Es gab Zeiten, da hätte der FC Zürich liebend gern mit Bo Henriksen verlängert. Schliesslich hatte der Däne den damals amtierenden Meister im Oktober 2022 als Tabellenletzten der Super League übernommen und ihn wieder in die Spur gebracht. Zu Beginn der laufenden Saison war der FCZ kurzzeitig gar Leader, und Ende November betrug der Rückstand auf YB nach 15 Runden nur einen Punkt. Der FCZ war im Hoch.
Henriksen liess Präsident Ancillo Canepa und Sportchef Milos Malenovic jedoch abblitzen. Er zögerte, seinen im Sommer auslaufenden Vertrag zu verlängern, was reichlich Spekulationen schürte. Dieses Zögern könnte dem 48-Jährigen nun auf die Füsse fallen. Denn seit Dezember ist Henriksens Team in sieben Spielen ohne Sieg. Statt Platz 2 und einem Punkt Rückstand auf den Erstplatzierten stehen die Zürcher inzwischen auf Platz 5, der Abstand von YB ist in dieser Zeit um 13 Punkte gewachsen. Derzeit befindet sich der FCZ im Tief.
Ausserdem beschäftigten den FCZ zuletzt eher die Ausschreitungen rund um den Klassiker gegen Basel und das Derby gegen GC sowie die darauffolgende Sektorsperre gegen Lausanne. Der Klub focht diesen behördlichen Entscheid an und teilte am Freitagabend mit, dass er das Abschieben der Verantwortung bezüglich Identifikation und Bestrafung der Einzeltäter auf die Vereine «als gesetzeswidrig» betrachte.
Möglich, dass die Vertragsverhandlungen mit dem Trainer auch deshalb in den Hintergrund geraten sind. Noch im Januar teilte der FCZ mit, dass der Klub mit Henriksen konstruktive Gespräche über die Zukunft geführt habe und diese nach dem Trainingslager fortsetzen wolle. Eine Einigung wurde auch einen knappen Monat später noch nicht getroffen.
Nach dem schwachen Rückrundenstart dürften sich das Interesse und die Dringlichkeit bei den Verantwortlichen aber auch deutlich geschmälert haben. Auf ein torloses Unentschieden gegen den FCB folgte eine Niederlage im Derby. Gegen die Aufsteiger Lausanne und Yverdon resultierten ein 2:2-Remis und eine 0:3-Pleite, bei der Henriksen aufgrund einer starken Grippe nicht an der Seitenlinie stehen konnte.
Doch nicht nur die Resultate sprechen derzeit nicht mehr für den dänischen Coach. Gerade in Bezug auf die Talentförderung und die Spielweise herrscht zwischen Henriksen auf der einen und Canepa sowie Malenovic auf der anderen Seite eine Meinungsverschiedenheit. Der Trainer setzt vorwiegend auf die bewährten Kräfte, gibt gerade den jüngeren Eigengewächsen nur wenig Einsatzzeit. Darüber sagt er: «Ich muss gewinnen. Dazu muss ich das beste Team aufs Feld stellen.»
Präsident und Sportchef würden sich hingegen wünschen, dass auch Junge den Durchbruch schaffen, wie Canepa dem Tages-Anzeiger sagte. Auch Malenovic stellt fest: «Bei der individuellen Entwicklung der Spieler haben wir Luft nach oben.» Im letzten Jahr war der Erfolg aber noch auf der Seite des Trainers, weshalb Malenovic noch sagte: «Wir haben einen Trainer, der sehr erfolgreich spielen lässt. Das müssen wir respektieren.»
So langsam dürfte sich die Vereinsführung aber fragen, ob über die fehlende Talentförderung sowie die Spielweise, die nicht zum neuen Konzept des FCZ passt, weiterhin hinweggesehen werden kann. Canepa und Malenovic wollen, dass in Zukunft von den Junioren bis zu den Profis derselbe Fussball gespielt wird: schnell, dynamisch und attraktiv. Dies steht in Henriksens System nicht wirklich an erster Stelle. Gerade, wenn es wie aktuell nicht so richtig funktioniert. Captain Yanick Brecher sagte nach dem 0:3 in Yverdon zum Tages-Anzeiger: «In der Vorrunde haben wir hinten konzentriert verteidigt, und vorne waren wir effizient. Jetzt hat sich beides gedreht.»
So wie sich auch die Stimmung um Henriksen gedreht haben könnte. Dem einst als «Happy Bo» gefeierten Sympathieträger gehen so langsam die Argumente für einen neuen Vertrag aus. Spätestens, wenn am nächsten Wochenende gegen die Grasshoppers keine Reaktion zu sehen ist und die Sieglos-Serie beendet wird, dürfte von einem Verbleib des Dänen über die laufende Saison hinaus vorerst keine Rede mehr sein. Vielmehr stünden die Zeichen dann auf einer vorzeitigen Trennung.
Da müssen die Herren Santini, Afriyie ja mächtige Trainingsleistungen bringen, dass keiner der 650 Spieler besser ist als die beiden!