Am Samstag ein 2:1-Sieg auswärts in Spanien, am Dienstag ein Heimsieg mit dem gleichen Resultat gegen Tschechien. Die Siege waren wichtig, weil sie bedeuten, dass die Nati auch in der nächsten Austragung der Nations League in der Gruppe A antreten wird.
Sie waren aber auch deshalb wichtig, weil die Schweiz damit den Turnaround schaffte. Denn aus den ersten fünf Spielen im Jahr 2022 resultierten vier Niederlagen und ein enttäuschendes 1:1 gegen den Kosovo. Dieser Phase liess das Team von Murat Yakin nun drei Siege folgen, vor den beiden jüngsten gab es schon einen 1:0-Erfolg über Portugal.
Wenn die Schweiz am 24. November, einem Donnerstag, um 11 Uhr im Al-Janoub-Stadion auf Kamerun trifft, sind die meisten Positionen in der Startelf vergeben – sofern es keine gesundheitlichen Probleme gibt.
Am umstrittensten ist wohl die Position von Ruben Vargas. Wenn der momentan angeschlagene Salzburg-Stürmer Noah Okafor wieder fit ist, drängt er in die Startelf. In der Innenverteidigung muss sich Fabian Schär wohl mit der Ersatzrolle hinter Nico Elvedi begnügen.
Im Sturmzentrum hat Breel Embolo den lange Jahre gesetzten Haris Seferovic, dem der Wechsel von Benfica zu Galatasaray noch wenig Glücksgefühle bescherte, verdrängt. «Wegen seiner Kraft und Power sehe ich ihn jetzt fix als Mittelstürmer», sagte Nationaltrainer Yakin über Embolo, der vorher auch auf anderen Positionen im Angriff gespielt hatte.
Gegen Tschechien siegte die Schweiz auch dank der nötigen Portion Glück. Drei Mal traf der Gegner das Torgehäuse, ein Unentschieden wäre wohl das gerechtere Resultat gewesen. Die Nati hatte lange Mühe mit der Spielgestaltung. Aber auch das ist eine Erkenntnis: Sie kann solche Spiele, in denen nicht alles aufgeht, trotzdem irgendwie gewinnen.
Gegen Spanien lief es bei ihr besser, als sie versuchte, defensiv sicher zu stehen und wenig zuzulassen. «Wenn wir so spielen, habe ich nie Angst, dass irgendetwas Schlechtes passiert», sagte Goalie Yann Sommer nach dem Sieg in Saragossa.
Okay, nicht ganz jeden. Von 92 Penaltys, die im Verlauf der Karriere auf sein Tor geschossen wurden, gingen aber nur 68 rein – 24 hielt Sommer oder er verleitete den Schützen dazu, das Gehäuse zu treffen oder gar das Tor zu verfehlen. Penaltyschiessen fliessen nicht in diese Statistik ein.
Sagenhaft: In der Nati kassierte Yann Sommer aus den letzten fünf Penaltys gegen ihn keinen Treffer. Erst scheiterten der Spanier Sergio Ramos und der Italiener Jorginho je zwei Mal, nun sah der Tscheche Tomas Soucek seinen Versuch abgewehrt. «Auch die eigenen Spieler beissen sich an ihm die Zähne aus», verriet Yakin über seinen Elfmetertöter. «Sie spielen im Training um Geld, und er hat seine Kasse wieder gefüllt diese Woche.»
Der WM-Auftaktgegner Kamerun ist noch nicht in Form. Am Freitag verloren die Afrikaner 0:2 gegen Usbekistan, gestern 0:1 gegen Südkorea. Will die Schweiz in die Achtelfinals kommen, kämen drei Punkte zum Start mehr als gelegen. Doch die Einstellung muss von Anfang an stimmen: Erinnert sei an das 1:1 gegen Wales zum Auftakt der EM im letzten Sommer.
Danach wartet Brasilien. Der fünffache Weltmeister ist ein harter Brocken: Das 5:1 gestern gegen Tunesien, ebenfalls ein WM-Teilnehmer, war der siebte Sieg in Folge für Neymar und Co. Das Torverhältnis aus diesen Partien lautet 26:2. Die Schweiz weiss, was auf sie zukommt – und weiss dank der Erfahrung von der WM 2018 auch, dass sie trotzdem nicht chancenlos ist. Da holte sie gegen Brasilien ein 1:1.
Ob die Nati erneut in die K.o.-Phase einer Endrunde zieht, wird aller Voraussicht nach erst am dritten Spieltag entschieden. Serbien wurde vor vier Jahren in einem emotionalen Spiel 2:1 besiegt, Granit Xhaka und Xherdan Shaqiri (in der 90. Minute) schossen die Tore und jubelten mit dem Doppeladler. Auch dieses Mal ist die Partie gegen die Serben das Schlüsselspiel. Sie sind eher höher einzuschätzen als in Russland, haben mit Dusan Vlahovic und Aleksandar Mitrovic zwei brandgefährliche Stürmer. Beide schossen auch gestern wieder ein Tor beim 2:0-Sieg in Norwegen, der Serbiens Aufstieg in die A-Gruppe der Nations League bedeutete.
Am 13. November muss Yakin das 26 Mann starke WM-Kader bekanntgeben. Tags darauf hebt ein Flugzeug mit der Nati an Bord in Richtung Doha ab. Vor der WM trägt die Schweiz nur noch ein Länderspiel aus: Exakt eine Woche vor dem Auftakt gegen Kamerun testet sie in Abu Dhabi gegen Ghana.