Die Nacht hat sich über Davos herabgesenkt. Die Eulenvögel haben ihr Gefieder geputzt und gestrafft, um unvorsichtige Mäuse im lautlosen Flug zu jagen.
Folgendes Zwiegespräch entwickelt sich in der Geisterstunde zwischen dem Chronisten und einem Herrn, der zwar beim SCB kein offizielles Amt bekleidet, aber sein Ohr immer tief im Fuchsbau der grössten Hockeyfirma der Schweiz hat. Sein Name ist mir keineswegs entfallen. Aber er würde es nicht schätzen, seinen Namen hier zu lesen.
Beginn des Zwiegespräches.
Ende des Zwiegespräches.
Nun kann ein Chronist nicht einfach in die Welt hinausposaunen, der Inti Pestoni wechsle auf nächste Saison für zwei Jahre zum SCB. Es wird nämlich immer wieder versucht, dem Chronisten Transfers und sonstige Bären aufzubinden. Ja, heute werden Chronisten sogar schamlos angelogen.
Aber der Chronist ist ein seriöser. Also macht er sich nun auf die Suche nach einer Bestätigung oder wenigstens starken Indizien. Beim SCB anfragen bringt in solchen Situationen nichts. Dort wird nur dementiert. Und Inti Pestoni äussert sich nicht zu seinen Zukunftsplänen. Wie es sich für einen Musterprofi gehört.
Der Chronist fragt nun Marc Gianola (er kümmert sich in diesen schwierigen Zeiten um die Verhandlungen beim HCD) ganz scheinheilig:
Da Marc Gianola keine Interna verraten und keine polemischen Äusserungen gemacht hat, erlaubt sich der Chronist ausnahmsweise, bei einem Zwiegespräch Ross und Reiter zu nennen.
Der Chronist ist noch nicht zufrieden. Er weiss zwar jetzt, dass Inti Pestoni beim HCD noch nicht verlängert und in Ambri noch nicht unterschrieben hat. Also sehr, sehr starke Indizien, dass er vielleicht doch zum SCB wechseln wird. Indizien, die wahrscheinlich bei einem Indizienprozess fast für eine Verurteilung reichen würden.
Aber der Chronist ist noch immer nicht sicher. Eine Bestätigung aus dem tiefen Inneren des SCB wäre schon hilfreich. Da ja jetzt beim HCD alles wieder in geordneten Bahnen läuft, hat er viel Zeit, sich während des Spengler Cups auch mal um ein interessantes SCB-Transfergerücht zu kümmern.
Er redet zwei Tage lang mit allerlei Exponenten, die ihren Namen an dieser Stelle nicht gerne lesen. Und eine Information ist ganz interessant. Sie kommt erstaunlicherweise von einem, der dem Chronisten ganz und gar nicht gut gesonnen ist, aber den SCB seit Anbeginn der Zeiten kennt.
Nun wollen wir nicht grübeln, ob am Ende der Haussegen zwischen SCB-Trainer Kari Jalonen und seinem Sportchef schief hängt. Das sparen wir uns auf.
So ganz nebenbei versuchte der Chronist auch herauszufinden, ob Inti Pestoni eigentlich ein guter Transfer wäre.
Die Meinungen sind recht interessant. Alle bestätigen, dass er ein freundlicher Musterprofi sei und sich in der Kabine immer tipptopp verhalte (also pflegeleicht sei). Sein Talent wird allenthalben gerühmt. Es sei einfach schade, dass er manchmal zu früh zufrieden sei (fehlender «Biss»). Aber der Kari könnte ihm ja Beine machen.
Inti Pestoni war in Ambri Topskorer, er scheiterte bei den ZSC Lions und jetzt ist er beim HCD in einer schwierigen Saison Topskorer. Der Chronist (ganz neutral und objektiv) denkt: Ja, das könnte ein guter Transfer sein.
Allerdings gibt es auch Exponenten, die sagen, der SCB drehe durch. Die eigenen Junioren bekommen keine Chance und nun hole man auch noch den Pestoni, der doch schon beim ZSC keinen Fuss vor den anderen gebracht habe. Ein reiner Verzweiflungstransfer. Und sicherlich teuer. Dabei jammere der Marc Lüthi ständig über hohe Löhne.
Einer solch polemischen Beurteilung stimmt der Chronist nicht zu. Sie ist respektlos. Er bleibt dabei: Inti Pestoni wäre zumindest ein hoch interessanter Transfer.
Nun hat der geneigte Leser also erfahren, wie der Chronist beim Spengler Cup einem interessanten Gerücht nachgegangen ist und schliesslich nach reiflicher Überlegung dazu kommt, die Meldung in die Welt zu setzten, Inti Pestoni werde zum SCB wechseln.
Sollte Inti Pestoni nicht zum SCB wechseln, so hat der Chronist immerhin den Beweis geliefert, dass er seine Arbeit nach bestem Wissen und Gewissen gemacht hat.