Die Geschichte ist schon mehrmals erzählt worden. Sie muss immer wieder erzählt werden. Da ist ein Trainer, der sich in einem der schwierigsten Trainerjobs ausserhalb der NHL glänzend bewährt hat. Der beim «Bayern München des Hockeys» erst eine schwere sportliche Krise überwunden und dann die Mannschaft im letzten Frühjahr zu einem der wundersamsten Titelgewinne unserer Hockeygeschichte geführt hat. Der unser Hockey seit mehr als 20 Jahren als Spieler, Assistent und Trainer kennt. Und erst noch günstig ist. Weil er als Schweizer seine Steuern selber bezahlt.
Aber niemand will Lars Leuenberger (41) eine Chance geben. Seit er mit dem SCB im Frühjahr 2016 Meister geworden ist, haben sage und schreibe sechs NLA-Klubs ihre Trainerstellen neu besetzt und Lars Leuenberger übergangen: Die ZSC Lions, der EHC Kloten, Fribourg-Gottéron, Langnau (zweimal), Biel und nun auch noch Lugano.
«Ja, ich war mit Lugano im Kontakt», bestätigt Lars Leuenberger auf Anfrage. «Warum es nicht geklappt hat, kann ich nicht sagen. Ich war bereit, die Herausforderung anzunehmen.» Ja, woran liegt es? Auch diese Geschichte ist schon mehrmals erzählt worden. Sie muss immer wieder erzählt werden.
Gerade für Lugano gibt es keine rationalen, sachlichen Gründe für die Absage an Lars Leuenberger. Er hat ja den SCB im letzten Frühjahr gegen Lugano zum Meistertitel gecoacht. Was ist es dann?
Würden wir Michelle Hunziker als Haushaltshilfe anstellen? Natürlich nicht. Wir würden nervös und hätten eine Heidenangst vor dem Gerede im Dorfe – und rausschmeissen könnten wir sie ja auch nicht, ohne uns zum Gespött zu machen. Wir wären überfordert.
So ist es mit Lars Leuenberger und Lugano. Der Berner ist eine Nummer zu gross für diese Aufgabe. Müsste Lugano Lars Leuenberger später feuern, dann wäre klar: Das Problem kann nicht der Trainer sein. Denn dieser Trainer hatte alle Voraussetzungen mitgebracht. Und da ist seine direkte, offene Art. Er würde Missstände anprangern und die Chronistinnen und Chronisten würden ihn ausgiebig befragen, ihm zuhören und seine Meinung im Land verbreiten. Lugano wäre im Misserfolg mit Lars Leuenberger als Organisation entlarvt, die nicht mit einem modernen Meistertrainer umgehen kann.
Lars Leuenberger hat vor mehr als 20 Jahren das Handwerk eines Konstruktions-Schlossers erlernt. Aber er bemüht sich nicht um eine Rückkehr in diesem Beruf. «Ich hoffe, dass ich eine Chance als Trainer bekomme.»
Es ist erst Januar. Es gibt noch ein wenig Hoffnung. In Ambri ist Hans Kossmann nach wie vor in Gefahr und bei Fribourg-Gottéron ist ein weiterer Trainerwechsel nicht auszuschliessen. Eigentlich wäre auch Olten eine Möglichkeit. Aber dort wird Sportchef Jakob Kölliker höchstens den Trainer entlassen, um selber als Chef oder Assistent oder Rasputin an der Bande stehen zu können – wie letzte Saison. Nächste Saison wird es auch nicht einfacher: Für einen Trainerjob bewirbt sich dann auch Kevin Schläpfer.