben. Es ist ein Zusammenprall Körper gegen Körper. Raues, uriges, sauberes Hockey. Rumpelhockey.
Der SCB-Captain ist einer der wenigen Schweizer Stürmer, der mit internationaler Härte spielt. Geradlinig, oft schmerzhaft für die Gegenspieler. Aber im Rahmen der Spielregeln. Er hat in der höchsten Liga in der Qualifikation noch nie mehr als 50 Strafminuten verbüsst.
Die Szene ist zweitens auch deshalb eine Lehrstunde, weil eine Besonderheit zu sehen ist, die auch zu unserer Liga gehört: eine gewisse Sorglosigkeit.
Anton Gustafsson konzentriert sich so auf die Scheibe, dass er von Simon Mosers Angriff überrascht wird. Wer vor dem gegnerischen Tor frei den Puck hat, muss ganz einfach die Umgebung im Auge haben und auf einen Check gefasst sein. Es ist die gefährlichste Zone für den angreifenden Stürmer. Aber in unserer Lauf- und Tempoliga ist die Gefahr, von einem Check erwischt zu werden, halt verhältnismässig klein und die «Kultur» des Auffangens von Checks, des richtigen Verhaltens in der Gefahrenzone oder entlang der Bande nach wie vor nicht hoch entwickelt.
Simon Moser ist inzwischen zweifacher Silberheld. Er scheiterte in der Saison 2013/14 beim ersten Versuch, die NHL zu erobern (6 Spiele/1 Tor/1 Assist für Nashville). Inzwischen wäre er mit ziemlicher Sicherheit gut genug für die wichtigste Liga der Welt. Er hat in seinem Spiel die ideale Kombination aus Tempo, Technik, Intelligenz, Mut und Härte. Simon Moser ist der wichtigste Schweizer Feldspieler beim SC Bern.
Oder wer es gern martialisch mag: er ist auch hart genug für die NHL.