Ab nächster Saison regnet es Geld. Bisher konnte der Schweizer Eishockey-Verband (Swiss Ice Hockey) zwölf Millionen aus den TV-Rechten den Klubs verteilen. Neu sind es für 30,4 Millionen im ersten Jahr. Die Summe steigt im Verlauf der fünf Jahre an bis auf 35,4 Millionen. Verbands-Geschäftsführer Florian Kohler bringt der Geldsegen auch viel Arbeit und er sagt philosophisch: «Eigentlich wäre es logisch, dass alle glücklich sind, wenn es viel mehr Geld gibt. Aber so ist es nicht.»
Am nächsten Mittwoch (18. Januar) wird Florian Kohler den Nationalliga-Klubs seinen Geldverteiler im Rahmen einer Liga-Sitzung in Nottwil präsentieren. Und diese «Chäs-Teilet» sieht in den wichtigsten Punkten so aus:
Der Verteilschlüssel ist vom Verwaltungsrat von Swiss Ice Hockey und einem ständigen Liga-Ausschuss mit Vertretern des SC Bern, des HC Lausanne und des EHC Kloten ausgearbeitet worden. Alles klar? Nein.
Zu reden gibt die Provision an die Münchner Kommunikationsagentur Profile Partners GmbH, die seit 2006 bei der Ausarbeitung der TV-Verträge jeweils beigezogen wird. Diese Agentur wurde seinerzeit vom legendären Liga-Präsidenten Franz A. Zölch ins Spiel gebracht. Sein Göttibub arbeitete damals für die Firma.
Die Deutschen kassieren pro Jahr für ihre Dienste eine Provision von 3,8 Millionen Franken – macht in fünf Jahren 19 Millionen Franken. ZSC-General Peter Zahner stösst diese Summe sauer auf. «Für den alten TV-Vertrag in der Höhe von zwölf Millionen betrug die Provision lediglich 355'000 Franken. Also verhältnismässig viel weniger.» Ihm ist klar, dass die Provision vertraglich wasserdicht geregelt ist und daran nichts mehr gerüttelt werden kann. Aber er will Auskunft darüber, warum die Provision so viel höher ist und wie die künftige Ausgestaltung der Zusammenarbeit in diesem Bereich aussehen wird.
Florian Kohler hält mit guten Argumenten dagegen: «Zum Verteilschlüssel kann und will ich nichts sagen. Diese Zahlen sind noch geheim und werden am 18. Januar präsentiert. Zur Zusammenarbeit mit Profile Partners möchte ich festhalten, dass diese Leute sehr, sehr kompetent sind. Sie haben unter anderem bei den Rechteverhandlungen ausländische Interessenten ins Spiel gebracht. Wir wären bei einem so komplexen Geschäft alleine gar nicht dazu in der Lage gewesen, diesen TV-Vertrag auszuhandeln.»
Es gibt Kritiker, die sagen, eine Provision im Bereich von zehn Prozent sei zu hoch. Drei bis sechs Prozent würden reichen. Florian Kohler hält fest: «Im Sportbusiness sind Provisionen in dieser Höhe üblich. Wir fahren sogar noch günstig, es werden oft bis zu 20 Prozent bezahlt.» Interessanterweise beanspruchte auch der Schweizer Fussball (die Liga) und Swiss Ski bei ihren TV-Deals die Dienste der gleichen Firma.
Florian Kohler hat die Zusammenarbeit mit Profile Partners «geerbt», auf die Ausgestaltung der Provision hatte er keinen Einfluss. Der Vertrag wird seit 2006 jeweils nach Ablauf der TV-Verträge erneuert. Die aktuell gültige Regelung hat noch der ehemalige Verbandspräsident Philippe Gaydoul ausgehandelt.
Ein wichtiger Punkt beim Verteilerschlüssel: Das Geld geht nicht, wie vielerorts befürchtet worden ist, vollumfänglich an die Klubs (und damit direkt in die Spielerlöhne). Es ist Florian Kohler gelungen, einen schönen Teil nachhaltig in die Ausbildung zu investieren. Pro Jahr jeweils 1,5 Millionen Franken. Peter Zahner verlangt aber grössere Transparenz. In der Aufstellung werden diese 1,5 Millionen so ausgewiesen: 400'000 Franken für «Stärkung Talentlabel», 100'000 Franken für «Ligareform Elite- und Novizen-Junioren», 600'000 Franken für «Stärkung Erfassungslabel» und 400'000 Franken für «Skill Coaches» (Trainer für Spezialausbildung).
Peter Zahner ist das zu nebulös: «Wie kommen wir beispielsweise darauf, 100'000 Franken für eine Ligareform auszugeben? Eine solche Reform können die Verbandsangestellten ausarbeiten. An welche Spezialtrainer gehen die 400'000 Franken? Wir Klubs bilden die Spieler aus. Wenn schon, müsste dieses Geld den Klubs zukommen.» Florian Kohler will vor der Liga-Versammlung vom kommenden Mittwoch die Karten nicht aufdecken, sagt aber immerhin: «Die Klubs, die gewisse Qualitätsanforderungen bei der Nachwuchsausbildung erfüllen, werden zusätzliche Gelder bekommen.» Will heissen: Aus dem Topf dieser 1,5 Millionen sollen Gelder an die Klubs mit guter Juniorenarbeit fliessen.
Neben den TV-Geldern gibt es noch einen weiteren Geldsegen. Die Erträge aus der zentralen Vermarktung sind ebenfalls gestiegen und werden neu verteilt. Die Liga kann gewisse Werbeflächen verkaufen, die dann in allen Stadien platziert werden, in der Regel in den Anspielkreisen. Bisher zahlte die PostFinance dafür 2,580 Millionen Franken pro Saison. Neu sind es 2,70 Millionen Franken. Bisher bekamen die NLA-Klubs davon pro Saison 155'000 Franken. Neu sind es 175'000 Franken. Bei den NLB-Klubs ist es eine Steigerung von 60'000 auf 85'000 Franken.
Ein Aufstand gegen diese Geldverteilung ist chancenlos. Letztlich ist es in der Kompetenz des Verwaltungsrates des Verbandes, wie dieses Geld verteilt wird. Die Klubs können allenfalls noch unter sich streiten, wie viel die NLA und wie viel die NLB bekommen soll. Aber es ist klar, dass der Verwaltungsrat und die Führung des Verbandes ein Geschäft von dieser Dimension und dieser Bedeutung im Einvernehmen mit den Klubs regeln. Deshalb wird die Geldverteilung am 18. Januar den Nationalliga-Clubs präsentiert und formell das Einverständnis eingeholt.
Ein Eklat ist nicht zu erwarten. Kritische Fragen aber schon. Ein Klubvertreter sagt es, mit einem ähnlichen philosophischen Ansatz wie Verbands-General Florian Kohler so: «Wir können stundenlang debattieren und uns über die Provision, die wir nach Deutschland überweisen müssen, grün und blau ärgern. Aber am Ende des Tages sollte zählen, dass wir alle durch einen sehr guten TV-Vertrag viel mehr Geld erhalten.»