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Playoff-Viertelfinal. SC Bern gegen Servette. Das Spiel ist längst entschieden. Noah Rod erwischt SCB-Verteidiger Eric Blum beim Stande von 6:0 mit einem Check am Kopf. SCB-Sportchef Alex Chatelain sagt: «Blums Einsatz im Spiel am Dienstag in Genf ist fraglich.»
Noah Rod ist lediglich mit zwei Minuten bestraft worden. Immerhin wird er nun vom Einzelrichter für zwei Partien aus dem Verkehr gezogen.
Checks gegen den Kopf sind extrem gesundheitsgefährdend und führen oft zu Gehirnerschütterungen. Gehirnerschütterungen gehören heute zu den heimtückischsten Hockey-Verletzungen und können Karrieren beenden.
Es fehlt nicht an klugen Bemühungen von verschiedensten Seiten, dieses Problem zu lösen. Aber eine Lösung gibt es nur durch einen neuen Ansatz.
Checks gegen den Kopf sind eine Unsitte und ein Zeichen von Hockey-Kulturlosigkeit. Sie können von den Spielern in den allermeisten Fällen auch dann vermieden werden, wenn hart zur Sache gegangen und Rumpelhockey gespielt wird. Der Grund für Checks gegen den Kopf ist fehlender Respekt vor dem Gegenspieler und böser Wille. Also ist dieses Problem lösbar. Gehirnerschütterungen sind nicht einfach ein «Kollateralschaden» des Eishockeys.
Die Überwachung ist heute dank TV-Bildern praktisch lückenlos. Die Sünder werden erwischt. Noah Rod kam bei den Schiedsrichtern mit zwei Minuten noch gnädig davon. Aber die TV-Bilder haben ihn überführt. Es ist richtig, dass er für zwei Spiele gesperrt wird. Das Problem ist bloss: solche Sperren haben praktisch keine erzieherische Wirkung.
Wie ist es möglich, Unsitten im Eishockey abzustellen? Kurz ein Blick in die NHL: Die Seuche der 1970er Jahre waren Massen-Prügeleien, an denen sich alle oder fast alle Spieler beteiligten (sog. «Bench Clearing Brawls»). Die NHL hat dieses Problem in Griff bekommen. Nicht alleine durch Sperren und Bussen gegen die fehlbaren Raubeine. Entscheidend war, dass auch die Coaches zur Rechenschaft gezogen worden sind.
So wie Massenschlägereien können auch Checks gegen den Kopf durch die Coaches verhindert werden. Schöne Werbeaktionen, freundliche Ermahnungen und ein paar Sperren und Bussen halten einen «echten Kerl» heute nicht davon ab, so rücksichtslos dreinzufahren wie Noah Rod gegen Eric Blum. Zumal die «Jungmillionäre» bei uns ja nicht, wie in der NHL, während der Sperren keinen Lohn erhalten und die aufgebrummten Bussen aus der Portokasse bezahlen – wenn denn nicht der Klub die Bussen bezahlt.
Die einzigen, die dafür sorgen können, dass diese Unsitte der Checks gegen den Kopf aufhört, sind die Coaches. Sie sind die Chefs und die Erzieher der Spieler. Sie können entsprechende Massnahmen treffen, die sportlich und damit tatsächlich schmerzen: auf die Tribune schicken, Eiszeit kürzen, Powerplay-Einsätze streichen oder gar ins Farmteam schicken – was ja jetzt auch bei uns möglich ist. Solche Massnahmen ritzen das Ego, mindern den Marktwert und sind schädlich für die Karriere.
Ein Spieler nimmt Sperren und Bussen zu oft hin wie Soldaten ein Verwundetenabzeichen. Und immer noch gelten Sperren und Bussen im Machosport Hockey in zu vielen Kreisen als Anerkennung für Härte und Einschüchterungsvermögen.
Es gibt noch genug Exponenten (oft frustrierte ehemalige Spieler), die gerne das Hohelied der respektlosen Härte singen. Ein Spieler mag Bussen und ein paar Sperren hinnehmen. Aber keiner riskiert den Konflikt mit seinem Trainer. Der Trainer ist die Schlüsselfigur, die letztlich über das sportliche Fortkommen entscheidet.
Eine Anweisung eines Trainers wird nur dann ignoriert, wenn der Chef seine Autorität verloren hat und vor der Entlassung steht. Es passt durchaus, dass sich ein Servette-Haudegen zu dem Foul – einem der dümmsten dieser Saison – hat hinreissen lassen. Servette-Coach Craig Woodcroft hat kaum mehr Autorität in der Garderobe.
Ein Trainer ist also dazu in der Lage, seine Schutzbefohlenen dazu zu erziehen, die Gesundheit der Gegenspieler zu respektieren. Deshalb müssen wir ihn dazu motivieren, in diese Richtung zu wirken. Auch das funktioniert nicht mit gutem Zureden. Sondern nur «the hard way». So wie in der NHL als es darum ging, die Massenschlägereien einzudämmen. Mit Sperren und Strafen.
Bei einem Check gegen den Kopf sollten die Cheftrainer auch bestraft werden. Und zwar mit doppelt so vielen Sperren und einer doppelt so hohen Busse wie der Spieler. Und im Wiederholungsfall jedes Mal mit einer Verdoppelung der Sperre und der Busse.
So könnten wir die Anzahl der Checks gegen den Kopf um 90 Prozent reduzieren.